Das Reich der Traeume
Wissenschaftlern und Studenten, die das Mittelalter erforschen, von Nutzen sein werden.«
»Sie sind also Altruist.«
»Nicht unbedingt. Wie Sie wissen, lassen wir uns den Zugang zu unseren Archiven teuer bezahlen. Wir finanzieren die Stiftung, indem wir sie anderen Einrichtungen zur Verfügung stellen.«
»Geld ist das Wichtigste in diesen Zeiten«, stimmt Stromber zu. »Ohne Geld kommt man nicht weit.«
»Richtig. Und das ist eine unserer gröÃten Sorgen. Die Stiftung befindet sich zurzeit in einer schwierigen Phase.«
»Wenn Sie finanzielle Probleme haben, kann ich möglicherweise etwas für Sie tun«, bietet Stromber an. »Natürlich nur, wenn Sie erlauben.«
»Haben Sie vielen Dank, aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird.«
Vielleicht ist dieser Stromber ja doch nicht so arrogant, wie ich dachte.
»Arturo wird Ihnen behilflich sein«, fährt mein Vater fort. »Er kennt die Bibliothek wie seine Westentasche. Auch auf unsere Assistenten können Sie zählen. AuÃerdem steht Ihnen Sombra zu Diensten. Er ist etwas mürrisch, aber auch er wird Ihnen eine groÃe Hilfe sein.«
»Meine Arbeit besteht darin, bestimmte Pergamente zu entschlüsseln und zu analysieren, die von einem berühmten Alchemisten des zehnten Jahrhunderts stammen, einem gewissen Arquimaes. Ich werde sicher Ihren Rat brauchen.«
»Arquimaes?«, wiederholt mein Vater beinahe erschrocken. »Meinen Sie den Alchemisten, dem es nach Meinung einiger Wissenschaftler gelungen ist, eine wertlose Substanz in etwas sehr Wertvolles zu verwandeln?«
»Genau den, obwohl niemand weiÃ, um welche Substanz es sich handelt. Interessieren Sie sich für den Mann?«
»Arquimaes ist einer der Eckpfeiler meiner Forschung, aber leider sind nur wenige Werke von ihm erhalten. Es ist schwierig, Beweise für seine Arbeit zu finden«, erläutert mein Vater. Er ist ganz aufgeregt, weil er jemanden gefunden hat, der seine Bewunderung für den Alchemisten aus dem Mittelalter teilt. »Ich arbeite schon seit der Zeit vor Arturos Geburt an diesem Thema.«
»Mein Vater weià alles über ihn«, erkläre ich. »Er hat erstaunliche Dinge über sein Leben und seine Arbeit herausgefunden. Ich bin mir sicher, dass keiner so viel über Arquimaes weià wie er. Bei ihm sind Sie richtig.«
»Was für ein Zufall!«, ruft mein Vater begeistert. »In Ihrem Brief haben Sie Arquimaes nicht erwähnt. Sie haben geschrieben, dass Sie daran interessiert sind, zu erfahren, wie die Alchemisten gearbeitet haben. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass â¦Â«
»Señor Adragón, Sie werden verstehen, dass man gewisse Informationen nicht preisgeben kann. Tatsache ist, dass ich mich auf diesem Gebiet kundig machen will, um antike Objekte zu kaufen und zu verkaufen. Sie wissen ja, das ist mein Geschäft.«
»Schön, Señor Stromber, dann haben wir also ein gemeinsames Interesse. Arquimaes steht im Mittelpunkt Ihrer und meiner Forschungen, und das macht uns zu Arbeitskollegen.«
»Allerdings.«
Okay, wie es scheint, hat dieser Stromber fürs Erste das Vertrauen meines Vaters gewonnen. Vielleicht ist es ja gut, dass mein Vater jemanden gefunden hat, mit dem er seine Geheimnisse teilen kann. Seit meine Mutter tot ist, pflegt er kaum noch Kontakte.
Und wenn Strombers Anwesenheit dazu dient, meinen Vater ein wenig aufzuheitern, dann soll er mir willkommen sein.
* * *
Ich gehe in mein Zimmer, um mich vor dem Abendessen noch ein bisschen hinzulegen. Es war ein anstrengender Tag, ich bin müde. Seit Langem ist mir DAS nicht mehr passiert.
AuÃerdem wird es für mich immer schwieriger. Der einzige Lehrer, der nett zu mir war und mich verteidigt hat, Señor Miralles, geht fort. Wer weiÃ, wie seine Nachfolgerin ist.
Meine Wange tut mir weh. Ich gehe ins Bad und betrachte mich aufmerksam im Spiegel. Doch man sieht nichts, die Haut ist nur ein wenig gerötet. Die Flecken haben sich wieder gleichmäÃig auf meinem Gesicht verteilt und auf meiner Stirn prangt nach wie vor der Drachenkopf.
Irgendwann werde ich mich dem Problem stellen müssen, das weià ich; aber erst mal soll alles andere in Ordnung kommen. Ich will meinen Vater nicht auch noch damit belasten, jetzt, da sich unsere finanzielle Lage offenbar zugespitzt hat.
Später, als ich im Bett liege, fühle ich mich einsam. Es ist mitten in der Nacht,
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