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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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buschigeren Augenbrauen und dem energischen Kinn. Ragnar dagegen wirkte insgesamt deutlich feingliedriger, auch wenn er jetzt muskulöser war als früher. Trotzdem hätte Lena nicht gewusst, wer aus einem Zweikampf als Sieger hervorgegangen wäre. Sie beide waren Krieger, und sicher hatte ein jeder seine Vorteile. Doch nun streckte Kian seinen Arm aus, legte ihn Ragnar auf die Schulter und senkte leicht den Kopf. »Dann lass uns Verbündete sein und uns vertrauen – zumindest so lange, bis einer dem anderen Anlass zum Misstrauen gibt.«
    Auch Ragnar hob seinen Arm, erwiderte die Geste. »So soll es sein.«
    »Ein schräges Abkommen«, stellte Lena fest, und vermutlich verstand Kian den Sinn ihrer Worte nicht, aber Ragnar grinste, drehte sich um und ging mit langen Schritten in die Richtung, aus der er gekommen war. »Bis die Monde voll am Himmel stehen, Kian aus Talad.«
    Lena lächelte Kian noch einmal zu, dann wandte auch sie sich ab.
    »Willst du tatsächlich mit ihm gehen?«
    Noch einmal drehte sich Lena zu Kian. »Ja, er ist mein Freund.«
    »Hm.« Kian trat zu ihr und drückte sie kurz an sich. »Dann nimm dich in Acht, selbst wenn du den Tuavinn traust. Und Lena, danke. Auch wenn du keine Kriegerin bist, so hast du mir nun tatsächlich das Leben gerettet, sonst hätte dein Freund auf mich geschossen.« Jetzt war sein Lächeln einnehmend, ließ sein Gesicht sehr viel freundlicher und weicher erscheinen. Er strich ihr sogar behutsam über die Wange.
    »Ach was«. Lena räusperte sich verlegen, sah sich nach Ragnar um und bemerkte mit einiger Genugtuung, wie er zu ihnen herübersah. Stolz, den Bogen in der linken Hand stand er auf einem Felsen. »Na ja, vermutlich hätte dich Ragnar tatsächlich mit Pfeilen gespickt wie ein Wildschwein.«
    Kian lachte leise auf. »Ein Wildschwein?«
    »Gibt es in Elvancor keine Wildschweine?«
    »Doch, nur hat mich noch niemals jemand mit einem Schwein verglichen.«
    »Ich wollte auch nicht …«, versicherte Lena errötend, aber Kian schüttelte den Kopf und ließ sie los.
    »Wildschweine sind stark und entschlossen im Kampf, mächtige Gegner. Einige Krieger aus Crosgan huldigen Arduinna, der Göttin der Berge und des Hochlands. Häufig haben sie ein Abbild von ihr auf ihren Helmen, wie sie auf einem wilden Eber reitet.«
    »Dann habe ich dich nicht beleidigt?«, erkundigte sich Lena.
    »Nein. Ich freue mich auf ein Wiedersehen, Lena aus dem Land jenseits der Schwelle. Gerne würde ich dir zuhören, wenn du mir eines Tages mehr davon erzählen möchtest.«
    »Sehr gern. Machs gut, Kian.« Beinahe tat es Lena nun leid, Kian zu verlassen. Dennoch wandte sie sich ab und stieg den Berg hinauf zu Ragnar. Als sie sich ein zweites Mal umdrehte, stand Kian an der gleichen Stelle, an der sie ihn zurückgelassen hatte, und sah ihr nach.
    »Was hattet ihr denn noch so lange zu bereden?«, fragte Ragnar.
    Er wird doch nicht eifersüchtig sein ,dachte sie und piekste ihn in die Seite. »Du musst ja nicht alles wissen.«
    Ragnar schnaubte lediglich, dann fasste er sie am Arm. »Komm mit. Eines der Hauptlager der Tuavinn ist nur einen Tagesritt von hier entfernt. Wenn wir uns beeilen, können wir in der Nacht dort sein.«
    Immer weiter stiegen sie den Berg hinauf, und Lena staunte über mächtige Baumriesen, die sich in die Felsen krallten und deren Blätter teilweise einen Durchmesser von über einem Meter haben mussten. Andere wiederum waren winzig und von unterschiedlichen Grüntönen, die einen bei genauerem Hinsehen beinahe schwindlig werden ließen.
    »Devera!«, freute sich Lena, nachdem sie einen hohen Felsen umrundet hatten. Die Stute stand auf einer mit dichtem Gras bewachsenen Lichtung und hob den Kopf, als sie die beiden Menschen sah.
    »Danke, dass du auf mich gewartet hast«, sagte Ragnar zu dem Pferd und klopfte es am Hals.
    »Na, dann los.« Unternehmungslustig schwang sich Lena in den Sattel und rutschte dann nach hinten auf den Rücken, um für Ragnar Platz zu machen. Auch dieser saß kurz darauf auf, und sofort erklomm die Stute die nächste Anhöhe.
    Während ihres Rittes entdeckte Lena fremdartige Insekten, die schillernd durch die Bäume flogen, Wild, dem ihrer Welt gar nicht unähnlich, und sogar eine Waschbärenfamilie kreuzte ihren Weg. Dann wiederum trafen sie Tiere an, die sie überhaupt nicht zuordnen konnte. Eine Kreatur von der Größe eines Fuchses, aber mit langen, pelzigen Schlappohren rekelte sich auf einer Lichtung in der Sonne. Ihr dichtes Fell leuchtete

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