Das Roemische Imperium
etruskische Herrscher waren, denn dieser Volksstamm, dessen Herkunft noch immer nicht ganz geklärt ist, drängte damals von seinem toskanischen Kerngebiet nach Süden. Zeugnisse lassen sich bis Neapel und noch weiter nachweisen. Rom wird die Begehrlichkeit der Etrusker geweckt haben wegen seiner optimalen Lage für den Handel mit dem griechischen Süden der italienischen Halbinsel und mit dem Landesinneren, wohin von den Salinen an der Tiber-Mündung eine Salzstraße führte. Auch waren die Anhöhen gut zu verteidigen. Problematisch nur, dass der Fluss oft über die Ufer trat; erst mit der Zeit gelang es, dem durch Uferbefestigungen zu begegnen.
Freitod für die Freiheit
Königssohn Sextus Tarquinius verzehrte sich nach der reizenden, aber verheirateten Lukretia. Als deren Mann Lucius Collatinus mit König Lucius Tarquinius auf Kriegszug war, drang der Prinz in die Gemächer der Schönen ein und stellte sie vor die Wahl, sich ihm hinzugeben, andernfalls werde er sie töten und einen erschlagenen Sklaven neben ihre Leiche ins Ehebett legen. Lukretia fürchtete den Tod nicht, aber die Schande und musste die Vergewaltigung erleiden. Danach vertraute sie sich ihrem Vater an und trat mit ihm am Folgetag auf dem Forum vor das Volk. Sie berichtete, wie ihr geschehen sei, forderte in einem flammenden Appell, den Frevler zu bestrafen, stieß sich ein Messer in die Brust und starb vor aller Augen. Erbittert verschworen sich die Bürger gegen das Königshaus, allen voran der Vater, der Witwer und sein von allen hoch geachteter Freund Lucius Iunius Brutus. Die Königsfamilie wurde schließlich entmachtet und verjagt. Den letzten Herrscher verzeichneten die Geschichtsbücher fortan nur noch mit dem Beinamen Superbus („der Überhebliche“)
.
Das erlaubte die Ausdehnung der Weide- und Anbauflächen und machte die angestammten großen Grundbesitzer noch mächtiger. Konflikte mit dem als fremd empfunden Königtum blieben nicht aus. Sie rührten auch daher, dass die Herrscher den militärischen Oberbefehl beanspruchten und mit der Zeit ein Machtmittel in die Hand bekamen, das sich notfalls auch nach innen nutzen ließ. Die Könige agierten immer selbstherrlicher, nahmen Rat kaum noch an und provozierten damit wachsenden Widerstand bei den Patriziern. Im Jahr 510/509 entledigten sich diese schließlich des etruskischen Königtums, was die Legende später fantasievoll ausschmückte (siehe Kasten).
Die Schändung der tugendhaften Lukretia durch den ruchlosen etruskischen Prinzen Tarquinius hat die Künstler der Renaissance zu dramatischen Szenen inspiriert: Tintorettos (1518-1594) Gemälde aus dem Jahr 1559 gewinnt seine Dynamik aus dem Kontrast zwischen dem brutalen Finsterling und der sinnlich-reinen Schönheit seines Opfers
.
(c) akg, Berlin
Willkommenes Erbe
Errungenschaften aus der Königszeit (6./5. Jh.)
Natürlich versuchte die Herrscherfamilie, die Stadt zurückzugewinnen, doch alle Angriffe scheiterten am Mut der Römer (siehe Kasten). Sie waren nun die etruskischen Könige los, übernahmen aber von den Etruskern viele Errungenschaften wie etwa die hochentwickelte Technik der Metallgewinnung und die Kunst des Schmiedens von Gefäßen und Waffen. Auch politische Muster aus etruskischer Zeit blieben erhalten, zum Beispiel die Purpurgewänder der obersten Beamten oder die Insignien der Liktoren, den Sicherheitskräften zum Schutz hochgestellter Persönlichkeiten. Die Liktoren trugen zum Zeichen ihrer Macht ein Rutenbündel
(fasces)
über der Schulter, außerhalb der heiligen Grenze der Stadt
(urbs)
mit einem Beil darin. Auch diese Grenze, das sogenannte
pomerium
(von
post murum
= hinter der Mauer), stammte aus der Etruskerzeit; es umfriedete ein Kernareal, das – modern gesagt – entmilitarisiert war.
Die Rechte geopfert
Einer der etruskischen Herrscher, die gegen Rom vorgingen, war Porsenna von Clusium (Chiusi) in der südlichen Toskana. Er schloss die aufsässige Stadt ein, so dass die Versorgungslage der Römer bald prekär wurde. Der junge Gaius Mucius Cordus beschloss daher, sich ins Lager der Etrusker zu schleichen und den feindlichen König zu töten. Hinein kam er zwar, doch sein Dolch erwischte den Falschen. Mucius wurde ergriffen und vor den König gebracht, der ihn mit Folter und Hinrichtung bedrohte. Der Attentäter hielt daraufhin seine rechte Hand in ein Altarfeuer und ließ sie unbewegten Gesichts verbrennen. Porsenna sah dem mit wachsender Bewunderung zu und ließ Mucius schließlich frei. Die
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