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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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seinem Willen. Er war der Meister des Schwertes, und diese Macht durfte er sich unter keinen Umständen aus den Händen reißen lassen. Die Reaktion des Schwertes auf die Erscheinung im Sandwirbel erlaubte keinen Zweifel; er glaubte sicher zu wissen, welcher Art diese Erscheinung im Sand dort vor ihm war. Nur was vermittelte ihm das Schwert?
    Hinten beim Wagen wieherte ein Pferd. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte Richard, daß Friedrich noch immer damit kämpfte, die Tiere zu beruhigen. Plötzlich bäumten sich alle Pferde gleichzeitig auf und rissen an dem Strick, den er mit beiden Händen fest umklammert hielt, ehe sie schnaubend und mit den Hufen trampelnd wieder auf dem Boden landeten. Aus dem Augenwinkel sah Richard zwei schwarze Schatten aus der Dunkelheit heranschießen, die kaum den Boden zu berühren schienen. Betty stieß einen entsetzlichen Klagelaut aus.
    Schon waren sie, ebenso schnell, wie sie gekommen waren, wieder verschwunden und im undurchdringlichen Dämmerlicht untergetaucht.
    Nun stieß Jennsen einen entsetzten Schrei aus und rannte hinüber zu den Tieren.
    Der reglose Schatten vor ihnen schien alles genau zu beobachten. Tom versuchte Jennsen im Vorüberlaufen festzuhalten, doch sie wich ihm aus. Einen Moment lang befürchtete Richard, Tom könnte ihr nachsetzen, doch dann hielt er bereits wieder auf ihn zu.
    Plötzlich schossen die beiden Riesenkrähen erneut aus dem trüben Dämmer hervor, so nah, daß Richard die Kiele der Flugfedern in ihren weit gespreizten Flügeln sehen konnte. Sie stießen aus dem Sandwirbel herab und zogen gleich darauf wieder ihre Kreise - eine jede von ihnen mit einem kleinen, weißen, schlaffen Etwas in den mächtigen Krallen.
    Endlich war Tom bei ihm, in der einen Hand den Bogen, den Köcher in der anderen. Richard hatte sich entschieden; er rammte das Schwert zurück in die Scheide und langte nach dem Bogen.
    Mit einer einzigen fließenden Bewegung bog er die Waffe und spannte die Sehne, ehe er einen Pfeil aus dem ledernen Köcher zog, den Tom ihm mit seiner großen Hand reichte.
    Es tat gut zu spüren, wie seine Muskeln sich unter dem Zug spannten, sich gegen den Widerstand des Bogens stemmten, der soeben seine Energie für den Schuß aufnahm. Es tat gut, sich auf seine Körperkraft, auf sein in zahllosen Übungsstunden erworbenes Können zu verlassen und nicht auf Magie angewiesen zu sein.
    Die regungslose Gestalt des nicht vorhandenen Mannes schien dies alles weiterhin zu beobachten. Feine Sandwirbel umwehten sie und markierten ihre äußere Form. Richard richtete seinen zornerfüllten Blick an der rasiermesserscharfen Pfeilspitze entlang genau auf ihren Kopf.
    Über ihren Köpfen übertönte das durchdringende Kreischen der Riesenkrähen das Heulen des Windes.
    Die Bogensehne an die Wange gepreßt, kostete Richard die Anspannung seiner Muskeln aus, genoß er das Gewicht des Bogens, die sachte Berührung der Federn auf seiner Haut das Gefühl der mit wirbelndem Sand gefüllten Entfernung zwischen Pfeilspitze und Ziel, das Zerren des Windes an seinem Arm. Jede Einzelheit floß in die Gleichung ein, die nach lebenslangem Training keiner bewußten Berechnung mehr bedurfte und dennoch darüber entschied, wo die Pfeilspitze treffen würde, sobald er das Ziel herbeirief.
    Die Gestalt stand vor ihm und beobachtete.
    Unvermittelt hob Richard den Bogen und rief das Ziel herbei.
    Die Welt erstarrte nicht nur, sie wurde völlig still, während die Entfernung zu schrumpfen schien. Sein Körper war ebenso angespannt wie der Bogen, der Pfeil wurde zur Verlängerung seiner zielgerichteten Absicht, das Ziel vor seinem Pfeil zu seinem Daseinszweck. Augenblicklich rief sein bewußter Wille das Ergebnis der Berechnung ab, die nötig war, um Pfeil und Ziel eins werden zu lassen.
    Das Wirbeln des Sandes schien ein wenig nachzulassen, als die Riesenkrähen sich mit weit gespreizten Flügeln durch die stauberfüllte Luft kämpften. Richard zweifelte nicht einen Moment, daß der Pfeil am Ende seiner in diesem Augenblick beginnenden Reise ins Ziel treffen würde. Er spürte, wie die Sehne gegen sein Handgelenk schlug, sah, wie die Federn über seiner Faust den Bogen streiften. Der Pfeilschaft bog sich leicht, als er losschoß und da von schnellte.
    Noch während der erste ins Ziel traf, zog er bereits den zweiten aus dem Köcher in Toms Hand. Eine Explosion aus schwarzen Federn im tiefroten Morgendämmer. Der Vogel taumelte unbeholfen durch die Luft und schlug unweit der

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