Das Ritterdrama von Schreckenstein
Die müssen wir voll ausnützen.“
„Ein Feuerwerk sprudelnder Einfälle“, alberte Witzbold Klaus.
Beni hob die Hand und meinte: „Es müsste dauernd spuken, ohne dass je einer zu sehen ist.“
„Die Richtung ist nicht schlecht“, bestätigte Dieter.
Da meldete sich Eugen. „Wie war’s, wenn wir sie weglocken? Zu irgendeiner Besichtigung — und dann den Laden besetzen?“
„Warum machen wir nicht was gegen die Neustädter Schulen?“ fragte Armin, und alle sahen ihn an. „Mann, ja!“ rief Dampfwalze.
„Oder beides. Gleichzeitig!“ schlug Andi vor.
„Oder so, dass die Neustädter meinen, die Mädchen wären’s gewesen!“ übertrumpfte ihn Dieter.
„Oder umgekehrt“, schloss Hans-Jürgen.
Mit einem Mal war es still. Die Ritter hatten begriffen, welche Möglichkeiten sich ihnen boten.
„Ja“, wiederholte Ottokar, „dann lasst uns mal überlegen, was wir da machen könnten.“
Nachdenklich zog die Ritterschaft ab.
„Mauersäge müsste auch mitmachen“, sagte der kleine Herbert auf der steilen Treppe zum kleinen Eberhard. Doch Werner hatte sich dazwischengedrängt. „Spinnst du?“ fragte er.
„Nein. Du?“ fragte der Mini frech dagegen. Er hatte nicht den Streich gemeint, sondern das Ritterdrama. Aber das war ja noch geheim.
Drei Tage lang überlegten sich die Ritter Streichvorschläge. Damit nicht alle ihr Hirnschmalz auf dieselben Ideen verschwendeten, hatten sie verschiedene Denkgruppen zusammengestellt: Rosenfels, Ebert-Schule, Franz-Joseph-Schule und zwei Kombinierte, die sich gleich oder wechselseitige Aktionen überlegten. Aus allem, was da zusammenkam, erarbeiteten sie auf einer endlosen Nachtsitzung in der Folterkammer den Streich nach dem Baukastenprinzip. Kernstück war — zum ersten Mal — der Zufall. Mücke las als Chefredakteur regelmäßig Zeitung. So wusste er von einer Ausstellung in Neustadt, die sich mit der keltischen und römischen Vergangenheit der Region beschäftigte.
„Da müssen bestimmt alle Schulen rein! Wetten dass?“ hatte er gesagt. Sofort rief Ottokar bei der Ausstellungsleitung an und konnte
Mückes Vermutung bestätigen. „Übermorgen um elf kommt Rosenfels! Sie bleiben bis dreizehn Uhr, weil da noch ein Vortrag dabei ist. Anschließend kommt die Ebert-Schule. Wir gehen vorher rein, um neun Uhr. Ich hab’s grad noch hingekriegt.“
„Wozu denn das?“ fragte der kleine Egon. „Ich denke, wir nehmen uns frei.“
„Mann, zur Tarnung!“ fuhr Stephan ihn an.
„Kannst du dich nicht deutlicher ausdrücken?“ erkundigte sich Rolf.
„Später“, vertröstete ihn Stephan. „Zuerst kommt es darauf an, dass du ein unbefangenes Gesicht machst. In der Ausstellung begegnen wir nämlich den Mädchen.“
„Aber du weißt es doch auch!“ beharrte Rolf.
„Reiner Zufall“, antwortete Ottokar. „Die Idee zu dem Einfädler stammt von ihm.“
„Nun beruhig dich schon!“ Beni klopfte Rolf auf die Schulter, und da sonst niemand widersprach, gab er sich zufrieden.
„Was ist jetzt mit der zweiten Gruppe?“ wollte Klaus wissen.
„Ich hab noch mal mit Läptig gesprochen“, berichtete Andi.
„Wenn wir ihm morgen im Holz helfen, können wir übermorgen mitfahren. Er muss sowieso mit dem Traktor nach Neustadt.“
Johann Läptig , der Bauer, dem die an den Sportplatz angrenzenden Felder gehörten, besaß auch ein Stück Wald. Dort hatte er im Februar einen Schneebruch gehabt und war mit dem Aufräumen noch nicht fertig. „Übrigens wird auf Rosenfels nicht gekocht! Die Mädchen nehmen belegte Brote mit“, wusste Strehlau zu berichten.
„Mann, das hilft uns! Woher weißt du?“ ereiferte sich Beni . „Ich hab listigerweise Fräulein Böcklmeier angerufen! Ob wir nicht vierhändig Klavier spielen könnten. Ich hätte ab Mittag Zeit“, erklärte ihm der Musterschüler.
Mücke schlug sich auf die Schenkel. „Ich sag’s ja! Organisation ist der halbe Streich.“
Dann wurde die zweite Gruppe zusammengestellt. Sie würde nicht mit nach Neustadt fahren; Rolf schloss sich ihr an.
„Noch was“, sagte Ottokar. „Der Rex kommt mit in die Ausstellung.“
„Da wirken wir ja irre seriös!“ alberte Klaus.
Es wurden noch Einzelheiten besprochen und am nächsten Tag nach dem Unterricht Vorbereitungen getroffen, Andi half mit zehn Rittern im Wald. Am Morgen darauf ging es los. Die Bildungsritter, wie sich die Ausstellungsbesucher bezeichneten, brachen frühzeitig mit den Rädern auf, die Textilritter, so nannte sich die zweite Gruppe, erst
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