Das Reich des Lichts
sagte Crispín. „Du solltest glücklich darüber sein.“
„Ich bin glücklich, weil ich sie gekannt habe. Denn ich weiß, dass ich sie wiedersehen werde. Ich muss ihr beweisen, dass ich sie liebe, dass ich nur an sie denke. Und ich muss sie wissen lassen, dass ich weiß, was sie getan hat.“
„Du hast Glück, dass zwei Menschen bereit waren, für dich zu sterben“, sagte Astrid. „Rugiano hätte sich niemals für mich geopfert.“
„Als Alexia zum ersten Mal zum Leben erweckt wurde, hatte sie Amarofets Gesichtszüge. Amarofet hat ihren Körper zur Verfügung gestellt, damit Alexia ins Leben zurückkehren konnte. Das hat sie zu einem besseren Menschen gemacht. Sie war sozusagen eine verbesserte Alexia.“
„Und was geschah mit Königin Émedi?“, fragte Astrid. „Wer war sie in Wirklichkeit?“
„Sie war die gerechteste Königin der Welt. Arquimaes und sie hatten einen gemeinsamen Traum. Sie wollten ein Reich der Gerechtigkeit schaffen, das Arquimia heißen sollte. Jetzt ist alles aus, es sei denn, mir gelingt es, sie ins Leben zurückzuholen …“
„Arquitamius wird es schaffen“, beruhigte ihn Crispín. „Wenn er fähig war, die Eingeweide der Erde zu besänftigen, dann wird er auch den beiden Frauen, die du so sehr liebst, das Leben zurückgeben können.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gelingen wird“, sagte der Alchemist. „Wie ich schon sagte, ist es sehr schwierig, Menschen wiederzubeleben, die zum zweiten Mal gestorben sind.“
„Ich flehe Euch an, es wenigstens zu versuchen, Meister“, bat Arturo. „Nur dieses eine Mal noch!“
„Ich bin bereit, sie zu sehen“, sagte Arquitamius. „Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Aber ich muss dich noch einmal darauf hinweisen, dass es fast unmöglich ist, Arturo.“
„Arquimaes hat uns viel von Euch erzählt“, sagte Crispín. „Vor allem, dass Ihr ihn in Geheimnisse eingeweiht habt, die sonst niemand kennt. Geheimnisse der Alchemie.“
„Arquimaes übertreibt ein wenig. Ich habe ihn Dinge gelehrt, die vielen Menschen bekannt sind. Ich habe ihm beigebracht zu schreiben, zu zeichnen, etwas zu erschaffen … und, vor allem, zu träumen. Arquimaes hat einen Traum geträumt, als er bei mir war.“
„Und er hat ihn gezeichnet!“, rief Arturo. „Ich habe die Zeichnungen gesehen!“
„Du kennst die vierzig Zeichnungen, auf denen er seinen Traum von einem Reich der Gerechtigkeit dargestellt hat? Wo sind sie geblieben?“
„Sie sind verloren gegangen“, gestand Arturo. „Es war meine Schuld. Ich habe sie ins Schloss des Demónicus mitgenommen, und er hat sie verbrannt. Ich habe es selbst gesehen. Es tut mir unendlich leid.“
„Das braucht es nicht, Arturo“, sagte Arquitamius. „Sie haben Arquimaes nur dazu gedient, seine Gedanken zu ordnen. Sie haben ihm geholfen, seine Träume zu veranschaulichen. Meine Lehren wurden in den Zeichnungen sichtbar.“
„Ich muss dafür kämpfen, dass Arquimaes’ Traum Wirklichkeit wird“, sagte Arturo. „Das ist meine Mission.“
„Wir werden dir dabei behilflich sein“, versicherte Crispín. „Es ist ein großartiger Traum, der viele Menschen glücklich machen wird.“
„Ein alter Traum“, murmelte Arquitamius. „Man muss alles dafür tun, dass er verwirklicht wird. Unsere Welt sehnt sich verzweifelt nach einem Reich der Gerechtigkeit.“
VI
T RÁNSITOS V ERSPRECHEN
D AS T AXI HÄLT vor dem Kloster Monte Fer. Es herrscht dichtes Schneetreiben, wie immer. Die Eiseskälte ist schwer zu ertragen.
„Stellen Sie den Wagen hier ab“, sage ich zu dem Taxifahrer. „Besser, Sie kommen mit uns ins Kloster, sonst erfrieren Sie noch, während Sie auf uns warten. Da drinnen gibt es warme Suppe.“
„Vielen Dank, ich nehme eure Einladung an“, sagt der Mann und reibt sich die Hände. „Ich würde wirklich höchst ungern hier draußen warten. Alles ist wie tot.“
Wir wollen gerade an die Klosterpforte klopfen, als sie von innen geöffnet wird.
„Wir haben auf euch gewartet“, sagt der Mönch. „Kommt schnell rein!“
Wind und Schnee peitschen unser Gesicht. Nur mit Mühe können wir uns aufrecht halten. Wir gehen in die Küche, wo man uns freudig begrüßt.
„Arturo!“, ruft Bruder Lucio. „Lass dich umarmen, mein Junge! Wie schön, dich zu sehen!“
„Hallo“, grüße ich in die Runde, „ich freue mich, euch zu sehen.“
„Wir auch, Arturo“, sagt Bruder Pietro, „wir freuen uns auch, dich zu sehen. Und dich ebenso,
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