Das reine Karma 2

Liebe zum Irdischen überwiegt, stumpft die Seele ab und es setzen Handlungen ein, die das Karma belasten. Deshalb verstand man in der fernöstlichen Philosophie unter Karmareinigung, dass Wünsche zunichte gemacht werden. Aus dieser Sicht ist es unmöglich, Krankheiten und Epidemien zu heilen, weil das Karma nicht abgearbeitet wird und sich dementsprechend die Situation verschlechtert. Liebe zum Irdischen, das ist das Böse, und die ganze materielle Welt, das ist Unvollkommenheit und Böses, und sie muss man entweder verlassen oder vernichten. Im Christentum hingegen gilt die Auffassung, Liebe zum Irdischen — das ist das Gute, das ist Glück. Es wird nur dann zum Unglück, wenn es sich in einen absoluten Wert verwandelt, zum Selbstzweck wird. Es stellt sich jedoch heraus, dass Lossagung und Abkehr von irdischer Realität nicht die einzige Bedingung für Karmareinigung sind. Das Gefühl der Liebe, das die Seele über das Irdische erhebt und frei von Aggression ist, reinigt das Karma noch besser. Wenn es dem Menschen nicht gelingt, in sich Liebe zu entwickeln, kann er sich damit helfen, dass er sich im Irdischen beschränkt, es aber nicht zerstört. Man muss danach streben, den unvollkommensten Menschen zu retten, damit werden letztendlich alle gerettet. Doch muss man begreifen, dass es sich in erster Linie um Rettung des Geistes handeln muss. Wenn die Rettung zuerst auf physischer Ebene erfolgt, bedeutet das, dass sie auf geistiger Ebene nachgeholt werden muss.“
    „Ich bin gekommen, um meine Probleme darzulegen“, sagt der Mann. „Doch sie betreffen mich nicht persönlich. Ich werde alles der Reihe nach erzählen. Ich war einmal einer starken radioaktiven Strahlung ausgesetzt, worauf ich schwer erkrankte. Arzneimittel halfen überhaupt nicht. In dieser Zeit begann ich nach einer Methode der Atmungskontrolle Übungen durchzuführen, und ich wurde ein Anhänger und Verfechter dieser Methode. Alle meine Krankheiten verschwanden. Ich behandelte erfolgreich etwa zweitausend Menschen nach dieser Methode, bei allen trat eine deutliche Besserung ein. Allerdings musste ich in letzter Zeit etwas Seltsames feststellen: Bei den Kranken kommt es zu einer physischen Besserung, doch ihre Verwandten sterben. Können Sie erklären, was hier passiert?“
    „Wenn die Seele zum Irdischen strebt, sind für ihre Reinigung Krankheiten notwendig, d.h. unser Unterbewusstsein beginnt, unser Bewusstsein zu hemmen und zu lähmen, um den Prozess der Verabsolutierung des Irdischen zu bremsen. Das Unterbewusstsein verhält sich zu unserem Bewusstsein wie die Eltern zu ihrem Kleinkind. Doch nicht nur die Eltern können auf ihre Kinder einwirken, es gibt auch eine Rückverbindung, d.h. das Bewusstsein wirkt auf das Unterbewusstsein ein. Wenn Sie sich bei der Nahrungsaufnahme, im Umgang mit anderen Menschen und in der Atmung einschränken, erfolgt eine aktive Erschließung der Geistesstrukturen des Unterbewusstseins. Eine ebensolche Erschließung erfolgt im Schlaf. Doch wenn der Mensch schläft, ist sein Bewusstsein verschlossen. Bei den oben erwähnten Techniken ist das Bewusstsein aktiv. Das heißt, in dieser Situation gelangt jedes Programm aus dem Bewusstsein bedeutend schneller ins Unterbewusstsein. Wenn Sie dabei beten, zu Gott streben und das Gefühl der Liebe in sich entwickeln, erfolgt eine grundlegende Reinigung der physischen und der Geistesstrukturen. Aber wenn sie bei diesen Techniken auf physische Gesundheit orientiert sind, ist die Einwirkung anders, sozusagen egoistischer Art. Im ersten Fall wirkt Ihre Reinigung auch auf Ihre Verwandten und Nachkommen sowie alle ein, die mit Ihnen verbunden sind, im zweiten Fall werden nur Sie gereinigt, und das Unreine wird auf die Verwandten und Nachkommen verlagert. Wenn die Geistesstrukturen den Körperstrukturen untergeordnet werden, und das Unterbewusstsein dem Bewusstsein, dann wird es gefährlich. Wenn die Seele mit der Erde verwächst, muss sie durch Krankheiten, Traumata und Unglücksfälle losgerissen werden, damit sie zu Gott strebt. Wenn der Körper und alles, was mit ihm verbunden ist, zerstört wird, schaltet sich ein von der Natur geschaffener Mechanismus ein — das Streben zum Ursprung und die Vereinigung mit ihm, um die Geistesstrukturen zu unterstützen. Doch wenn mit Hilfe von Techniken alle Wünsche, die mit irdischem Glück verbunden sind, zunichte gemacht werden, der Körper dabei aber gesund ist, schaltet sich der Mechanismus des Strebens nach dem Ursprung nicht sofort