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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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glaube ich, deine Drohung, sie zu verfluchen, hätte gereicht.«
    »Wahrscheinlich.«
    Crokus räusperte sich. »Werden wir uns tatsächlich diese Hinrichtungen ansehen, Fiedler?«
    Der Sappeur schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Wir reiten geradewegs durch die Stadt, wenn wir können.« Er warf Apsalar einen Blick zu. »Sieh zu, dass du etwas weniger kühn wirkst, Schätzchen. Noch so ein Wutausbruch, und die Bürger schaffen dich auf dem schnellsten Weg auf einem Bett aus Gold durch das Südtor aus der Stadt.«
    Ihre Antwort bestand aus einem gequälten Lächeln.
    Pass bloß auf, dass du dich nicht in diese Frau verliebst, Fiedler, alter Freund. Sonst hörst du plötzlich auf, den Jungen zu beschützen, und sprichst von einem unglücklichen Zufall...
     
    Die ausgetretenen Pflastersteine unter dem Nordtor waren mit Blutflecken übersät, und hölzernes Spielzeug lag zerbrochen und zerschmettert auf beiden Seiten des Weges. Von irgendwo ganz in der Nähe erklangen die Schreie sterbender Kinder.
    »Das können wir nicht tun«, sagte Crokus. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Er ritt neben Fiedler, während Apsalar dicht hinter ihnen war. Ein Stück weiter vorn erschienen immer wieder Plünderer und Bewaffnete auf der Straße, doch der Weg in die Stadt schien merkwürdigerweise frei zu sein. Rauchschwaden hingen überall in der Luft, und die ausgebrannten Ruinen von Läden und Häusern, die einst Händlern gehört hatten, gähnten ihnen in stummer Verwüstung von allen Seiten entgegen.
    Sie ritten durch ein Durcheinander aus versengten Möbeln, zerborstenen Tontöpfen und Keramikgefäßen, und verrenkten Leichnamen, denen man ansehen konnte, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben waren. Die Todesschreie der Kinder, die von rechts herübergeklungen waren, hatten gnädigerweise aufgehört; doch in etwas weiterer Entfernung, aus dem Herzen von G'danisban, stiegen neue, entsetzliche Schreie auf.
    Sie erschraken, als eine Gestalt ihren Weg kreuzte, ein junges Mädchen, nackt und zerschunden. Sie rannte vorbei, als würde sie sie gar nicht wahrnehmen, und kroch unter einen Karren mit zerbrochenen Rädern, der keine fünfzehn Schritt von Fiedler und seinen Begleitern entfernt war. Sie sahen zu, wie das Mädchen in Deckung kroch.
    Sechs bewaffnete Männer tauchten aus einer Nebenstraße auf. Sie schwangen hastig zusammengesuchte Waffen, und keiner von ihnen trug eine Rüstung. Getrocknetes Blut hatte dunkle Flecken auf ihren zerrissenen Telaban hinterlassen. Einer von ihnen sprach die drei an. »Gral! Hast du ein Mädchen gesehen? Wir sind noch nicht fertig mit ihr.«
    Noch während der Mann die Frage stellte, begann einer seiner Begleiter zu grinsen und deutete auf den Karren. Die Knie und Füße des Mädchens waren deutlich zu erkennen.
    »Eine Mezla?«, fragte Fiedler.
    Der Anführer zuckte die Schultern. »Ziemlich sicher. Keine Sorge, Gral, wir teilen sie mit dir.«
    Der Sappeur hörte, wie Apsalar langsam die Luft einsog. Er lehnte sich im Sattel zurück.
    Die Gruppe teilte sich und begann, um Fiedler, Apsalar und Crokus herumzugehen. Der Sappeur beugte sich beiläufig zu dem Mann hinunter, der ihm am nächsten war, und rammte ihm die Spitze seines Langmessers in den Schädel. Der Gral-Wallach drehte sich unter Fiedler, schlug mit beiden Hinterbeinen aus, zerschmetterte dadurch einem anderen Mann die Brust und schleuderte ihn lang ausgestreckt auf die Pflastersteine.
    Fiedler versuchte, das Tier wieder unter Kontrolle zu bekommen, und drückte dem Wallach die Fersen in die Flanken. Sie schossen vorwärts, ritten in einem wilden Galopp den großzügigen Anführer der Gruppe nieder. Das Pferd stampfte auf ihm herum, und man konnte hören, wie Knochen brachen und sein Schädel mit einem Übelkeit erregenden Geräusch zermalmt wurde. Fiedler drehte sich im Sattel um und richtete seine Aufmerksamkeit auf die übrig gebliebenen drei Männer.
    Zwei von ihnen wanden sich unter Schmerzen auf dem Boden, unweit von Apsalar, die ruhig im Sattel saß, in den behandschuhten Händen jeweils ein Kethra-Messer mit breiter Klinge.
    Crokus war abgestiegen und hockte jetzt über dem letzten Mann; er zog ein Wurfmesser aus dessen blutiger Kehle.
    Sie drehten sich alle drei um, als hinter ihnen Scherben knirschten, und sahen, wie sich das Mädchen unter dem Karren herauswühlte, taumelnd auf die Beine kam und dann davonrannte, um im Schatten einer Seitengasse zu verschwinden.
    Vom Nordtor her ertönte lautes

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