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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Bankleuten nicht. Niemals würde ich einem Bankmann vertrauen, Mr. Holmes. Ganz unter uns, Mr. Holmes, das wenige, was ich besitze, ist hier in diesem Kasten. Und nun verstehen Sie sicherlich, was es für mich bedeutet, wenn fremde Elemente in meine Wohnung eindringen. «
    Holmes sah Blessington fragend an und schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie versuchen, mit der Wahrheit hinter dem Berge zu halten.«
    »Aber ich habe Ihnen alles erzählt.«
    Mit einem Ausdruck des Abscheus drehte sich Holmes auf dem Absatz um.
    »Gute Nacht, Dr. Trevelyan«, sagte er.
    »Und kein Rat für mich?« stöhnte Blessington mit brechender Stimme.
    »Mein einziger Rat an Sie, Sir, ist, die Wahrheit zu sagen.« Einen Augenblick später waren wir wieder auf der Straße und wanderten heimwärts. Wir hatten bereits die Oxford Street überquert und waren halbwegs die Harley Street heruntergegangen, bevor ich aus meinem Freund ein Wort hörte.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie wegen eines Narrenspieles aus dem Haus gelockt habe, Watson«, sagte er, »wenn wir auf den Boden der Tatsachen gelangen -könnten, wäre der Fall sicherlich sehr interessant.«
    »Ich begreife sehr wenig davon«, sagte ich.
    »Also das ist doch einmal klar, es gibt mindestens zwei Männer, vielleicht auch mehr, die einen guten Grund haben, an den Blessington heranzukommen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Gelegenheit der jüngere Mann bei Blessington eingedrungen ist, während der zweite versuchte, den Doktor zu beschäftigen.«
    »Und die Katalepsie?«
    »Gute Imitation, Watson. Ich würde es zwar einem Experten nicht direkt ins Gesicht sage n wollen, aber es ist so. Es handelt sich ja um eine Krankheit, die man leicht imitieren kann. Ich habe es selber schon ausprobiert.«
    »Und dann?«
    »Es war schlicht Zufall, daß Blessington beide Male ausgegangen war. Ihr Grund, diese ungewöhnliche Stunde der Konsultation zu wählen, war vermutlich, daß sie es vermeiden wollten, daß irgendwelche anderen Patienten im Warteraum sein sollten. Nun wollte es der Zufall, daß gerade diese Stunde Blessington für seinen Spaziergang wählte. Dies zeigt mir, daß einer des anderen tägliche Routine sehr wenig kannte. Wenn sie nur auf Raubzug ausgewesen wären, hätten sie wenigstens den Versuch unternommen, die Wohnung zu durchsuchen.
    Nebenbei gesagt, ich kann es dem Gesicht eines Menschen wohl ablesen, wenn er Angst um die eigene Haut hat. Es ist einfach unmöglich, daß dieser Mann zwei tödliche Feinde hat, ohne daß er selber es weiß. Ich bin mir völlig im klaren, daß er genau weiß, wer diese Männer sind und daß er Grund genug hat, das auf keinen Fall zu verraten. Möglicherweise hat er morgen mehr Lust, mit uns zu reden. «
    »Gibt es keine Alternative«, schlug ich vor, »es ist unwahrscheinlich, gebe ich zu. Aber man könnte einmal darüber reden. Kann die Geschichte von dem kataleptischen Russen und seinem Sohn nicht die Erfindung vo n Dr. Trevelyan sein, der selber einen Blick in das Zimmer getan hat? «
    Im Schein der Laterne sah ich das amüsierte Lächeln Holmes' über meine brillante Idee. »Mein lieber Freund«, sagte er, »diese Idee ist mir natürlich auch schon gekommen. Aber ich entsc hied mich bald dafür, daß der Doktor glaubwürdig und seine Geschichte echt ist. Dieser junge Mann hat auf dem Teppich der Treppe Fußspuren von einer Deutlichkeit hinterlassen, daß es beinahe unnötig war, auch die im Zimmer sich noch anzusehen. Diese Fußspuren waren an den Spitzen breit, während die von Blessington spitz zuliefen. Sie waren auch 6 Zentimeter länger als die des Doktors. Wenn Sie diese Tatsachen betrachten, werden Sie sehen, daß es jemand anders gewesen sein muß. Aber wir können ruhig darüber schlafen, denn es sollte mich doch sehr wundern, wenn wir morgen nicht mehr von der Geschichte hören werden. « Sherlock Holmes' Prophezeiung wurde bald und auf eine dramatische Art und Weise erfüllt. Im ersten Licht des frühen Tages stand er am nächsten Morgen um halb acht vor meinem Bett. Er war in seinen alten Morgenmantel gehüllt. »Ein Wagen wartet unten auf uns, Watson. «
    »Was ist denn los?«
    »Die Brook-Street-Geschichte.« »Frische Neuigkeiten?«
    »Tragische. Aber der Fall ist nicht eindeutig«, sagte er und zog die Fenstervorhänge auf. »Sehen Sie sich das an. Ein Blatt, aus einem Notizbuch gerissen, mit den Worten >Um Gottes willen, kommen Sie sofort< in Bleistift

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