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Das Reich des Lichts

Das Reich des Lichts

Titel: Das Reich des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Arturo“, sagte eine Stimme hinter ihm. „Geh weiter, immer weiter …“
    „Meister Arquitamius!“, rief der Junge. „Ich habe Euch nicht kommen hören. Was geschieht mit mir?“
    „Ruhig, Arturo! Arquimaes ist auch hier bei mir. Kümmere dich nicht um uns. Folge dem Licht … Folge ihm!“
    ***
    S IE HATTEN G LÜCK und fanden etwas abseits eine Stelle, an der sie sich niederlassen konnten, ohne von neugierigen Nachbarn behelligt zu werden. Sie schoben ihren Karren zwischen eine Mauer und einen Baum und stellten ein kleines Zelt auf, das kaum zu bemerken war.
    „Wir können für uns selbst sorgen“, sagte Morfidio. Er setzte sich auf den Boden und öffnete einen Weinschlauch. „Wir haben genug Lebensmittel dabei und brauchen niemanden um etwas zu bitten. Mit etwas Glück gelangen wir bald in die Grotte, und danach machen wir uns unauffällig aus dem Staub.“
    „Hoffentlich sind wir hier bald wieder weg“, brummte Górgula. „Dieser Ort gefällt mir ganz und gar nicht. Ich habe das Gefühl, in einer Falle zu sitzen. Wenn sie rauskriegen, wer wir sind, knüpfen sie uns am nächsten Baum auf.“
    „Dazu werden wir ihnen keine Gelegenheit geben“, beruhigte Escorpio die Hexe. „Bevor man uns entlarven kann, sind wir schon über alle Berge. Wir schleichen uns davon wie Schlangen.“
    „Genau das bist du, Escorpio: eine Schlange“, sagte Górgula.
    „Ja, und deshalb lebe ich noch. Ich weiß, wie man überlebt.“
    „Woher kommst du, Escorpio?“, fragte der Graf, der bereits einen tiefen Schluck aus dem Schlauch genommen hatte. „Du erzählst mir nie was von dir! Wer bist du eigentlich?“
    „Niemand, Herr. Ich bin ein Niemand.“
    „Irgendwoher wirst du ja wohl kommen, oder?“
    „Ich habe Euch doch schon gesagt, dass ich unter Mönchen aufgewachsen bin.“
    „Du bist ein Paria, der alle Welt verachtet“, lachte Morfidio und hob den Weinschlauch. „Du bist der einsamste Mensch, den ich kenne. Wie ein Hanswurst, der nur dazu da ist, andere Leute zum Lachen zu bringen!“
    „Der einsamste und der unglücklichste“, fügte Górgula hinzu, die gerade dabei war, eine Decke auszubreiten, die ihr als Lagerstatt dienen sollte. „Du hast keinen einzigen Freund.“
    „Du hast auch nicht gerade viele, die man Freunde nennen könnte“, entgegnete Escorpio, während er die Lebensmittel auf einem Brett ausbreitete. „Einen Dreck hat es dir genützt, dass du die Lieblingshexe eines Königs warst … Hier sind wir nun, allein, voller Angst, entdeckt zu werden, gehasst von aller Welt. Also hör auf, mich belehren zu wollen, Hexe. Und dein Mitleid kannst du dir auch schenken!“
    „Ich habe kein Mitleid mit dir, du Schwachkopf“, erwiderte Górgula. „Aber du bist so alleine. Niemand liebt dich!“
    „Jetzt reicht’s aber!“, schrie Morfidio. „Wir sind nicht hier, um uns zu beschimpfen, sondern um unseren Plan auszuführen. Also vergesst nicht, dass wir eine Familie sind, die sich über alles liebt. Im Grunde haben wir nur uns selbst. Drei armselige Menschen auf der Flucht!“
    „Drei arme Schweine“, fügte Górgula hinzu.
    „Eine schöne Familie“, murmelte Escorpio und schnitt sich mit seinem Dolch ein Stück Käse ab.
    ***
    M IT KLOPFENDEM H ERZEN ging Arturo weiter. Seine Intuition sagte ihm, was sein Verstand nicht zu begreifen vermochte. Er ahnte, dass irgendetwas Großartiges geschehen würde. Etwas Unerhörtes.
    „Wo sind wir, Meister?“, fragte er unsicher.
    „Weißt du das nicht?“
    „Ich ahne es, aber es erscheint mir unmöglich.“
    „Doch, es ist so, mein Freund. Er hat dich gerufen. Er hat dir den Weg zu seiner Gegenwart gezeigt.“
    „Was will er von mir?“
    „Das wirst du gleich erfahren. Geh noch ein Stückchen weiter … Hab keine Angst“, fügte Arquitamius aufmunternd hinzu.
    Arturo war tief bewegt. Vor Aufregung zitterte er am ganzen Körper.
    „Ich spüre seine Gegenwart. Ich glaube, ich stehe direkt vor ihm.“
    „Ja, Arturo. Der Große Drache hat dich zu sich gerufen. Hör seine Stimme!“
    „Aber wie ist das möglich? Als wir Alexia zu ihm gebracht haben, mussten wir eine lange Reise unternehmen.“
    „Damals haben wir einen großen Umweg gemacht“, erklärte Arquimaes. „Es musste ein Geheimnis bleiben. Wir haben uns lange unter der Erde fortbewegt, erinnerst du dich?“
    „Dann liegt Ambrosia also über der Höhle des Großen Drachen?“
    „Ja, und dazwischen befindet sich die Grotte mit dem Fluss, dem schwarzen Staub und dem schwarzen

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