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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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als er gegen eine Kiste stieß, und Monica stolperte über seine Füße. »Lieber Himmel, man sieht überhaupt nichts!«
    Schließlich waren sie da und ließen sich neben Elena und Dino auf dem Boden nieder.
    »Ich sterbe vor Durst«, ächzte Sandro.
    »Warum hast du mich daran erinnert?«, klagte Monica.
    »Kannst du erkennen, wie spät es ist?«, fragte Dino.
    Monica holte ihr Handy hervor und schaltete das Display ein. Ein mattes Glühen erhellte ihr angespanntes Gesicht. »Fast Mitternacht.«
    Sie sahen sich an, und ihnen allen ging der gleiche Gedanke durch den Kopf. Drei Stunden waren seit ihrem Kontakt mit Damaskus vergangen.
    »Bestimmt dauert es jetzt nicht mehr lange«, sagte Dino. »Ich nehme an, die Hilfe musste erst organisiert werden.«
    Plötzlich erklang ein gedämpftes Geräusch in der Stille und wurde schnell lauter.
    »Hört ihr das auch?«, fragte Elena. Sie sprang auf und eilte zum Fenster.

    »Hubschrauber!«, entfuhr es Dino. »Mindestens zwei, denke ich.«
    Das Brummen der Rotoren wurde immer deutlicher.
    Sandro umarmte Monica. »Da kommt die Kavallerie!«
    Sie drängten sich am Fenster zusammen.
    Das Licht von Suchscheinwerfern erhellte das Lager. Einige Männer versuchten zu fliehen, aber mehrere Feuerstöße, die Sand und Steinsplitter aufwirbelten, brachten sie zum Stehen. Auch die übrigen Geiselnehmer kamen aus den Gebäuden, versuchten aber gar nicht erst,Widerstand zu leisten. Ganz im Gegenteil: Sie warfen ihre Waffen weg und hoben die Hände.
    Die beiden Hubschrauber landeten. Soldaten sprangen heraus und brachten das Lager innerhalb kurzer Zeit unter ihre Kontrolle.
    Die Tür des Schuppens wurde geöffnet, und im blendend hellen Licht eines Scheinwerfers wankten die erschöpften Gefangenen nach draußen. Sie baten sofort um etwas zu trinken.
    »Wir haben den Befehl, Sie unverzüglich nach Damaskus zu bringen«, wandte sich der befehlshabende Offizier an Elena.
    »Was ist mit der Ausrüstung und unseren persönlichen Dingen?«, fragte sie.
    »Machen Sie sich darum keine Sorgen. Sie bekommen alles zurück, wenn Sie die Heimreise nach Italien antreten. Außerdem wird sich unsere Regierung für diesen bedauerlichen Zwischenfall entschuldigen.«
    »Von wegen bedauerlicher Zwischenfall!«, erwiderte
Elena erbost. »Entschuldigungen allein reichen da nicht aus.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zum nächsten Hubschrauber.

2

Adria, 15. Juni 1204
    Die mit den geraubten Schätzen aus Konstantinopel beladenen Schiffe bekamen den Zorn des Meeres und des Windes zu spüren. Die Männer am Ruder kämpften darum, sie auf Kurs zu halten, während riesige Wellen gegen die Rümpfe schlugen, über die Decks hinwegfegten und Menschen mit sich rissen. In den Laderäumen waren die Halteseile gerissen, und die Kisten mit der kostbaren Fracht bewegten sich im harten Rhythmus der einzelnen Schiffe.
    An Bord der größten Galeere des Konvois, der Leone di San Marco , war die Situation verzweifelt.
    Eine Welle hatte den Steuermann fortgerissen, und das Schiff war außer Kontrolle geraten, taumelte und schaukelte heftig auf und unter den Wellen und richtete sich wie ein wildes Fohlen auf, bis es fast kenterte. Der Kapitän rief Befehle und versuchte, die Ruderpinne zu erreichen, rutschte aber immer wieder auf dem von Brechern gepeitschten Deck aus. Eine Welle trug ihn fast mit sich, doch mit der Kraft der Verzweiflung klammerte er sich fest, erreichte schließlich das Ruder und begann zu manövrieren. Um ihn herum herrschte unvorstellbares Getöse, aber er fuhr damit fort, den von Panik erfassten Besatzungsmitgliedern Anweisungen zuzurufen. Seine Arme schmerzten vom Bemühen, das Ruder festzuhalten,
und er konnte fast nichts sehen, doch er wusste: Wenn er aufgeben würde, wäre das Schiff mitsamt der Ladung verloren.
    Er fluchte. Alle ihm bekannten Gebete hatte er bereits gesprochen, und außerdem brauchte er seine ganze Kraft, um das Ruder unter Kontrolle zu halten.
    »Du kriegst mich nicht, verdammt!«, rief er in den Sturm. »Und ich erlaube nicht, dass du dir mein Schiff holst!«
    Ein Blitz traf den Großbaum, der für einen Augenblick hell aufleuchtete und dann aufs Deck fiel, Menschen und Holz unter sich zermalmte. Eine ungeheure Kraft schien das Schiff plötzlich anzusaugen und schleuderte es unmittelbar darauf nach vorn. Aus dem Rumpf drang ein lautes Knirschen, doch er hielt stand, und für einen Moment, der den Männern an Bord wie eine Ewigkeit erschien, tanzte die Galeere auf dem

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