Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Quartieren auf der gegenüberliegenden Seite des freien Geländes soeben eine Horde Krieger hervor und stürmte auf Richard zu. Augenblicklich erkannte Kahlan, daß es zu viele waren; Richards Männer würden diese Flut von Kriegern niemals aufhalten können.
Plötzlich vernahm sie ein ohrenbetäubendes Krachen, als ein greller Lichtblitz die Umwallung des befestigten Lagers aufleuchten ließ. Sie mußte das Gesicht abwenden und sich die Hände schützend vor die Augen halten, als die Nacht zum Tage wurde und gleichzeitig eine Finsternis, schwärzer als jede Nacht, entfesselt wurde.
Ein flammender, weiß glühender Blitz aus additiver Magie wand und wickelte sich zuckend um ein knisterndes, schwarzes Nichts aus subtraktiver Magie und verband sich mit ihm zu einem alles vernichtenden, durch ihren fürchterlichen Zweck geeinten Strang eines Doppelblitzes aus gebündelter Energie.
Es schien, als sei die gleißend helle Mittagssonne mitten zwischen sie gestürzt; die Luft wurde in den tosenden Kern aus glühender Hitze und Licht gesogen. So sehr sie sich dagegen sträubte, der ungeheure Sog riß ihr den Atem aus den Lungen.
Richards Zorn ließ alles in einem einzigen Punkt verschmelzen. Im Sekundenbruchteil einer gewaltigen Explosion entfesselte die Zündung dieses Lichtblitzes einen verheerenden Sturm niederschmetternder Zerstörung, deren strahlenförmige Wellen das gesamte Lager erfaßten und die Soldaten der Imperialen Ordnung mit einem Schlag vernichteten.
Eine unheimliche Dunkelheit und Stille senkte sich über die Nacht.
Männer und Frauen standen wie vom Donner gerührt inmitten eines Meeres aus Blut und Eingeweiden und starrten fassungslos auf die bis zur Unkenntlichkeit entstellten Überreste der gegnerischen Krieger.
Die Schlacht war vorbei; das Volk von Bandakar hatte den Sieg davongetragen. Dann endlich brachen die Frauen, in ihrer überschwenglichen Freude über die neu gewonnene Freiheit, hemmungslos in Tränen aus. Viele der Männer, die gekommen waren, sie zu befreien, waren ihnen gut bekannt, dankbar warfen sie sich ihnen an den Hals, überwältigt von der Freude, wieder vereint zu sein. Freunde, Verwandte, Fremde, niemand war vor ihren Umarmungen sicher. Selbst die Männer weinten vor Erleichterung und Glück.
Kahlan bahnte sich einen Weg durch das Gewühl der frohlockenden Menschen, die auf das Freigelände im Innern des befestigten Lagers drängten. Männer jubelten ihr freudetrunken zu, daß auch sie befreit worden war. Viele wollten mit ihr sprechen, doch sie lief weiter, um endlich zu Richard zu gelangen.
Der stand, gestützt auf Cara, um sich überhaupt noch auf den Beinen halten zu können, ein wenig abseits an die Umwallung gelehnt, das blutverschmierte Schwert, dessen Spitze kraftlos auf dem Boden ruhte, noch immer mit der Faust umklammert.
Auch Owen bahnte sich einen Weg durch das Gewühl zu Richard hin.
»Mutter Konfessor! Ich bin so erleichtert und dankbar, daß Ihr wieder bei uns seid!« Er sah zu dem lächelnden Richard. »Lord Rahl, ich möchte Euch Marilee vorstellen.«
Die junge Frau, die Augenblicke zuvor noch wie von Sinnen auf den Leichnam ihres Peinigers eingestochen hatte, schien jetzt zu schüchtern, um auch nur ein Wort hervorzubringen, und senkte zur Begrüßung nur kurz den Kopf.
Richard straffte seinen Körper, um sich aufzurichten, auf den Lippen jenes Lächeln, das Kahlan so sehr an ihm liebte. »Freut mich sehr, dich kennen zu lernen, Marilee. Owen hat viel von dir erzählt und was du ihm bedeutest. Während all dieser Zeit hast du in seinen Gedanken und in seinem Herzen stets an erster Stelle gestanden. Seine Liebe zu dir hat ihm die Kraft gegeben, die Dinge in seinem Land zum Besseren zu wenden.«
Sie wirkte, nicht zuletzt durch seine kleine Ansprache, völlig überwältigt.
»Lord Rahl hat uns nicht nur gerettet, er hat etwas noch viel Wichtigeres vollbracht«, erklärte Owen ihr. »Denn er hat mir den Mut gegeben, für das zu kämpfen, was mir am allerwichtigsten war - mein Leben und das der Menschen, die ich liebe.«
Richard lächelte die beiden an, doch dann konnte er den quälenden Husten, der ihm so entsetzliche Schmerzen bereitete, nicht länger unterdrückten. Die Stimmung ausgelassener Freude über die Befreiung schlug urplötzlich um.
Behutsam ließen sie ihn auf den Boden gleiten. Er griff verzweifelt nach Kahlans Ärmel, um sie in seiner Nähe zu haben. Sie sah, daß Cara die Tränen über die Wangen liefen.
Es schien, als hätte er seine
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