Das Reich des Lichts
Metáfora ungeduldig. „Was ist passiert?“
„Adragón hat ihn so heftig bedrängt, dass der Typ abgehauen ist, mit zerrissener Kleidung und einer blutenden Wunde am Arm. Alles ging so schnell, dass Reyna eine Panikattacke bekam und ich sie insKrankenhaus bringen musste. Als sie sich später dann wieder beruhigt hatte, bat sie mich, dass Zeichen entfernen zu lassen. Sie hatte Angst vor Adragóns Macht! Sie wolle keinen Mann heiraten, sagte sie, der über magische Kräfte verfüge. Entweder ich verzichtete auf Adragón, oder aber sie würde mich nicht heiraten.“
„Das hat Mama von dir verlangt?“, frage ich ungläubig.
„Sie wusste nur, was sie gesehen hatte. Das machte ihr Angst. Ich habe ihr versichert, dass so etwas bestimmt nicht wieder vorkommen würde, aber sie wollte nichts davon hören. Damals wusste sie noch nichts über Adragóns Macht und ihre Bedeutung.“
„Und? Hast du die Zeichnung entfernen lassen?“
„Ich hatte keine Wahl. Sie oder Adragón! Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens … Auch wenn das Zeichen des Drachen meine Kindheit zur Hölle gemacht hatte, fand ich seine Macht im Grunde ziemlich verlockend. Aber heute, nach allem, was ich erlebt habe, steht für mich fest, dass diese Zeichnung nichts als Unglück bringt … Ja, ich habe sie entfernt.“
„Wie hast du das gemacht?“, fragt Norma. „So etwas bringt weder ein Dermatologe noch ein Tätowierer fertig. Wir wissen doch, dass die Zeichnung lebt!“
„Sombra hat mir geholfen. Er hat mir gesagt, was ich tun musste. Das war entscheidend.“
„Und wie hast du nun die Zeichnung entfernt, Papa?“
„Sombra hat alles in die Hand genommen. Wir sind in die Felsenhöhle mit dem See gegangen. Er hat mir die Augen verbunden und mich durch Tunnel geführt, von deren Existenz ich nichts wusste und die ich später nie mehr wiedergefunden habe. Nach mehreren Stunden gelangten wir in eine riesige Grotte, in der sich ein versteinerter Drachen befand. Sombra hat mir die Binde von den Augen genommen, und ich musste so lange vor dem Drachen knien, bis die Zeichnung auf meiner Stirn verschwunden war. Auf diese Weise wurde ich von Adragóns Macht befreit. Daraufhin hat Reyna eingewilligt, mich zu heiraten. Das ist alles.“
„Wenn Reyna gewusst hätte, dass Adragón im Dienste des Guten und der Gerechtigkeit steht, hätte sie es vielleicht nicht von dirverlangt“, sagt Metáfora. „Ich hatte das Glück, seine Kraft zu erkennen.“
„Reyna hatte keine Ahnung, wer Adragón ist.“
Mir liegen noch Millionen von Fragen auf der Zunge, aber erst einmal muss ich diese seltsame Geschichte verdauen. Papa hat also auf Adragóns Macht verzichtet, damit Mama ihn heiratete. Interessant!
„Aber Papa, du wusstest doch über Adragón Bescheid“, sage ich schließlich. „Jemand muss dir erzählt haben, was er bedeutet. Bestimmt hat Sombra …“
„Sombra hat mir so einiges erklärt, ja. Wie du weißt, ist er ein großartiger Geschichtenerzähler.“
„Das kannst du wohl laut sagen! Wie oft habe ich als kleiner Junge an seinen Lippen gehangen, während er mir seine Geschichten erzählt hat … Gleichzeitig ist er aber sehr verschlossen, was seine eigene Person betrifft …“
„Sombra wägt seine Worte immer sorgfältig ab.“
Ich platze mit der Frage heraus, die mir am meisten unter den Nägeln brennt: „Papa, hattest du früher auch Träume?“
„Klar, genau wie du.“
Ich kann es einfach nicht glauben. Norma mischt sich ein und reißt mich aus meinen Gedanken …
„Moment mal! Sombra hat dir geholfen, das Pergament des Arquimaes zu entschlüsseln. Und trotzdem hat das mit Reynas Wiederbelebung nicht funktioniert.“
„Und es wird auch nie funktionieren!“, stellt mein Vater klar. „Als ich nämlich auf Adragón verzichtet habe, habe ich all seine Fähigkeiten verloren. Als Reyna gestorben ist, habe ich versucht, Verbindung mit ihm aufzunehmen. Aber es war zu spät. Adragón hatte einen neuen Herrn.“
„Woher weißt du das?“, frage ich.
„Allem Anschein nach bestimmt dich die Zeichnung auf deiner Stirn zu meinem Nachfolger. Ich habe sozusagen abgedankt und Adragóns Macht auf dich übertragen.“
„Aber diese Zeichnung …“, stammelt Norma.
„Diese ‚Zeichnung‘ ist etwas ganz Besonderes“, sagt Papa. „Adragón ersteht zum Leben, wenn man ihn ruft. Sombra hat mir erzählt, dass … dass …“
„Was? Was hat Sombra dir erzählt?“
„Na ja … Die Zeichnung ist der erste Arturo Adragón.
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