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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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versuchte, gegen den Knoten in ihrem Magen anzukämpfen und überhaupt ein Wort herauszubringen, redete Ragnar munter weiter, sah sie nicht einmal an, sondern hatte nur Augen für die hübsche Aravyn.
    »Ich habe sie in einem Tuavinn-Lager weiter im Osten kennengelernt. Sie ist mir sofort aufgefallen. Du solltest sie einmal mit dem Schwert kämpfen sehen«, schwärmte Ragnar, bevor er auflachte. »Zu Anfang hat sie mich immer besiegt.«
    »Das … wäre … sicher sehenswert gewesen«, presste Lena mühsam hervor. Sie rang schwer um ihre Fassung, und das Einzige, an das sie jetzt noch denken konnte, war, ihr Entsetzen zu überspielen. Zumindest sollte Ragnar nicht merken, wie enttäuscht sie war. Wie es aussah, hatte sie sich die ganze Zeit nur etwas vorgemacht. Ragnar betrachtete sie lediglich als gute Freundin, nicht mehr und nicht weniger. Sie hatten viel miteinander erlebt, aber tiefere Gefühle hegte er einfach nicht für sie.
    Nun ließ sie sich vorwärtsschieben. Jeder Schritt fühlte sich an, als würden ihre Beine Tonnen wiegen. Anmutig und geschmeidig erhob sich Aravyn von einem liegenden Baumstamm und umarmte Ragnar. Als er sie auf die Wange küsste, verspürte Lena das dringende Bedürfnis wegzurennen.
    »Aravyn, es ist schön, dich zu sehen. Konntet ihr die Rodhakan vertreiben?«
    »Das konnten wir. Maredd gelang es sogar, einen von ihnen zu töten, und ich habe einen verletzt. Mag sein, dass auch er Elvancors Antlitz nicht mehr beschmutzt.« Aravyns Stimme klang melodisch, aber doch fest und selbstbewusst und passte somit zu ihrem gesamten Erscheinungsbild. Sie war so groß wie Ragnar, von schlanker Figur und mit prallen Brüsten, nicht zu groß, nicht zu klein, und Lena wurde nur allzu schmerzlich bewusst, dass sie genau dem entsprach, was sich Ragnar immer als Traumfrau vorgestellt hatte. Mutig, attraktiv, eine Kriegerin.
    Interessiert blickten Aravyns blaue Augen Lena an. »Und du musst Ragnars Freundin aus dem Land jenseits der Berge sein«, rief sie freudig aus und umarmte sie spontan.
    »Hm«, war alles, was Lena herausbrachte. Diese Umarmung war ihr mehr als zuwider, selbst wenn ihr klar war, dass Aravyn gar nichts von ihren Gefühlen für Ragnar wissen konnte. Doch die Eifersucht tobte in ihr, und sie hätte diese hübsche junge Frau am liebsten von sich gestoßen.
    Endlich ließ Aravyn sie los.
    »Aravyn trägt ebenfalls zu einem Teil Menschenblut in sich – so wie ich«, erzählte Ragnar freudig.
    »Wie schön«, entgegnete Lena lahm.
    »Kommt, setzt euch«, lud Aravyn Ragnar und Lena ein. »Eryn hat Eintopf gekocht.«
    »Oje, wenn Eryn gekocht hat, sollten wir uns besser darauf einstellen, die Nebel der Ewigkeit aufzusuchen«, scherzte Ragnar.
    Als Aravyn ihm durch die Haare strubbelte und ihn dann scherzhaft in den Schwitzkasten nahm, hatte Lena das Gefühl, jemand würde einen Dolch in ihren Köper rammen.
    »Du bist solch ein Schandmaul«, schimpfte Aravyn, doch Eryn blieb gelassen.
    »Ich weiß, von wem diese Worte kommen, keine Sorge.«
    Dicht nebeneinander ließen Aravyn und Ragnar sich nieder, und ihre Blicke sprachen von großer Vertrautheit.
    »Ich … bin nicht hungrig.« Noch vor wenigen Augenblicken hatte Lena gedacht, den gesamten Inhalt des Topfes allein verspeisen zu können, aber jetzt war ihre Kehle wie zugeschnürt.
    »Sei versichert, Eryns Kochkünste übersteigen Ragnars bei Weitem.« Aravyn hob eine ihrer leicht geschwungenen Augenbrauen. »Ich erinnere mich nur an diese Pilzsuppe, damals, in der Nähe von Crosgan.«
    Während Ragnar sich verlegen durch die Haare fuhr, schöpfte Aravyn eine Holzschale voll Eintopf und reichte diese Lena mit einem freundlichen Lächeln. »Beinahe hätte er uns alle an den Rand der Ewigkeit befördert.«
    »Wie hätte ich denn wissen sollen, dass diese weißen Pilze giftig waren?«, verteidigte er sich. »Sie sahen aus wie Steinpilze.«
    Mit einem gequälten Lächeln nahm Lena die Suppenschüssel an sich und lauschte mit wachsendem Unwohlsein Aravyn und Ragnar, die nun in gemeinsamen Abenteuern schwelgten.
    Beim besten Willen brachte sie nicht mehr als ein paar Löffel von dem Eintopf herunter, selbst wenn dieser schmackhaft war. Sie war froh, als sie die Schüssel wegstellte und Morqua sich – unbemerkt von den anderen – dieses unverhoffte Mahl einverleibte.
    Eryn verhielt sich recht ruhig, warf hier und da einen Kommentar ein und sah gelegentlich zu Lena hinüber. Die rang noch immer um ihre Fassung und erhob sich irgendwann

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