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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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hatte. Als die Crosganianer auftauchten, war ihre Angst echt, ebenso wie ihre Verwunderung, den Tuavinn zu sehen. Das kann sie nicht alles gespielt haben.« Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. »Als sie hingegen gespielt hat, ihr Gedächtnis verloren zu haben, hat man das sogleich gemerkt.«
    Zweifelnd zwirbelte Ureat an seinen Barthaaren herum, ein sicheres Zeichen dafür, dass er konzentriert nachdachte. »Möglicherweise war das eine List. Sie hat schlecht gelogen, um ihre anderen Lügen zu tarnen.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Kian, seit Generationen kam niemand mehr über die Schwelle.«
    »Lena zufolge doch – allerdings nur Gefährten der Tuavinn.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich traue diesen angeblichen Schwellenhütern einfach nicht.«
    »Ich ebenfalls nicht«, räumte Kian ein, »und was ich von Ragnar halten soll, weiß ich auch noch nicht. Doch in einem Punkt hat Lena recht. Wir sollten uns treffen und uns bemühen, einen Weg zu finden, die Rodhakan aus Elvancor zu vertreiben. Einer gibt dem anderen die Schuld daran, doch besiegen konnte sie noch niemand. Wenn wir mit den Tuavinn sprechen, können wir zumindest sehen, wie ihre Reaktion ausfällt, und vielleicht einschätzen, wie sie zu den Rodhakan stehen.«
    »Hättest du mich vor dem Triadenfest mit einer solchen Bitte konfrontiert, hätte ich dich ganz gewiss zurückgewiesen.« Ureats buschige Brauen zogen sich zusammen, und er starrte nachdenklich in sein Badewasser. »Aber nun, da wir so viele Tote zu beklagen haben, müssen wir handeln. Außerdem erstarken die Rodhakan zunehmend. Vielleicht steckt ja wirklich noch etwas anderes dahinter als die Tuavinn.«
    Ein weiteres bedächtiges, kaum verständliches Grummeln kam über Ureats Lippen, dann erhob er sich ächzend. Wasser troff von seinem Körper. Noch immer besaß er beeindruckende Muskeln, doch seine Haut war an vielen Stellen schlaff geworden und durch das lange Sitzen im Wasser nun schrumpelig. Kians Onkel trocknete sich gründlich ab, nahm noch einen Schluck aus dem Bierkrug und lächelte dann.
    »Ich danke dir, Kian.«
    »Und was bedeutet das?«, erkundigte dieser sich ungeduldig.
    »Für das Bad danke ich dir – und auch für deinen Rat. Ich denke, dieses Treffen ist eine Überlegung wert.« Warnend hob er eine Hand, als Kian freudig von der Bank neben dem Badezuber aufsprang. »Dennoch wird es schwierig sein, auch nur den Ältestenrat Talads zu überzeugen, von Erborg und Crosgan ganz zu schweigen. Bedenke, ein solches Treffen hat es bereits gegeben, und dieses ist gescheitert. Aber nun gut«, Ureat rieb sich das Kinn, »bis die beiden Monde in ihrer gesamten Pracht am Himmel stehen, werden viele Tage vergehen. Dennoch ist es eine lange Reise in die großen Fürstenstädte. Du wirst mir helfen müssen und mich begleiten.«
    »Das werde ich, Onkel.« Hastig reichte Kian seinem Onkel die frischen Kleider, die er schon aus dessen Haus geholt hatte.
    »Ich könnte Ruven zu den Vertretern aus Ceadd schicken.«
    Bei diesem Vorschlag verfinsterte sich Kians Gesicht. »Er wird dagegen sein, nur weil der Vorschlag von mir kam.«
    »Wir müssen ja nicht sagen, dass es dein Vorschlag war.« Ein listiges Lächeln huschte über Ureats bärtiges Gesicht, dann schlug er Kian auf die Schulter. »Ihr seid Brüder und solltet euren Streit beilegen.«
    Kian presste seinen Kiefer fest zusammen und knirschte mit den Zähnen. »Wenn Ruven nur endlich aufhören würde …« Dann winkte er ab. »Ruven und ich, das ist eine andere Angelegenheit. Aber, Onkel, ich bin sehr froh, dass du einem Treffen mit den Tuavinn zustimmst.«
    »Sei dir nicht zu sicher«, warnte Ureat ihn jedoch. »Auch ich bin nicht völlig überzeugt, und ob die Vertreter der übrigen Städte mit sich reden lassen, ist mehr als fraglich.«
    Inzwischen waren sie wieder ins Freie getreten. Die Sonne schien warm vom Himmel, einzelne Wolkenfetzen zogen vorüber. Kians Blick wanderte zu den Bergen von Avarinn. »Aber es ist ein Anfang, und letztendlich hat jede Veränderung irgendwann ihren Anfang genommen.«

Kapitel 11
    Verzweiflung
    U nfähig, sich zu rühren, stand Lena da. Mit diesen wenigen Worten hatte Ragnar all ihre Träume und Wünsche auf einen Schlag vernichtet. Tief in ihrem Inneren hatte sie auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm gehofft, selbst wenn sie nicht wusste, wie die hätte aussehen sollen, da sie ja tatsächlich Welten trennten. Aber darüber nachzudenken war nun ohnehin hinfällig. Während Lena krampfhaft

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