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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sagen, dass Cotillion niemandem traut. Noch nicht einmal Schattenthron. Imperator Kellanved ... na gut. Doch dem Aufgestiegenen Kellanved – Schattenthron –, ah, das ist etwas ganz anderes.«
    »Er war ein Narr«, sagte Fiedler und griff nach seinen Zügeln.
    Apsalars Lächeln wirkte merkwürdig wehmütig.
    »Genug geschwatzt«, sagte Crokus. »Wir sollten machen, dass wir aus dieser verdammten Stadt rauskommen.«
    »Stimmt.«
    Die kurze Reise zum Südtor verlief überraschend ereignislos, ganz im Gegensatz zu den Warnungen des Kommandanten. Die Dämmerung begann die Straßen einzuhüllen, und der Rauch einer brennenden Mietskaserne sank als ätzender Nebel herab und machte das Atmen zur Qual. Sie ritten durch die schweigenden Nachwehen des Gemetzels, die einzusetzen pflegen, wenn die Wut verraucht ist und das Bewusstsein schockiert und voller Scham zurückkehrt.
    Der Augenblick kam Fiedler vor wie ein Luftholen angesichts von etwas, das zu einem unaufhörlichen Feuer werden würde. Wären die malazanischen Legionen nicht aus dem nahe gelegenen Pan'potsun abgezogen worden, hätte die Chance bestanden, diesen ersten Funken unter den Stiefeln der Soldaten auszutreten, mit einer Brutalität, die der der Aufständischen gleichgekommen wäre. Wird ein Blutbad auf die gleiche Weise beantwortet, ist der Durst nach Blut meist schnell gestillt.
    Der Imperator hätte rasch und entschlossen gehandelt. Beim Atem des Vermummten, er hätte niemals zugelassen, dass es so weit kommt.
    Weniger als zehn Minuten, nachdem sie den Platz hinter sich gelassen hatten, ritten sie unter dem rauchgeschwärzten Bogen des unbewachten Südtors hindurch. Dahinter erstreckte sich die Pan'potsun-Odhan, im Westen von dem Höhenzug begrenzt, der die Odhan von der Heiligen Wüste Raraku trennte. Am Himmel flimmerten die ersten Sterne.
    Fiedler brach das lange Schweigen, das zwischen ihnen geherrscht hatte. »Etwas mehr als zwei Längen im Süden gibt es ein kleines Dorf. Mit Glück gibt es dort kein Fressen für die Geier- zumindest noch nicht.«
    Crokus räusperte sich. »Fiedler, wenn Kalam über Tanzer ... ich meine, über Cotillion Bescheid gewusst hätte ...«
    Der Sappeur zog eine Grimasse und warf Apsalar einen raschen Blick zu. »Dann wäre sie jetzt mit ihm zusammen unterwegs.«
    Was auch immer Crokus darauf antworten wollte, er kam nicht dazu, denn aus der Dunkelheit tauchte ein kreischendes, flatterndes Etwas auf, das dem jungen Dieb gegen den Rücken knallte. Crokus stieß einen entsetzten Schrei aus, als die Kreatur seine Haare packte und sich auf seinen Kopf zog.
    »Es ist nur Moby«, sagte Fiedler und versuchte, den Schrecken abzuschütteln, den die Ankunft des Hausdämonen auch in ihm hervorgerufen hatte. Er blinzelte. »Sieht aus, als hätte er eine Prügelei hinter sich«, bemerkte er gedehnt.
    Crokus zog Moby von seinem Kopf und nahm ihn in die Arme. »Er blutet ja überall!«
    »Ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes ist«, erwiderte Fiedler.
    »Was lässt dich da so sicher sein?«
    Der Sappeur grinste breit. »Hast du schon mal gesehen, wie die Bhok'arala sich paaren?«
    »Fiedler.« Apsalars Stimme klang angespannt. »Wir werden verfolgt.«
    Fiedler zügelte sein Pferd, stellte sich in den Steigbügeln auf und suchte den Horizont ab. Im fernen Dämmerlicht konnte er eine Staubwolke erkennen. Er zischte einen Fluch. »Der Gral-Clan.«
    »Unsere Pferde sind erschöpft«, sagte Apsalar.
    »Stimmt. Möge uns die Königin die Gunst gewähren, dass es in Neu-Velar frische Pferde zu kaufen gibt.«
     
    Am Fuße dreier zusammenlaufender Schluchten verließ Kalam den falschen Pfad und führte sein Pferd vorsichtig durch einen engen Entwässerungskanal. Die alten Erinnerungen an die Wege in die Raraku steckten ihm schwer in den Knochen. Alles ist verändert, aber nichts hat sich verändert.
    Von den zahllosen Pfaden, die sich durch die Hügel wanden, führten fast alle in den Tod. Die falschen Routen waren so angelegt, dass sie den wenigen Wasserlöchern und Quellen noch nicht einmal nahe kamen. Ohne Wasser war die Sonne der Raraku jedoch eine mörderische Begleitung. Kalam kannte die Heilige Wüste; die alte Karte, die er schon seit Jahrzehnten im Kopf hatte, brannte sich mit jedem Orientierungszeichen, das er erkannte, erneut ein. Felsnadeln, umgestürzte Felsen, der Verlauf eines Flutkanals – es kam ihm vor, als wäre er niemals fort gewesen, trotz all seiner neuen Loyalitäten, seiner einander widersprechenden Bindungen. Und

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