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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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strahlend weiß, nur Pfoten und die Spitze ihres langen Schwanzes waren von einem tiefen Schwarz.
    »Was ist das denn?«, lachte Lena, als sich das Wesen auf den Rücken drehte und alle viere in die Höhe hob.
    »Ein Kurdul«, erklärte Ragnar. »Lass dich nicht von seinem niedlichen Äußeren täuschen. Wenn er oder seine Rotte bedroht wird, nimmt er es selbst mit einem Bären auf.«
    »Wirklich?«, staunte Lena und fragte sich auch bei einigen Vögeln, die sie unterwegs sah, ob sie deren Namen nur nicht kannte oder ob sie ebenfalls Wesen Elvancors waren.
    »Wie hast du mich eigentlich gefunden, Ragnar?«, wollte Lena wissen.
    »Wir haben dich eine lange Zeit gesucht«, gab er zu. »In Talad erfuhr ich von Andri, dass man dich nach Ceadd verschleppt hat.«
    »Andri?«
    »Der alte Mann, von dem ich dir erzählt habe.« Ragnar drehte sich um, und nun erhellte ein liebevolles Lächeln seine Züge. »Auch ihn habe ich versehentlich nach Elvancor geschickt. Seither lebt er hier und versucht, ein gutes Wort für uns Tuavinn einzulegen – mit mäßigem Erfolg.«
    »Andri! Ich erinnere mich. Ragnar, es freut mich, dass du ihn wiedergesehen hast.«
    »Ja, mich ebenfalls. Auf jeden Fall bin ich auf der Stelle mit Maredd in Richtung Ceadd geritten, und als wir an einem Bach vorbeikamen, stieg plötzlich ein Wassergeist vor uns auf und überbrachte mir die Nachricht, dass du mich suchen würdest.«
    Jetzt staunte Lena ungemein. »Ich habe mit der Hand im Wasser herumgespielt und mir gewünscht, du wärst bei mir«, murmelte sie vor sich hin.
    »Und der freundliche Wassergeist hat uns das ausgerichtet. Nachdem er berichtete, es wäre nur ein einziger Krieger bei dir, konnte ich Maredd dazu überreden, zu den anderen zu reiten, denn sie alle waren in großer Sorge um dich.« Verlegen zuckte er die Achseln. »Eigentlich sollte ich euch nur beobachten und warten, bis Maredd mit Verstärkung kommt, aber als ich dich mit diesem jungen Krieger sah – da musste ich einfach etwas tun.«
    »Du hättest Kian beinahe erschossen«, ergänzte Lena missbilligend.
    »Ich wusste ja nicht, dass er dein neuer Freund ist.« Jetzt klang wieder eine Spur des für Ragnar so typischen Zynismus durch, aber Lena ließ sich nicht provozieren.
    »Kian ist wirklich in Ordnung. Ohne ihn wäre ich verloren gewesen.«
    »Mag sein. Aber jetzt lass uns schneller reiten. Ich freue mich schon darauf, dir das westlichste Lager der Tuavinn zeigen zu können!«
    Ragnar ließ Devera in einen leichten Galopp fallen. Bald hatten sie ein Hochplateau erreicht und ritten durch weit auseinander stehende Bäume.
    »Können wir nicht irgendeinen Geist bitten, dass er uns schneller ans Ziel bringt?«
    »Ich bin noch immer nicht sehr gut darin, die Naturgeister zu beschwören. Zudem gibt es hier keinen Fluss, und ich habe den Eindruck, die Wassergeister sind noch am kooperativsten. Die Geister der Berge und der Felsen sind verärgert über die Menschen, und ich bin zum Teil menschlich.«
    »Weshalb sind sie verärgert?«
    »Die Bewohner der Städte reißen große Stücke aus dem Gestein, um Häuser, Paläste, Mauern zu bauen. Zudem sind vor langer Zeit die Bewohner Crosgans – die Stadt liegt übrigens im Süden, nahe einer Bergkette – auf die dumme Idee gekommen, Bergbau zu betreiben.«
    Lena seufzte tief. »Ich glaube, ich verstehe langsam. Genau das passt nicht zum Einklangsgedanken der Tuavinn, nicht wahr?«
    »Richtig. Auch ich fand Bergbau und das Errichten von Städten anfangs nicht ungewöhnlich. Aber die Tuavinn erklärten mir, dass die Geister, die Beschützer der Berge, nichts dagegen hätten, wenn man Gold, Silber, Bronze und auch Edelsteine nimmt, die sie freiwillig geben. Ob sie nun durch die Flüsse aus den Bergen gewaschen werden oder ob das Land sie nach einem Erdrutsch freigibt. Doch hält man sich nicht daran, werden sie ausgesprochen zornig, und so haben sie mit einem gewaltigen Beben das alte Crosgan zerstört. Die Menschen machten natürlich wieder die Tuavinn dafür verantwortlich, die sie lange genug gewarnt hatten. Sie behaupteten, unser Volk habe die Berggeister aufgehetzt und wolle die Edelmetalle nur für sich allein. Später wurde Crosgan einige Meilen im Landesinneren neu erbaut.«
    »Hm. Aber ihr benutzt doch auch Stahl für eure Schwerter.« Ihre Hand fuhr über den Knauf des Schwerts, das an Ragnars Seite hing.
    »Kein Stahl, es ist ein anderes Material. Die Tuavinn nennen es Pyralon, und in einer gewissen Mischung mit Eisen und Silber

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