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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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flankiert wurde, mit den anderen beiden Straßen vereinte. Nördlich von ihnen – zu ihrer Rechten, als sie sich der Gabelung näherten – war die Straße der Tiefen Mine, südlich – und somit zu ihrer Linken – verlief die Schacht-Straße, die zu einer stillgelegten Mine führte; dorthin wurden jeden Abend diejenigen gebracht, die den Tag nicht überlebt hatten.
    Der Leichenwagen war nirgends zu sehen, was bedeutete, dass er auf seinem Weg durch die Grubenstadt aufgehalten worden sein musste, weil mehr als die übliche Anzahl von Toten herausgebracht und auf seine Ladefläche geworfen worden war.
    Sie überquerten die Gabelung und gingen weiter in Richtung Arbeitsstraße. Hinter dem nördlichen Dosii-Wachhaus lag der Abteufer-See, ein tiefer Teich aus türkisgrünem Wasser, der sich bis zum nördlichen Grubenwall erstreckte. Es ging das Gerücht, das Wasser wäre verflucht, und in den See hineinzutauchen hieße, für immer zu verschwinden. Einige glaubten, dass in den Tiefen des Sees ein Dämon lebte. Heboric behauptete, der fehlende Auftrieb wäre eine Eigenschaft des kalkgesättigten Wassers. Wie auch immer, die wenigsten Sklaven waren verrückt genug, in dieser Richtung die Flucht zu versuchen, denn der Grubenwall war an der Nordseite genauso steil wie an den anderen, und wie überall nässte er pausenlos; das Wasser lief über eine Kruste aus Ablagerungen, die wie feuchte, polierte Knochen aussahen.
    Heboric hatte Felisin gebeten, für alle Fälle ein Auge auf den Wasserstand des Abteufer-Sees zu haben, jetzt, wo die trockene Jahreszeit gekommen war, und während sie auf der Arbeitsstraße dahinschritten, musterte sie das gegenüberliegende Ufer so eingehend, wie es ihr in dem dämmrigen Licht möglich war. Etwa eine Handspanne über dem Wasserspiegel war ein Rand, eine Art Kruste zu sehen. Diese Neuigkeiten würden ihm gefallen, wenn sie auch keine Ahnung hatte, wieso. Der Gedanke an Flucht war völlig absurd. Jenseits der Grube gab es nur unbelebte Wüste und trockene Felsen, und im Umkreis von mehreren Tagesreisen kein trinkbares Wasser. Die Sklaven, die es irgendwie zum Rand der Grube geschafft hatten und auch den Patrouillen auf der Käferstraße – jener Straße, die die Grube umrundete – entgangen waren, bleichten jetzt als Gerippe im roten Sand der Wüste. Nur die wenigsten kamen jedoch so weit, und die Reihe von Metalldornen mit der Bezeichnung Straße der Erlösung an der senkrechten Mauer des Turms an der Rostrampe sorgte dafür, dass ihr Scheitern für alle klar und deutlich zu erkennen war. Es verging keine Woche, ohne dass ein neues Opfer an der Wand des Turms erschienen wäre. Die meisten starben, noch ehe der erste Tag vorbei war, einige jedoch brauchten länger.
    Die ausgetretenen Pflastersteine der Arbeitsstraße führten rechts an Bulas Schänke und dann links an einer Reihe von Bordellen vorbei, bevor die Straße in den Rattenloch-Ring mündete. Im Zentrum der Ringstraße erhob sich Sawarks Feste, ein sechseckiger, drei Stockwerke hoher Turm aus Kalksteinblöcken. Beneth war der einzige Sklave, der jemals in seinem Innern gewesen war.
    Zwölftausend Sklaven lebten in Schädelmulde, der großen Bergbaugrube dreißig Längen nördlich von Dosin Pali, der einzigen Stadt an der Südküste. Zu ihnen und den dreihundert Wachen gesellten sich noch Einheimische: Huren für die Bordelle, Personal für Bulas Schänke und die Spielhallen, eine Kaste von Dienern, die ihr Leben und das ihrer Familien dem malazanischen Militär verpfändet hatten, Straßenhändler für den um seine Existenz kämpfenden Markt, der am Ruhetag auf dem Rattenloch-Ring stattfand, und ein paar Verbannte, Arme und Verlorene, die eine Grubenstadt den elenden Gassen von Dosin Pali vorzogen.
    »Der Eintopf ist bestimmt kalt«, murmelte Beneth, als sie Bulas Spelunke fast erreicht hatten.
    Felisin wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das wird eine Wohltat sein.«
    »Du bist noch nicht an die Hitze gewöhnt. In ein oder zwei Monaten wirst du die Kühle der Nacht genauso spüren wie alle anderen.«
    »In diesen frühen Abendstunden schwingt noch immer die Erinnerung an den Tag mit, Beneth. Ich spüre die Kühle um Mitternacht und in den Stunden danach.«
    »Zieh zu mir, Mädchen. Ich werde dich schon warm halten.«
    Er schien schon wieder kurz davor zu sein, in eine seiner plötzlichen düsteren Stimmungen zu verfallen. Sie sagte nichts, hoffte, dass er die Sache auf sich beruhen lassen würde.
    »Sei vorsichtig mit dem,

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