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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Verhalten, das für sie nur natürlich ist. Wir können unsere Unbescholtenheit nur bewahren, wenn wir die Welt so nehmen, wie sie ist, ohne uns von unseren fehlerhaften menschlichen Ansichten leiten zu lassen.«
    Richard machte Cara ein verstohlenes Zeichen, ruhig zu bleiben. »Waren ausnahmslos alle Bewohner des Reiches friedfertig?«, lenkte er Owens Aufmerksamkeit von Cara ab.
    »Ja.«
    »Gab es nicht gelegentlich auch Ausnahmen, Menschen, die sich … ich weiß nicht, danebenbenommen haben? Kinder, zum Beispiel. Wo ich herkomme, können Kinder sich gelegentlich sehr rüpelhaft und gemein gebärden. Das kann doch in deiner Heimat nicht viel anders gewesen sein.«
    Owen deutete ein leichtes Schulterzucken an. »Na gut, mag sein. Es ist gelegentlich vorgekommen, daß Kinder sich danebenbenommen haben und aufsässig wurden.«
    »Und was habt ihr mit solchen Kindern getan?«
    Owen, sichtlich verlegen, räusperte sich. »Nun, sie wurden … für eine Weile aus ihrem Elternhaus ausgesperrt.«
    »Für eine Weile aus ihrem Elternhaus ausgesperrt«, wiederholte Richard. »Die Kinder, die ich kenne, wären normalerweise froh gewesen, wenn man ihnen gesagt hätte, sie sollten nach draußen gehen. Sie wären einfach spielen gegangen.«
    Owen schüttelte heftig den Kopf; die Angelegenheit war offenbar ernsterer Natur. »Bei uns ist das anders. Wir sind vom Augenblick der Geburt an mit anderen zusammen, denn wir stehen uns alle sehr nah. Wir sind aufeinander angewiesen und schätzen einander sehr. Wir verbringen den gesamten Tag in Gesellschaft anderer, wir kochen, waschen und arbeiten gemeinsam und schlafen sogar zusammen in einem einzigen großen Haus. Wir führen einen erleuchteten Lebenswandel, der von den Kontakten untereinander bestimmt ist, von menschlicher Nähe. Es gibt kein höheres Gut als die Gemeinsamkeit.«
    »Wenn also einer von euch«, hakte Richard in gespielter Verwirrung nach, »- ein Kind - ausgesperrt wird, dann ist dies für den Betreffenden demnach ein Grund, sich unwohl zu fühlen.«
    Owen schluckte, während eine Träne über seine Wange lief. »Es ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Ein größerer Schrecken, als ausgesperrt und von den anderen ferngehalten zu werden, ist für uns nicht vorstellbar. Zwangsweise der kalten Grausamkeit der Welt ausgesetzt zu werden, das ist ein Alptraum.«
    Schon das Gespräch über diese fürchterliche Strafe, der Gedanke daran, bewirkte, daß Owen leicht zu zittern begann.
    »Und zudem kann es gelegentlich vorkommen, daß die Riesenkrähen sich eines dieser Kinder greifen«, fuhr Richard in mitfühlendem Tonfall fort. »Wenn sie auf sich gestellt und somit verwundbar sind?«
    Owen wischte sich die Träne mit dem Handrücken fort. »Wenn ein Kind zur Strafe ausgesperrt werden muß, treffen wir alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen. Nachts zum Beispiel sperren wir sie niemals aus, weil die Riesenkrähen dann gewöhnlich auf die Jagd gehen. Kinder werden ausschließlich tagsüber zur Strafe ausgesperrt. Aber ist einer von uns erst von den anderen getrennt, wird er anfällig für alle Schrecken und Grausamkeiten dieser Welt.
    Wir würden alles tun, um einer solchen Bestrafung zu entgehen. Ein Kind, das unartig war und für eine Weile ausgesperrt wird, wird sich aller Voraussicht nach hüten, sich in der nächsten Zeit noch einmal danebenzubenehmen. Eine größere Freude, als endlich wieder in den Kreis der Freunde und Familie aufgenommen zu werden, gibt es nicht.«
    »Demnach ist dieses Ausgesperrtwerden in deinem Volk die allerschlimmste Form der Bestrafung.«
    Owen blickte in die Ferne. »Ja, das ist sie.«
    »Dort, wo ich herkomme, kamen wir eigentlich auch alle recht gut miteinander aus. Wir waren gern in Gesellschaft und hatten stets großen Spaß, wenn wir in größeren Gruppen zusammenkamen. Das gesellige Beisammensein war etwas, auf das wir großen Wert legten. Sind wir eine Zeit lang fort, erkundigen wir uns nach allen Leuten, die wir kennen und die wir eine Weile nicht gesehen haben.«
    Owen lächelte erwartungsvoll. »Dann wißt Ihr sicherlich, was ich meine.«
    Richard erwiderte das Lächeln und nickte. »Nun kommt es aber gelegentlich vor, daß selbst ein Erwachsener sich danebenbenimmt. Natürlich versuchen wir alles in unserer Macht stehende, trotzdem kann es passieren, daß jemand sich etwas zu Schulden kommen läßt - etwas, von dem der Betreffende weiß, daß es nicht richtig ist. Er könnte lügen oder stehlen, oder schlimmer, einen anderen

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