Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Remake

Das Remake

Titel: Das Remake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
und lehne mich in meinem Sessel zurück. Von der Straße herauf ertönt ein plötzlicher Schmerzensruf, quietschende Reifen und eine Reihe lauter Kracher. Ich stehe auf und schließe das Fenster. Ich kann Unterbrechungen im Augenblick brauchen wie ein Viehgatter ein Fünf-Sterne-Frühstück. »An die Arbeit!«
    »Richtig, Chef.«
    »Ich sehe die Sache so, Barry. Ich hab eine gewaltige Rechnung mit diesen beiden zu begleichen. Eine ganz gewaltige Rechnung.« Ich stecke mir eine weitere Zigarette an, nehme eine männliche Pose vor dem blinkenden Neonlicht ein und sinne einmal mehr über die genauen Ausmaße der Rechnung nach, die ich zu begleichen habe.
    Doch weil diese Art von Gedanken nach einer Weile ein wenig langweilig werden, ducke ich mich statt dessen unter den Tisch.
    Die Kugel ging durch das geätzte Glas meiner Zwischentür, riss ein Loch mitten in die Rückenlehne meines Schreibtischsessels und grub sich in meine Wand. Ich warte nicht auf Goddo, ich reiße meine zuverlässigen Freunde Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter und komme feuernd wieder hoch. Der Lauf versprüht seine Tödliche Fracht [9] , und ich pumpe fünf Schuss durch die Tür. Ich höre den Körper fallen, erhebe mich aus meiner Deckung und klopfe meinen Trenchcoat ab.
    »Gut geschossen, Chef. Wen glaubst du, hast du da erwischt?«
    »Kann ich nicht sagen.« Ich überprüfe meine Manschetten. Manchmal, wenn man in Deckung springt, verliert man einen Knopf. Diesmal jedoch habe ich Glück gehabt.
    »Meinst du, wir sollten raus gehen und den Leichnam überprüfen?«
    Ich schüttele den Kopf. »Bestimmt nicht.« Ich mustere meine Gürtelschlaufen gründlich – eine ungeschickte Bewegung kann manchmal starke Belastungen auf die Nähte ausüben. Aber sie sehen alle noch okay aus.
    »Aber Chef! Die Identität des Meuchelmörders könnte genau das sein, was du brauchst, um die ganz heiße Spur zu finden!«
    Ich schüttele ein weiteres Mal den Kopf. Ich bemerke einen kleinen Fleck auf meinem linken Revers, doch es ist nichts, weswegen ich mir Sorgen machen müsste. Jeder Marken-Fleckentferner kommt damit zurecht.
    »Aber Chef…«
    »Was denn, Barry?« Ich richte meinen Kragen.
    »Der Leichnam, Chef!«
    »Siehst du irgendwo einen Leichnam, Barry?«
    »Nein, Chef, aber…«
    »Und warum siehst du keinen, Barry?«
    »Weil er draußen vor der Tür gefallen ist, Chef.«
    »Und?«
    »Und weil du nicht auf Korridoren arbeitest, Chef, ’tschuldigung.«
    »Kein Problem, Barry. Du hast dich in der Hitze des Augenblicks mitreißen lassen. Das ist der Grund, aus dem ich der Held bin in diesem Roman und nicht du.«
    »Mehr hast du nicht zu sagen, Scheißkopf.«
    »Was war das, Barry?«
    »Ach, nichts, Chef.«
     
    Die große Eingangshalle des Polizeigebäudes sah fast ganz genauso aus wie alle Eingangshallen von Polizeigebäuden. Eine Menge Cops mit schicken Uniformen und Ich-hab-schon-alles-gesehen-Mienen zankten und zeterten und lasen Menschen ihre Rechte vor. Superschick gekleidete Zuhälter mit breitkrempigen Hüten, langen Ledermänteln und Plateausohlenschuhen, die freizügig mit Schmähworten um sich warfen und die Herausgabe ihrer »Ladies« verlangten. Straßenpunks mit bandagierten Köpfen, die von Mädchen in schwarzer Bondage gehalten wurden. Ein Padre, der die Eltern eines Mordopfers tröstete. Eine singende Obdachlose. Jugendliche Bandenmitglieder mit Stirnbändern und öligen T-Shirts, die jeden anmachten. Wermutbrüder, die den fünften Nachtrag zur Verfassung einforderten. Detectives in Hemdsärmeln, die gegen den Kaffeeautomaten hämmerten. Prostituierte in kurzen Pelzmäntelchen, die aussahen wie Tina Turner. Rückfällige, die getan hatten, was immer sie schon vorher getan hatten.
    Sie haben alle die Filme gesehen. Sie wissen, was ich meine.
    Rex sammelte seine »Siebensachen« bei einem Sergeant hinter einem Schreibtisch ein, der dem jungen Spencer Tracy verblüffend ähnelte.
    »Unterschreiben Sie hier.« Der Sergeant drehte Klemmbrett und Stift zu Rex herum. Rex schüttelte den Kopf und unterzeichnete. Es ergab alles nicht viel Sinn. Sie gaben ihm doch tatsächlich die gestohlene Geldbörse und alles andere zurück.
    »In Ordnung, dann bin ich weg.« Rex wandte sich um und wollte verschwinden.
    Officer Cecil ragte vor ihm auf. »Hier entlang, Rex.« Er packte den Helden mit festem Griff am rechten Ellbogen und steuerte ihn auf einen Seitengang zu, von dem Rex ganz richtig annahm, dass er auf eine stille Nebengasse hinaus führte.
    »O

Weitere Kostenlose Bücher