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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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auslöst, sie erreicht.«
    Lena betrachtete Amelia fasziniert. »Welches Geheimnis?«, flüsterte sie ehrfurchtsvoll.
    Abermals seufzte Amelia, dann sah sie Lena an, und ihre graublauen Augen strahlten, jedoch nicht von dem Kristall, es war vielmehr ein Leuchten, das aus ihrem Inneren kam. »Die Ewigkeit, Lena. Du erblickst die Ewigkeit!«
    Lena schwieg, aber Amelia schien ihren fragenden Gesichtsausdruck zu bemerken. »Das, was hinter den Bergen von Avarinn liegt, die Ewigkeit, ist auch ein Teil von dir. Eine Welt, so intensiv und voller Liebe, dass sie dich voll und ganz umfasst und dabei jeden noch so kleinen Teil in dir ergründet. Eine Welt, die dein Anam Cara für dich öffnet und in der du von einem Gefühlssturm erwartet wirst, der mit Worten nicht zu beschreiben ist.«
    Amelias Ausführungen hatten Lena in ihren Bann geschlagen. Noch lange betrachtete sie die andere Frau, ehe sie wie benommen den Blick abwandte und in den Kristall schaute. Doch dann überkam sie eine tiefe Traurigkeit. »Also ist es das, was Ragnar in Aravyn gefunden hat«, sagte sie leise.
    »Noch ist das nicht gewiss! Niemand kann in die Herzen und die Seelen der beiden blicken. Nur sie selbst können entscheiden, ob sie diese tiefe Verbindung spüren und leben können.« Amelia erhob sich, ließ sich neben Lena in die Hocke nieder und nahm sie in den Arm. »Als ich noch in der anderen Welt lebte, konnte ich diese Wand, von der ich sprach, nicht durchdringen, Maredd nicht als meinen Anam Cara akzeptieren. Erst hier, in Elvancor, habe ich es zugelassen.«
    »Aber die beiden sind in Elvancor«, würgte Lena hervor.
    Eine ganze Weile weinte sie leise an Amelias Schulter, dann ließ sie sich ins Innere der Hütte führen.
    Amelia tupfte ihre Tränen mit dem Ärmel ihrer Bluse ab. »Schlaf erst einmal. Morgen sieht die Welt schon anders aus.«
    »Das glaube ich kaum«, schniefte Lena, wehrte sich jedoch nicht, als Amelia sie sanft auf das Bett drückte. »Es sei denn, Aravyn würde sich einfach in Luft auflösen.«
    Leise lachend schüttelte Amelia den Kopf. »Aravyn ist eine nette junge Frau. Wenn du erst deine Eifersucht abgelegt hast, wirst du das erkennen.«
    Doch Lena schnaubte nur, zog sich eine der Wolldecken bis an die Nasenspitze und fragte: »Wo schlaft ihr denn?«
    »Draußen am Feuer.« Als Lena Einwand erheben wollte, schüttelte Amelia den Kopf. »Inzwischen bin ich das gewohnt, und ich muss sagen, ich liebe es, in die Baumwipfel und die Sterne zu blicken, bevor ich einschlafe. Nur wenn es stark regnet, nächtigen wir hier drinnen oder in der Höhle.«
    »Wirklich?« Eine bleierne Müdigkeit ergriff von Lena Besitz. Sie wollte nur noch die Augen schließen, alles vergessen.
    Noch einmal streichelte Amelia über ihre Wange. »Mach dir nicht zu viele Gedanken, noch ist nichts entschieden.« Sie zögerte kurz. »Und Lena, du gehörst ohnehin in die andere Welt.«
    »Ich weiß.« Traurig rollte sich Lena auf die Seite, wollte jetzt nicht weiter nachdenken, und schon bald übermannte sie ein tiefer und gnädiger Schlaf.
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, hätte sie sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen und versucht, wieder seliges Vergessen im Schlaf zu finden. Nur zu genau konnte sie sich an den letzten Abend erinnern und stand daher ausgesprochen widerwillig auf. Lena hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihre Kleider auszuziehen, obwohl ihr Amelia – wie sie jetzt bemerkte – sogar ein Nachthemd aufs Bett gelegt hatte.
    Gerade hatte sie sich einen Becher voll Wasser aus dem Krug auf dem Tisch eingeschenkt, als Amelia hereinkam.
    »Guten Morgen, Lena. Wie hast du geschlafen?«
    »Eigentlich ganz gut.« Sie biss auf ihrer Unterlippe herum und fragte dann: »Amelia, ich kann doch durch dieses Amulett jederzeit zurückreisen.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Gut, könntest du Maredd dann bitten, mich zurück nach Hause zu bringen?«
    Amelia legte den Kopf schief. »Das könntest du selbst tun, aber willst du wirklich so schnell aufgeben?«
    »Was soll ich denn noch hier?«, stieß sie hervor. »Ich weiß, dass es Ragnar gut geht, er hat seine Anam Cara gefunden, und ich bin völlig überflüssig.«
    Amelia setzte sich zu Lena. »Wie gesagt, ob Aravyn und Ragnar verbundene Seelen sind, ist noch nicht gewiss, und ich denke, du hast sehr wohl noch eine Aufgabe in Elvancor zu erfüllen.«
    »Und welche soll das sein?«
    »Ragnar hat mir von dem jungen Kelten aus Talad erzählt. Ich finde deinen Gedanken sehr gut,

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