Das Reich des dunklen Herrschers - 8
dabei sämtliche Türen öffnen. Versuch nach Möglichkeit; die Frauen ruhig zu halten; wir werden sie aus diesem Gefängnis befreien.«
Dies alles war für Kahlan leicht verwirrend - denn es unterschied sich völlig von den Plänen, die sie in Nicholas’ Begleitung gehört hatte.
Aber sie hatte keine Wahl, sie würde sich einfach Richards und Caras Führung anvertrauen müssen.
Draußen auf der einfachen, aus Planken zusammengezimmerten Galerie gab es weder Lampen oder Fackeln. Mittlerweile hatte sich der Mond hinter das tiefschwarze, langgestreckte Massiv des Gebirges zurückgezogen. Während sie sich in Nicholas’ Gewalt befunden hatte, hatte ihre Wahrnehmung dem Blick durch eine verschmutzte, wellige Glasscheibe geglichen, so daß ihr der funkelnde Sternenhimmel in diesem Moment so prachtvoll wie nie zuvor erschien. Im Schein der Sterne konnte Kahlan ein paar einfache Gebäude ausmachen, die sich an der äußeren Umwallung des befestigten Lagers entlangzogen.
Unterdessen liefen Richard und Cara über die Galerie und stießen Türen auf, worauf Cara kurz in jedem Zimmer verschwand. Während einige Frauen nur mit dem Nachthemd bekleidet ins Freie traten, hörte Kahlan andere drinnen hastig irgendwelche Kleidungsstücke überstreifen. Aus einigen Zimmern drang Kindergeschrei.
Kaum war Cara in einem Zimmer verschwunden, stieß Richard bereits die nächste Tür auf. Zu Kahlan sagte er mit gedämpfter Stimme: »Geh hinein und erkläre den Frauen, daß wir hier sind, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. Sag ihnen, daß ihre Männer hier sind, um sie zu holen: aber sie müssen so leise sein wie möglich, sonst werden wir womöglich noch gefaßt.« So gut ihre unsicheren Beine es zuließen, stürzte Kahlan ins nächste Zimmer.
Kahlan vernahm das unverwechselbare Klirren von Stahl, als Richard sein Schwert zog. Mittlerweile stürzten aus etlichen Türen Soldaten hervor, um den beiden den Weg abzuschneiden. Offenbar gewohnt, mit diesen Leuten fertig zu werden, waren die Soldaten, die sich auf Richard stürzten, nicht sonderlich besorgt, er könnte sich ernsthaft zur Wehr setzen. Das sollte sich als fataler Irrtum erweisen!
Die gellenden Schreie der zu Boden gehenden Männer rissen das gesamte Lager aus dem Schlaf. Aus den Soldatenquartieren im Untergeschoß stürmten, Hemd und Hose erst halb übergestreift, Soldaten hervor, im Schlepptau ihre Waffengurte.
Im matten Sternenlicht drüben bei der Zugbrücke erspähte Kahlan Richard, der soeben zu einem mächtigen Schlag ausholte. Ein Funkenregen stob quer über den Palisadenwall, als er eine der schweren Ketten, die das Gatter hielt, durchtrennte. Sofort eilte er hinüber zur anderen Seite, um die Kette dort ebenfalls durchzuschlagen; zwei Ordenssoldaten holten ihn ein, die er jedoch mit einer einzigen fließenden Bewegung niederstreckte.
Während Cara jeden niederschlug, der sich auf Richard stürzen wollte, holte er abermals aus; Sekunden später war die Luft erfüllt von glühend heißen Stahlsplittern und dem scheppernden Geräusch zerreißenden Metalls. Unter lautem Ächzen begann das Tor sich langsam nach außen zu senken, bis es schließlich mit einem weithin hörbaren Krachen in einer gewaltigen Staubwolke auf den Boden knallte.
Schlagartig erhob sich Gebrüll, als die draußen wartenden Männer Schwerter, Äxte und Keulen schwingend über die zerstörte Zugbrücke ins Innere der Festung stürmten. Die Ordenssoldaten warfen sich den Eindringlingen entgegen, so daß es zu einem gewaltigen Zusammenprall von Männern und Waffen kam.
In diesem Moment gewahrte Kahlan, daß einige Soldaten die Treppe auf der anderen Seite der Galerie heraufstürmten.
»Lauft los!«, brüllte Kahlan all den Frauen zu, die sie aufgeweckt hatte, »wir müssen hier raus, sofort!«
Eine Hand am Geländer, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, hastete sie die Stufen hinunter, hinter sich eine wahre Flut von Frauen, nicht wenige mit ihren schreienden Säuglingen auf dem Arm. Am Fuß der Treppe kam Richard ihr bereits entgegen und warf ihr ein Kurzschwert mit gewickeltem Lederheft zu. Sie bekam es am Griff zu fassen, gerade noch rechtzeitig, um sich herumzudrehen und einen unter der Galerie hervorstürzenden Soldaten abzuwehren.
Unterdessen hatte sich auch Owen einen Weg durch das Gemetzel zu den Frauen gebahnt. »Kommt schon!«, rief er ihnen zu. »Zum Tor. Lauft!«
Von seinem Kommando ermutigt, setzten die Frauen zu einem Sturmlauf quer über das Lagergelände an. Als sie den
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