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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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er, was sie entdeckt hatte, und riss Devera hart nach rechts. Zu hart für Lenas ohnehin schon wackelige Position. Sie krallte sich noch fester in Ragnars Umhang, doch es war zu spät. Sie rutschte hinab, schrie auf, krachte schmerzhaft auf den Boden, wo sie sich mehrfach überschlug, ehe sie nach Atem ringend liegen blieb.
    Verdammt, die Rodhakan ,dachte sie und wollte sich schnell aufrappeln. Doch ihr wurde schwarz vor Augen, und als sie wieder klar sehen konnte, hatten sich der Schattenbär und fünf weitere Rodhakan vor ihr aufgebaut. Einer ähnelte sogar Everon mit seinen langen, grauen Haaren. Jetzt ist es vorbei! Lena schluckte schwer, hätte gerne die Augen geschlossen, aber nicht einmal das brachte sie fertig.
    »Kommt ja nicht näher, keinen Schritt«, vernahm sie Ragnars Stimme hinter sich. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr, wie er mit gespanntem Bogen neben Devera stand, das Gesicht eine konzentrierte, zornige Maske, vom Licht der Triade beschienen, die hoch über den Bergen stand.
    »Du magst einen von uns töten, bevor wir das Mädchen haben«, höhnte einer der Rodhakan.
    »Nicht nur einen«, knurrte Ragnar. »Ich bin schnell mit dem Bogen.«
    Nun trat die schemenhafte Gestalt eines bärtigen Manns mit blondem Haar hervor. »Wir müssen keine Feinde sein«, behauptete er und klang beinahe freundlich, auch wenn Lena sich nicht täuschen ließ. Sie versuchte, unauffällig rückwärtszukrabbeln, doch die Bärengestalt schnitt ihr den Weg ab und fletschte die Zähne. Ein Knurren drang aus seiner Kehle, das dichte Nackenfell stellte sich auf.
    »Du gehörst nicht wirklich zu den Tuavinn, bist nicht reinblütig. Komm zu uns und hilf uns, dann wirst du mächtig sein.« Der Rodhakan legte den Kopf schief. »Wir wissen, wer du bist. Du bist der …«
    Seine weiteren Worte wurden von Lenas entsetztem Schrei übertönt, denn – wie aus der Dunkelheit geboren – sprang ein gewaltiges Tier aus den Büschen genau in ihre Richtung. Dunkelgrau, muskulös und größer als ein Wolf.

Kapitel 9
    Freund oder Feind
    D ie Bestie riss ihr Maul auf, und Lena glaubte sich dem Tod nahe. Doch da regneten Pfeile auf die Rodhakan nieder, das Tier sprang auf den Schattenbären zu. Lena konnte nur noch einen Haufen wirbelnder Schemen ausmachen. Immer wieder durchbohrten Pfeile die Rodhakan; der Bär brüllte auf, als sein Angreifer ihm mit einem lauten Fauchen die Krallen in den Schattenleib schlug. Ehe Lena sichs versah, war Ragnar bei ihr und zog sie schnell von dem Geschehen weg.
    »Alles ist gut«, flüsterte er in ihr Ohr.
    Lena erwiderte nichts, ihr Mund war trocken. Sie war gefangen von der schaurigen Szenerie vor ihr. Nach und nach wurden die schattenhaften Kreaturen blasser, bis sie schließlich ganz verschwanden.
    Doch nun wandte sich das finstere Tier um, kam auf leisen Pfoten auf sie zu. Die spitzen, von dichtem Pelz bewachsenen Ohren spielten aufmerksam, und sein Kopf war nicht kleiner als der des Bären. Ein tiefes Brummen entstieg der Kehle des Tieres.
    Zu Lenas Entsetzen trat Ragnar vor. »Das ist Morqua.«
    »Morqua?«, wiederholte sie mit dünner Stimme.
    »Eine Bergkatze und zudem die Anam Cara von Eryn.«
    »Sei gegrüßt, Lena. Ich bin Eryn, und mir und Morqua ist es eine Ehre, dich, die jenseits der Schwelle geboren wurde, kennenzulernen.« Eine schlanke Frau kam hinter einem hohen Findling hervor und stellte sich neben die riesenhafte Bergkatze. Wie selbstverständlich legte sie ihr eine Hand auf den breiten Kopf, woraufhin sich das Tier an ihr Bein schmiegte.
    Nur undeutlich konnte Lena Eryn erkennen, denn wo sie stand, fiel kein Licht durch das Blätterdach. Doch sie war groß, so wie alle Tuavinn, und nun trat sie gemeinsam mit Morqua näher.
    »Fürchte dich nicht.« Die Tuavinn lächelte, und Lena blickte in ein schmales Gesicht mit langen Wimpern, einer leicht gebogenen Nase und hohen Wangenknochen. Die langen Haare hatte sie auf die linke Seite zu einem Fischgrätenzopf geflochten. Für Lena verströmte Eryn eine Art zeitloser Anmut, wenngleich sie nicht unbedingt dem Schönheitsideal aus ihrer Welt glich. Eryn wirkte recht kräftig und muskulös für eine Frau, ihre Lippen eine Spur zu breit für ihr Gesicht, dennoch empfand Lena ihre Gesamterscheinung als harmonisch.
    Allmählich löste sich Lena aus ihrer Starre, lächelte und winkte Eryn zaghaft zu. »Also dann gehört ihr zu den Guten, prima«, stellte sie mit zittriger Stimme fest, wobei sie ihre feuchten Hände am Stoff abwischte.
    Ein

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