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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Baria. Steckt Eure Waffen ein, und erstattet der neuen Faust Bericht, Kommandant. Wenn Ihr etwas anderes tut, opfert Ihr Euer Leben und das Eurer Soldaten.«
    »Mir schenkt Ihr keine Beachtung«, sagte Mesker. »Baria ist nicht mein Hüter, Magier.«
    Kulp grinste höhnisch. »Schweigt, Hündchen. Wohin Baria auch geht, Mesker wird ihm folgen – oder wollt Ihr jetzt etwa mit Eurem Bruder die Klinge kreuzen?«
    »Das reicht, Mesker«, knurrte Baria.
    Mesker riss seinen Tulwar aus der Scheide. »Du wagst es, mir Befehle zu geben?«
    Aus der Reihe der Wickaner erschollen anfeuernde Rufe. Ein paar tapfere Seelen in der Menge hinter ihnen lachten.
    Meskers Gesicht war wutverzerrt.
    Baria seufzte. »Bruder, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Eine berittene Abteilung der Hissar-Garde erschien hinter der Menge, drängte sich durch die Gänge zwischen den Marktständen. Von links erklang Hufgetrappel, und als Duiker und die anderen sich umdrehten, sahen sie ungefähr sechzig wickanische Bogenschützen, die gespannte Bögen auf die Roten Klingen gerichtet hatten.
    Baria hob langsam seine linke Hand, machte eine drehende Bewegung. Seine Krieger senkten ihre Waffen.
    Wütend und widerwillig schnaubend rammte Mesker seinen Tulwar wieder in die hölzerne Scheide.
    »Eure Eskorte ist da«, sagte Kulp trocken. »Es sieht ganz so aus, als hätte die Faust Euch erwartet.«
    Duiker stand neben Kulp und sah zu, wie Baria die Roten Klingen vorwärts führte, den Truppen aus Hissar entgegen. Der Historiker schüttelte sich. »Beim Atem des Vermummten, Kulp, das war ein ziemlich riskanter Schachzug!«
    Der Magier gab ein Brummen von sich. »Auf Mesker Setral kann man immer zählen«, sagte er. »Er hat so wenig Hirn wie eine Katze und ist genauso leicht abzulenken. Einen Augenblick habe ich wirklich gehofft, Baria würde die Herausforderung annehmen – was auch immer dabei rauskommt, es gäbe dann einen Setral weniger. So gesehen war es eine verpasste Gelegenheit...«
    »Diese verkleideten Wickaner haben nicht zu einem offiziellen Empfangskomitee gehört«, sagte Duiker. »Coltaine hatte den Markt mit seinen Leuten unterwandert.«
    »Dieser Coltaine ist schon ein gerissener Hund.«
    Duiker schüttelte den Kopf. »Aber jetzt haben sie sich enttarnt.«
    »Stimmt, und gleichzeitig bewiesen, dass sie ihr Leben eingesetzt hätten, um die Bürger von Hissar zu beschützen.«
    »Ich glaube nicht, dass Coltaine den Kriegern befohlen hätte vorzurücken, wenn er hier gewesen wäre. Diese Wickaner wollten einen Kampf. Das hatte nichts damit zu tun, die Menschen auf dem Markt zu verteidigen.«
    Der Magier rieb sich das Gesicht. »Wir sollten lieber hoffen, dass die Hissari das anders gesehen haben.«
    »Kommt, lasst uns irgendwo einen Wein trinken – ich kenne da eine Schänke am Platz des Imperiums... Unterwegs könnt Ihr mir erzählen, wie viel Wärme die Siebte inzwischen ihrer neuen Faust entgegenbringt.«
    Kulp ließ ein bellendes Gelächter hören, während sie losmarschierten. »Respekt vielleicht, aber keine Wärme. Coltaine hat den Übungsplan völlig geändert. Wir haben gerade mal eine einzige Übung in Schlachtformation gehabt, seit er angekommen ist, und das war gleich an dem Tag, an dem er das Kommando übernommen hat.«
    Duiker runzelte die Stirn. »Ich habe gehört, dass er die Soldaten bis zur Erschöpfung treibt, dass er noch nicht einmal der Sperrstunde nachdrücklich Geltung verschaffen muss, weil ohnehin alle nur noch schlafen wollen, und dass es ab der achten Glocke in den Soldatenunterkünften so ruhig ist wie in einem Grab. Aber wenn er keine schnellen Schwenks, keine Schildkröten-Formationen und keine Schildwälle üben lässt, was macht er dann?«
    »Es gibt da ein verfallenes Kloster auf dem Hügel südlich der Stadt – kennt Ihr es? Mit Ausnahme des Tempels im Zentrum sind nur Fundamente übrig geblieben, aber die brusthohen Mauern bedecken die ganze Hügelkuppe wie eine kleine Stadt. Die Sappeure haben sie wieder hochgezogen, einige davon auch überdacht. Am Anfang war es ein Labyrinth aus Gässchen und Sackgassen, aber Coltaine hat es von den Sappeuren in einen Albtraum verwandeln lassen. Ich würde wetten, dass noch immer ein paar Soldaten darin herumirren. Dorthin schickt uns der Wickaner jeden Nachmittag, und wir üben Scheingefechte, Straßenkontrolle, den Angriff auf Gebäude, Ausbruchstaktiken und die Rettung von Verwundeten. Coltaines Krieger spielen einen aufständigen Straßenmob und Plünderer, und

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