Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
berichten. Ich habe an der Londoner Universität studiert, und ich hoffe, daß Sie nicht glauben, daß ich mich selber besonders herausstreichen möchte, aber meine Professoren hielten mich für einen begabten und vielversprechenden Studenten. Nach meiner Graduierung bin ich zunächst weiter in der Forschung geblieben. Daneben hatte ich einen kleinen Arbeitsplatz im Kings -College-Krankenhaus inne. Ich hatte das Glück, daß meine Forschung das Interesse aller erregte.
    Schließlich gewann ich den Bruce-Pincerton-Preis und eine Medaille für das Buch über die Nervenleiden, das Ihr Freund soeben erwähnt hat. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß damals der Eindruck entstand, ich habe eine große Karriere vor mir.
    Aber meine große Schwierigkeit war, daß ich Kapital brauchte und keines besaß. Sie verstehen sicherlich, daß ein Spezialist, der sich ein großes Ziel gesetzt hat, sich nirgend anders niederlassen kann als in einer von einem halben Dutzend Straßen um den Cavendish Square herum. Und gerade dort sind die Mieten sehr hoch, ganz zu schweigen von den teuren Einrichtungen. Neben diesem Kapital, dagerst einmal investiert werden muß, braucht er soviel Vermögen in der Hinterhand, daß er sich ein paar Jahre lang erhalten kann, ohne daß ihm die Patienten Geld einbringen. Außerdem braucht er eine elegante Kutsche und Pferde. Das konnte ich niemals aufbringen. Meine einzige Hoffnung bestand darin, zu sparen, um vielleicht in zehn Jahren einmal mein Namensschild anbringen zu können. Plötzlich geschah jedoch etwas, was mir ganz neue Aussichten eröffnete.
    Eines Tages besuchte mich ein Herr, der mir völlig fremd war und der sich Mr. Blessington nannte. Dieser Herr betrat eines schönen Morgens mein Zimmer und verwickelte mich sofort in ein Geschäftsgespräch.
    >Sind Sie der gleiche Dr. Percy Trevelyan, der eine erfolgreiche Karriere begonnen hat und der gerade einen Preis gewonnen hat?< fragte er.
    Ich verbeugte mich.
    >Antworten Sie mir ehrlich<, fuhr er fort, >denn es wird zu Ihrem Besten sein. Sie sind klug genug, um ein wirklich erfolgreicher Mann zu sein. Besitzen Sie Takt?< Bei dieser sehr offenen Frage konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken.
    >Ich glaube schon, daß ich meinen Teil von dieser guten Gabe abbekommen habe.<
    >Und schlechte Angewohnheiten? Alkohol? Sagen Sie ehrlich, wie ist es damit?<
    >Aber ich bitte Sie, Sir<, rief ich.
    >Richtig, richtig, ganz in Ordnung, Sir, aber ich muß Sie fragen. Und mit all Ihren Qualitäten haben Sie keine eigene Praxis?<
    Ich zuckte die Schultern.
    >Kommen Sie, kommen Sie<, sagte er auf sehr eindringliche Weise, >die alte Geschichte, wie ich mir denken konnte. Mehr im Gehirnkasten als in der Tasche, was? Wie würde es Ihnen gefallen, Ihre Praxis in der Brook Street zu beginnen?<
    Ich starrte ihn verwundert an.
    >Oh, dabei geht es eigentlich nicht so sehr um Sie<, sagte er. >Es handelt sich vielmehr um mich.
    Ich werde Ihnen gegenüber völlig ehrlich sein, mir würde es selber gefallen, wenn Sie sich dort niederlassen würden. Ich habe ein paar Tausender übrig, die ich gerne investieren möchte. Sehen Sie, und ich dachte, damit könnte ich Ihnen vielleicht auf die Beine helfen.<
    >Aber warum denn nur?< fragte ich atemlos.
    >Ach was, es ist einfach eine Spekulation, weiter nichts. Eine Spekulation ist so sicher wie die andere.<
    >Was soll ich tun?<
    >Das will ich Ihnen erklären. Ich miete das Haus, möbliere es, zahle den Lohn an das Personal und übernehme praktisch alle laufenden Kosten. Alles, was Sie zu tun haben, ist, daß Sie in Ihrem Sprechzimmer sitzen und auf Patienten warten. Sie könne n von mir aus sogar ein Taschengeld bekommen.
    Danach werden Sie mir drei Viertel Ihres Einkommens überlassen, und das eine Viertel behalten Sie für sich.<
    Es war schon ein merkwürdiger Vorschlag, Mr. Holmes, den dieser Blessington mir da machte.
    Ich will Sie nicht mit dem Bericht langweilen, wie wir gefeilscht und verhandelt haben, bis die Sache schließlich spruchreif war. Jedenfalls konnte ich im nächsten Quartal in das Haus einziehen. Die Finanzierung der Praxis lief so, wie er es mir vorgeschlagen hatte. Er selber zog auch in das Haus ein und lebt seither als Patient bei mir. Er hat ein etwas schwaches Herz und braucht viel medizinischen Rat. Die beiden besten Zimmer des Hauses im ersten Stockwerk richtete er sich als Wohnzimmer und Schlafzimmer ein. Er ist ein seltsamer Mann, der seltsame Angewohnheiten hat. Er geht selten aus,

Weitere Kostenlose Bücher