Das Reich der Sieben Städte
eingesperrt war.
»Die Armeen der Mezla haben nichts anderes getan, als zu sterben«, sagte der Anführer grinsend. »Wir haben gehört, dass nur eine einzige übrig geblieben ist, weit unten im Südosten. Unter der Führung eines Wickaners, dessen Herz ein schwarzer, blutleerer Stein ist.«
Kalam grunzte. Ein Mann reichte ihm einen Weinschlauch, und nachdem der Assassine dankend genickt hatte, nahm er einen kräftigen Schluck. Saltoanischer Wein, Kriegsbeute von den Mezla – wahrscheinlich von den Wagen, deren Reste ich vorhin gesehen habe. Genau wie die Ochsen. »Im Südosten? In einer der Küstenstädte?«
»Ja, Hissar. Aber Hissar ist jetzt in den Händen von Kamist Reloe. Genau wie alle anderen Städte, außer Aren, aber in Aren ist der Jhistal. Der Wickaner flieht quer durch das Land, an Tausende von Flüchtlingen gekettet – sie betteln um seinen Schutz, während sie gleichzeitig sein Blut auflecken.«
»Dann ist sein Herz nicht schwarz genug«, murmelte Kalam.
»Stimmt. Er hätte sie Kamist Reloes Armeen überlassen sollen, aber er fürchtet den Zorn der verhätschelten Narren, die in Aren das Kommando haben – dabei werden die ohnehin nicht mehr lange am Leben sein.«
»Wie heißt dieser Wickaner?«
»Coltaine. Man erzählt sich, dass er Flügel hat wie eine Krähe und dass er selbst inmitten eines Gemetzels noch viele Dinge findet, über die er lachen kann. Kamist Reloe hat ihm einen langen, langsamen Tod versprochen.«
»Möge der Wirbelwind jede Belohnung ernten, die er verdient«, sagte der Assassine und trank einen weiteren Schluck.
»Du hast ein schönes Pferd, Mekral.«
»Und ein treues dazu. Der Fremde, der versucht, es zu reiten, sollte sich vorsehen.« Kalam hoffte, dass der Mann die Warnung verstanden hatte.
Der Anführer der Banditen zuckte die Schultern. »Alles kann gezähmt werden.«
Der Assassine seufzte, legte den Weinschlauch neben sich auf den Boden. »Wollt ihr den Wirbelwind verraten?«, fragte er.
Jede Bewegung um ihn herum erstarb. Zu seiner Linken knackte das knochentrockene Holz Funken sprühend in der Glut.
Der Anführer breitete die Arme aus und machte ein beleidigtes Gesicht. »Das war bloß ein einfaches Kompliment, Mekral! Womit haben wir es verdient, dass du solch einen Verdacht hegst? Wir sind weder Diebe noch Mörder, mein Freund. Wir sind Gläubige! Dein schönes Pferd gehört natürlich dir, obwohl ich Gold habe, um ...«
»Es ist nicht zu verkaufen, Obarii.«
»Du hast mein Angebot doch noch gar nicht gehört.«
»Die Schätze aller Sieben Heiligen Städte werden mich nicht umstimmen«, knurrte Kalam.
»Dann wollen wir nicht weiter darüber sprechen.« Der Mann griff nach dem Weinschlauch und bot ihn Kalam erneut an.
Der Assassine nahm ihn, benetzte sich diesmal allerdings nur die Lippen.
»Dies sind traurige Zeiten«, fuhr der Anführer der Banditen fort, »wenn Vertrauen unter Soldaten, die eigentlich Kameraden sind, zu einer Seltenheit wird. Schließlich reiten wir alle im Namen Sha'iks. Wir haben alle einen einzigen verhassten Feind. Nächte wie diese, die inmitten des Heiligen Krieges unter den Sternen Frieden gewähren, sind ein Grund, zu feiern und sich zu verbrüdern, mein Freund.«
»In deinen Worten hast du die ganze Schönheit unseres Kreuzzugs eingefangen«, sagte Kalam. Worte können so leicht über Chaos und Schrecken und Entsetzen hinweggleiten, dass es ein Wunder ist, dass es überhaupt noch so etwas wie Vertrauen gibt.
»Und jetzt gibst du mir dein Pferd und die wunderbare Waffe an deinem Gürtel.«
Das Lachen des Assassinen war ein leises Grollen. »Ihr seid zu sechst, drei sind hier vor mir, drei drücken sich hinter mir herum.« Er machte eine Pause, lächelte, als er dem Anführer in die Augen blickte, die im Feuerschein glitzerten. »Es wird ziemlich knapp werden, aber ich werde darauf achten, dich als Ersten zu töten, mein Freund. «
Der Mann zögerte, lächelte schließlich seinerseits. »Du hast keinen Sinn für Humor. Vielleicht liegt es daran, dass du so lange allein unterwegs warst, dass du die Spiele vergessen hast, die Soldaten spielen. Hast du schon etwas gegessen? Wir sind heute Morgen auf eine Gruppe Mezla gestoßen; sie waren überaus großzügig mit ihren Nahrungsmitteln und Besitztümern. In der Morgendämmerung werden wir sie noch einmal besuchen. Es sind Frauen bei ihnen.«
Kalam starrte ihn finster an. »Sieht so euer Krieg gegen die Mezla aus? Ihr seid bewaffnet, ihr seid beritten – warum habt ihr euch
Weitere Kostenlose Bücher