Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Euch noch im selben Augenblick das Gegenmittel gegeben, und das Gift befände sich nicht mehr in Eurem Körper. Ihr wärt geheilt gewesen.
Doch Ihr habt Euch geweigert, mich zu begleiten und denen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können, wie es gegenüber Menschen in Not Eure Pflicht gewesen wäre. Ihr habt mich fortgeschickt, also habe ich Euch das Gegenmittel gar nicht erst angeboten. Seitdem bahnt sich das Gift einen Weg durch Euren Körper. Wärt Ihr nicht so selbstsüchtig gewesen, hättet Ihr da bereits geheilt werden können.
Statt dessen hat sich das Gift nun in Eurem Körper eingenistet und verrichtet dort sein Werk. Da die Einnahme des Giftes bereits einige Zeit zurückliegt, hat das Gegenmittel, das ich bei mir hatte, nicht mehr ausgereicht, um Euch vollständig zu heilen, sondern nur, um Euch vorübergehend Linderung zu verschaffen.«
»Und wie könnte ich geheilt werden?«, wollte Richard wissen.
»Um auch den letzten Rest des Giftes aus Eurem Körper zu spülen, müsstet Ihr eine größere Menge des Gegenmittels einnehmen.«
»Die du vermutlich aber nicht bei dir hast.«
Owen schüttelte den Kopf. »Ihr müßt meinem Volk die Freiheit schenken. Nur dann könnt Ihr eine größere Menge des Gegenmittels bekommen.«
Richard hätte den Burschen am liebsten gepackt und ihm die Antworten aus dem Leib geschüttelt. Statt dessen holte er tief Luft und versuchte Ruhe zu bewahren, um in vollem Umfang zu begreifen, was Owen getan hatte - und sich eine Lösung zu überlegen.
»Wieso nur dann?«
»Weil sich das Gegenmittel in dem bereits von der Imperialen Ordnung eroberten Gebiet befindet«, sagte Owen. »Ihr müßt die Eindringlinge also erst vertreiben, um an das Gegenmittel zu kommen. Wollt Ihr überleben, müßt Ihr uns die Freiheit schenken. Weigert Ihr Euch, ist das Euer sicherer Tod.«
23
Richard packte Owen am Hemd und rüttelte ihn kräftig durch. »Und wie viel Zeit bleibt mir noch, bis es mir wieder richtig mies geht? Wie lange habe ich noch zu leben, bis das Gift mich umbringt?«
Owens wirrer Blick huschte hin und her. »Wenn Ihr tut, was ich von Euch verlange, wie es Eure Pflicht ist, wird es Euch bald wieder ausgezeichnet gehen. Versprochen. Ihr seht doch, ich hab Euch das Gegenmittel gebracht. Es ist nicht meine Absicht, Euch Schaden zuzufügen; der Gedanke liegt mir fern, ich schwöre es.«
»Wie lange noch?«, wiederholte Richard.
»Aber Ihr braucht doch nur … «
»Wie lange noch?«
Nervös benetzte Owen seine Lippen mit der Zunge. »Etwas weniger als einen Monat. Knapp einen Monat, aber nicht ganz … glaube ich.«
Kahlan versuchte. Richard beiseite zu drängen. »Überlaß ihn mir. Ich werde im nu herausgefunden haben …«
»Nein.« Cara riß Kahlan zurück und beschwor sie mit leiser Stimme: »Mutter Konfessor, laßt Lord Rahl tun, was immer er tun muß. Ihr wißt doch gar nicht, was Eure Berührung bei einem wie ihm bewirken kann.«
»Möglicherweise gar nichts«, beharrte Kahlan, »aber vielleicht funktioniert es trotzdem, dann könnten wir alles aus ihm herausbekommen.«
Cara hielt sie gewaltsam fest, mit einem Griff, aus dem Kahlan sich nicht befreien konnte. »Und wenn nur die subtraktive Seite funktioniert und ihn tötet?«
Kahlan stellte das Gerangel ein und musterte Cara mit finsterer Miene. »Seit wann, bitte schön, befaßt Ihr Euch mit den Finessen der Magie?«
»Seit Lord Rahl durch sie Schaden nehmen könnte.« Cara zog Kahlan noch weiter fort von Richard. »Ich bin auch nicht gerade auf den Kopf gefallen und durchaus in der Lage, einen Gedanken zu Ende zu denken. Habt Ihr Euch das auch gründlich überlegt? Wo liegt dieser Ort überhaupt? Und wo in diesem Ort befindet sich das Gegenmittel? Was tut Ihr, wenn der Mann durch die Berührung Eurer Kraft zu Tode kommt - Ihr hättet, statt die dringend benötigte Information zu erhalten, das Todesurteil über Lord Rahl gesprochen.
Wenn Ihr wollt, breche ich ihm die Arme - es wäre mir ein Vergnügen; ich lasse ihn bluten und sorge dafür, daß er vor Schmerzen schreit. Nur eins werde ich nicht tun: ihn töten. Im Gegenteil, ich werde alles daransetzen, daß er am Leben bleibt, damit er uns alle nötigen Informationen geben kann, um Lord Rahl von dieser tödlichen Gefahr zu erlösen.
Fragt Euch, ob Ihr es tun wollt, weil Ihr dadurch die nötigen Antworten zu erhalten glaubt, oder weil Ihr am liebsten zuschlagen und ihn verprügeln wollt. Lord Rahls Leben könnte davon abhängen, ob Ihr ehrlich zu Euch
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