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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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fest, dass sie mit den Tränen kämpfte; sie wusste, dass sie nichts dergleichen tun würde. Sie brauchte Beneth, das war absolut richtig, und sie würde dafür bezahlen, ihn zu halten. Doch Heboric und Baudin brauchte sie ebenso sehr, und ein Teil von ihr klammerte sich an die beiden wie ein Kind an seine Eltern, leugnete die Härte, die alles andere in ihrer Welt bestimmte. Dies zu verlieren – die beiden zu verlieren – hieße, alles zu verlieren.
    Heboric und Baudin wollten sie ganz offensichtlich nicht ins Vertrauen ziehen, weil sie glaubten, dass sie dieses Vertrauen genauso leichtfertig verkaufen würde wie ihren Körper – doch das stimmte nicht. Ich schwöre, dass es nicht stimmt.
    Felisin starrte in die Dunkelheit, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ich bin allein. Jetzt gibt es nur noch Beneth. Beneth und seinen Wein und seinen Durhang und seinen Körper. Sie verspürte immer noch Schmerzen zwischen den Beinen von dem, was geschehen war, als Beneth sich endlich zu Bula und ihr in das große Bett der Wirtin gelegt hatte.
    Es war, redete sie sich ein, nur eine Frage des Willens, Schmerzen in Lust zu verwandeln.
    Versuche, zu überleben, jede einzelne Stunde.
     
    Der Markt am Kai hatte angefangen, die morgendlichen Besucherscharen anzuziehen, und damit die Illusion verstärkt, dass dies ein Tag war wie jeder andere. Fröstelnd vor Furcht, die auch die aufsteigende Sonne nicht vertreiben konnte, saß Duiker mit gekreuzten Beinen auf der Hafenmauer; sein Blick wanderte über die Bucht hinaus auf die Sahul-See, und er wünschte sich sehnlichst, Admiral Nok und seine Flotte würden zurückkehren.
    Doch Nok hatte Anweisungen befolgt, die nicht einmal Coltaine rückgängig machen konnte. Der Wickaner hatte keine Autorität über die Kriegsschiffe der Malazaner, und Hohefaust Pormqual hatte die Sahul-Flotte zurückgerufen und so dafür gesorgt, dass die Schiffe am Morgen den Hafen von Hissar verlassen hatten, um die einen Monat dauernde Reise nach Aren anzutreten.
    Auch wenn alles den Anschein von Normalität hatte, war die Abfahrt natürlich von den Bürgern Hissars bemerkt worden, und auf dem Morgenmarkt ging es zunehmend lebhafter zu; immer mehr Gelächter und aufgeregte Stimmen waren zu hören. Die Unterdrückten hatten ihren ersten Sieg errungen, und alles, was ihn von denen unterschied, die noch kommen würden, war die Tatsache, dass kein Blut vergossen worden war. Zumindest war dies das allgemein vorherrschende Gefühl.
    Für Duiker gab es immerhin einen Trost: Zusammen mit der Flotte war auch der Jhistal-Hohepriester Mallick Rel verschwunden. Es war allerdings nicht schwer, sich den Bericht auszumalen, den Rel für Pormqual verfassen würde.
    Der Blick des Historikers blieb an einem malazanischen Segel in der Meerenge hängen; ein kleines Transportschiff, das sich von Nordosten her näherte. Vielleicht von der Insel, von Dosin Pali, oder von einer Stadt, die ein Stück weiter die Küste rauf liegt. Es schien nicht angekündigt zu sein, und das machte Duiker neugierig.
    Plötzlich spürte er, dass er nicht mehr allein war. Als er sich umdrehte, sah er Kulp, der auf die breite, niedrige Mauer geklettert war und jetzt seine Beine über das trübe Wasser zehn Schritt unter ihnen baumeln ließ. »Es ist geschehen«, sagte er, und es klang so, als würde diese Bemerkung auf das Eingeständnis eines abscheulichen Mordes hinauslaufen. »Eine Nachricht ist unterwegs. Falls Euer Freund noch am Leben ist, wird er seine Anweisungen erhalten.«
    »Ich danke Euch, Kulp.«
    Der Magier rückte unbehaglich hin und her. Er rieb sich das Gesicht und blinzelte zu dem Transportschiff hinüber, das gerade in den Hafen einlief. Ein Patrouillenboot näherte sich dem Neuankömmling, dessen Mannschaft das Segel einholte. Auf Deck standen zwei Männer in glänzender Rüstung und sahen zu, wie das Patrouillenboot längsseits ging.
    Einer der Männer in der Rüstung lehnte sich über die Bordwand und rief dem Hafenbeamten etwas zu. Einen Augenblick später legten sich die Ruderer des Patrouillenbootes gewaltig in die Riemen, um das Boot in offensichtlicher Hast zu wenden.
    Duiker grunzte. »Habt Ihr das gesehen?«
    »Hm«, brummte Kulp.
    Von einer Reihe von Rudern vorangetrieben, die knapp oberhalb der Wasserlinie erschienen waren, glitt das Transportschiff zum imperialen Pier. Einen Augenblick später wurden die Ruder auf der dem Pier zugewandten Seite wieder eingezogen. Dockarbeiter rannten durcheinander, um die Haltetaue

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