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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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dem Mars, in der Wüstenei, so logisch und einfach erschien, erwies sich im blubbernden Medien-Sumpf der Erde als überaus kompliziert.
    Der Mars war zu einem Rorschach-Test geworden. Jede Gruppierung, die glaubte, sich profilieren zu müssen, stürzte sich ins Getümmel. Religionsführer sagten, es sei moralisch bedenklich, daß drei unverheiratete Leute die Besatzung des Retour-Schiffs bildeten.
    Die Gesellschaft zum Schutz des Mars, eine Fraktion des Tierschützer-Verbands, verlangte, daß sie den Landeplatz sterilisierten und den Planeten unverzüglich verließen. Die Terraform Today Society forderte die Vernichtung der Mars-Matte . Zwei Sekten – von denen die eine in Indien beheimatet war und die andere in Montana sich verschanzt hatte – wollten angesichts des bevorstehenden Ausbruchs einer Mars-Seuche kollektiven Selbstmord begehen.
    »Sollen sie doch«, sagte Marc.
    In der Rubrik ›Leserbriefe‹ der Medien entspann sich ein lebhafter Diskurs zwischen Personen, die zwar nicht die geringste Ahnung von der Materie hatten, sich aber um so detaillierter darüber ausließen. Die ganze Biographie der Besatzungsmitglieder kam nun auf den Seziertisch, ihre mißliche Lage wurde analysiert, unter philosophischen Gesichtspunkten betrachtet und immer wieder durchgekaut.
    Julia gelangte in den darauffolgenden Wochen zu dem Schluß, daß sie und Viktor auf jeden Fall die bessere Wahl getroffen hatten. Sie würden auf dem Mars ihre Ruhe haben, während Claudine, Marc und Raoul nach der Rückkehr den Kopf in den Rachen des Medien-Löwen stecken mußten.

Kapitel 39
5. Februar 2018
    Es war so einfach, sinnierte Julia, wenn man das Wesen des Mars erst einmal begriffen hatte.
    Sie waren nun eine fünfköpfige Besatzung. Claudine war reibungslos integriert worden, und nun bereiteten sie sich als Einheit auf den Start vor. Zusammenarbeit war oberstes Gebot. Sie tauschten ihre Weltraum-Erfahrungen aus, wovon alle profitierten.
    Wie es bei der Mars-Matte üblich war. Und bei irdischen Bakterien.
    Du willst gegen Antibiotika resistent werden? Dann schließ dich mit einem anderen Bakterium zusammen und hol dir das Gen, das du brauchst.
    Das Schlimme war nur, daß dieser Lösungsansatz schon die ganze Zeit existiert hatte. Der Tod der beiden Astronauten war völlig sinnlos gewesen.
    Die Erde indes wurde von den Verhandlungen zwischen dem Konsortium und Airbus in Atem gehalten. Die Anwälte hauten sich gegenseitig Einstweilige Verfügungen um die Ohren, die Treibstoff und Raumschiffe betrafen, die hundert Millionen Meilen entfernt waren. Airbus argumentierte, das Konsortiums-Team würde verlieren, falls es ohne die Hilfe von Airbus nicht nach Hause käme: deshalb sollten sie sich das Preisgeld in Höhe von dreißig Milliarden Dollar wenigstens teilen.
    Das schreckte wiederum die Regierungen auf, die nämlich die Zeche zahlen mußten. Das Mars-Gremium ließ verlauten, in den Wettkampfbedingungen sei eindeutig festgelegt, daß nur das Team als Gewinner in Frage käme, das auch zuerst vom Mars zurückkehrte.
    Alles andere mußten Airbus und das Konsortium unter sich ausmachen. Die Politiker waren nicht erpicht, sich an diesem Problem die Finger zu verbrennen.
    Die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkte die Dynamik der Verhandlungen. Airbus war nicht in der Lage, dem Team den Rückflug zu verweigern, wo die ganze Welt zuschaute. Zumal niemand von den Verhandlungspartnern imstande gewesen wäre, die Besatzung an der Benutzung des Schiffs zu hindern.
    Schließlich wurde eine Einigung erzielt. Über Nacht wurden vier Milliarden Dollar transferiert. Sie hatten es sogar zu einer kleinen Zeremonie aufgebauscht, wie sie in der Nachrichtensendung sah. In den Kellergewölben einer schweizerischen Bank wurde ein schwer mit Goldbarren beladener Hubwagen von einer Tresorkammer in eine andere gezogen.
    * * *
    Sie machte selbst einen Handel.
    »Ich will auch einen Handel machen«, sagte sie zu Axelrod. »Und zwar folgenden: ich schicke Proben mit zurück. Keine lebendigen, sondern konservierte. Tot. Sie stellen keine Bedrohung für die Erde dar, so daß Sie auch keine Probleme mit diesen Verrückten haben werden. Aber die Proben werden nicht Ihr Eigentum, nachdem Sie den Preis gewonnen haben. Sie gehören der Wissenschaft. Die Proben sind viel zu wichtig, als daß ein Privatmann sie unter Verschluß halten dürfte.«
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Irgendwie lief es ihrer Ausbildung zuwider, solche Töne gegenüber dem Boss

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