Das Reich der Traeume
Hexenmeister Eingeweide von Tieren, Amulette und andere Hilfsmittel. Von mir aus kannst du die Zelle durchsuchen lassen, wenn du willst. Doch du wirst nichts finden, was mit Hexerei zu tun hat.«
Vor Wut schäumend, trat Morfidio auf Arquimaes zu, die Faust um den Griff seines Schwertes geballt.
»Du machst dich nicht über mich lustig! Du nicht!«, brüllte er. »Ich werde es nicht zulassen, dass du mich zum Narren hältst! Ich weiÃ, dass du Hexerei betrieben hast, und das wirst du mir teuer bezahlen! Dir bleibt nicht mehr viel Zeit zum Reden. Ãbermorgen werdet ihr beide auf den Scheiterhaufen geworfen, du und dein Gehilfe. Das ist mein letztes Wort!«
Mit zornesrotem Gesicht stürmte er aus der Zelle, gefolgt von seinen verwirrten Dienern, die er beschimpfte und mit Drohungen überhäufte.
»Wenn ich herausfinde, dass ihm einer von euch geholfen hat, kann er sich auf was gefasst machen!«
Wieder zurück in seinen Gemächern goss er sich Wein in ein Glas und versetzte einem seiner Hunde, der zur BegrüÃung angelaufen kam, einen kräftigen FuÃtritt.
Doch obwohl sein Geist bald vom Wein benebelt war, kam ihm ein Gedanke, der ihn wieder glücklich machte.
Es stimmt also, dachte er. Wenn Arquimaes fähig war, den sterbenden Jungen ins Leben zurückzuholen, dann verfügt er tatsächlich über das Geheimnis der Unsterblichkeit â¦
VIII
Die neue Lehrerin
H eute Morgen sieht Hinkebein nicht gut aus. Es ist ein grauer Tag und der eisige Wind lässt einem die Worte im Mund gefrieren.
»Was ist los mit dir?«, frage ich ihn. »Du siehst krank aus. Hast du getrunken?«
»Ich hatte eine schlechte Nacht und da hab ich halt ein wenig an der Weinflasche genippt. Um mich aufzuheitern«, gesteht er und zeigt auf eine halb leere Flasche. »Es tut mir nicht gut, bei Wind und Wetter drauÃen zu schlafen, zwischen Pappkartons, umgeben von Ratten und Kakerlaken. In den GroÃstädten treibt sich zu viel Gesocks rum. Anscheinend öffnen die Irrenanstalten nachts ihre Türen und lassen die Gefährlichsten raus.«
»Hier, ich hab dir zum Frühstück einen Apfel und ein paar Scheiben Toast mitgebracht«, sage ich und gebe ihm die Lebensmittel. »Du solltest irgendwo hingehen, wo man dir hilft.«
»Lieber erfriere ich auf der StraÃe!«, brummt er. »Seit ich das Bein verloren habe, hab ich keine Lust mehr, mich von irgendwem rumkommandieren zu lassen. Da verhungere ich lieber.«
»Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
»Du bist ein netter Junge, Arturo, aber ich glaub nicht an Wunder. Was nicht ist, wird nicht mehr.«
»Du hast kein Vertrauen. Alles kann wieder gut werden, nur der Tod ist ewig.«
»Glaubst du das wirklich, oder sagst du das nur, um mich zu trösten? Meinst du, ich schlucke so einen Blödsinn?«
»Es kann immer alles noch schlimmer werden, das stimmt. Aber es kann auch besser werden, glaub mir«, beharre ich.
»Ja, ja, und wir sollen einfach nicht an das denken, was uns wehtut, nicht wahr? Meinst du, wir könnten so tun, als wäre nichts?«
»Du nimmst alles zu tragisch ⦠Also, ich geh dann mal in die Schule. Wir sehen uns später.«
»Das Schlimmste hab ich dir ja noch gar nicht erzählt ⦠Gestern Nacht hat es eine Schlägerei gegeben, gleich hier gegenüber. Ein Typ ist zusammengeschlagen worden, die haben ihm die Brieftasche geklaut und sind mit seinem Wagen abgehauen. Die Polizei war sofort da. Ich hab alles genau beobachtet.«
»Du hättest etwas tun müssen, um dem Mann zu helfen«, sage ich.
»Was kann ein Einbeiniger wie ich schon tun? Soll ich mir vielleicht auch noch das andere Bein kaputtmachen lassen?«
»Komm mir nicht mit Ausreden. Du hättest schreien können, die Polizei alarmieren â¦Â«
»Nichts hätte ich tun können! Nichts! Ich glaube übrigens, die haben mich gesehen, und jetzt haben sie mich auf dem Kieker. Die sind zu mehreren und sehr gefährlich.«
»Hör auf, du siehst Gespenster. Wer will denn schon einem Bettler an den Kragen?«
»Die Typen. Die sind überall.«
»Was für Typen? Von vom redest du?«
»WeiÃt du das nicht? Die sind bestens organisiert. Die überfallen die Leute und klauen einfach alles. Jetzt haben sie sich dieses Viertel vorgenommen. Früher oder später kommt ihr an die Reihe. Das sind Profis.«
»Du hast zu viel
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