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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einzigen Leichen waren die, die in den Wagen verbrannt waren. Er stellte fest, dass es Überlebende gegeben hatte, eine kleine Gruppe, die in Richtung Süden geflohen war, hinaus in die Odhan. Es sah nicht so aus, als wären sie verfolgt worden, doch Kalam wusste nur zu gut, dass es da draußen in der Ebene so gut wie keine Chance auf Rettung gab. Die Stadt Orbal war fünf, vielleicht sechs Tagesmärsche entfernt, und es war anzunehmen, dass auch sie sich in der Hand der Rebellen befand, da die dortige malazanische Abteilung immer unterbemannt gewesen war.
    Er fragte sich, wo die Flüchtlinge wohl hergekommen sein mochten. In jeder Richtung gab es meilenweit keinerlei menschliche Behausungen.
    Apt kam flussaufwärts auf ihn zugeschlendert; seine trippelnden Schritte klangen auf dem Sand fast wie ein Trommelwirbel. Die Wunden der Kreatur waren mehr oder weniger verheilt, zierten jetzt als runzlige Narben die schwarze Haut. Fünf Tage waren seit dem Angriff des Vielwandlers vergangen. Es hatte keine Anzeichen gegeben, dass der Gestaltwandler sie noch immer verfolgte, und Kalam hoffte, dass er genug abbekommen hatte, um jede Lust verloren zu haben, die Jagd noch weiter fortzusetzen.
    Nichtsdestotrotz wurden sie verfolgt. Von irgendjemandem. Der Assassine spürte es in den Knochen. Er hätte sich am liebsten selbst in einen Hinterhalt gelegt, doch er war allein, und seine Verfolger mochten zu mehreren sein. Hinzu kam, dass er keine Ahnung hatte, inwieweit Apt ihn unterstützen würde – er vermutete, eher nicht. Sein einziger Vorteil war die Schnelligkeit, mit der er vorankam. Er hatte sein Pferd nach dem Kampf ohne große Schwierigkeiten wieder gefunden, und das Tier zeigte sich den Strapazen der Reise erstaunlich gut gewachsen. Kalam vermutete mittlerweile, dass sich zwischen dem Dämon und seinem Hengst eine Art Wettstreit abspielte, der viel mit Stolz zu tun hatte: Zweifellos war das Pferd beschämt, dass es während des Kampfes davongelaufen war, und es schien, als wäre es entschlossen, die Überlegenheit zurückzugewinnen, die es sich zumindest immer eingebildet hatte.
    Kalam stieg wieder in den Sattel. Apt hatte die Spur gefunden, die die geflohenen Überlebenden hinterlassen hatten; er schnüffelte in der Luft und schwang seinen langen, stumpfen Kopf hin und her.
    »Das ist nicht unser Problem«, sagte Kalam und lockerte das letzte ihm noch verbliebene Langmesser im Gürtel. »Wir haben auch so schon genug, worum wir uns Sorgen machen sollten, Apt.« Er trieb sein Pferd an und lenkte es in eine Richtung, die ihn um die Spur herumführen würde.
    Er ritt über die Ebene, während allmählich der Abend hereinbrach. Trotz seiner Größe schien der Dämon im düsteren Zwielicht zu verschwinden. Das sollte mich nicht überraschen – schließlich entstammt er dem Reich der Schatten.
    Ein Stück voraus senkte sich das Grasland leicht ab – dort lag ein weiteres Flussbett. Als er näher heranritt, erhoben sich Gestalten aus der Deckung der diesseitigen Uferböschung. Kalam fluchte lautlos, zügelte seinen Hengst und hob beide Hände, die offenen Handflächen nach vorne gewandt.
    »Mekral, Obarii«, sagte er. »Ich reite mit dem Wirbelwind!«
    »Komm näher«, entgegnete eine Stimme.
    Die Hände immer noch erhoben, lenkte Kalam sein Pferd mit Knien und Fersen vorwärts.
    »Mekral«, bestätigte die gleiche Stimme. Ein Mann trat aus dem hohen Gras, einen Tulwar in der Hand. »Komm, nimm an unserem Fest teil, Reiter. Hast du Neuigkeiten aus dem Norden?«
    Kalam entspannte sich etwas und stieg ab. »Nur solche, die schon Monate alt sind, Obarii. Ich habe schon seit Wochen nicht mehr laut gesprochen. Was für Geschichten könnt ihr mir erzählen?«
    Der Sprecher war lediglich ein weiterer Bandit, der unter der noblen Maske des Rebellen plündernd durchs Land zog. Er schenkte dem Assassinen ein Grinsen voller Zahnlücken. »Rache an den Mezla, Mekral. Solch eine Rache ist süß wie Quellwasser.«
    »Dann ist der Wirbelwind nicht besiegt worden? Haben die Armeen der Mezla nichts unternommen?«
    Sein Pferd am Zügel führend, begleitete Kalam die Plünderer in ihr Lager. Es war sorglos errichtet worden, was auf einen nachlässigen Anführer hindeutete. Ein großer Holzhaufen lag bereit, der, sollte er entzündet werden, ein Lagerfeuer versprach, das in der halben Odhan zu sehen sein würde. Auf der windabgewandten Seite des Lagers befand sich ein behelfsmäßig zusammengebautes Gatter, in dem eine kleine Herde Ochsen

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