Das Roemische Imperium
die Franken jetzt für sich nutzen.
Schlacht von Vouillé
Die Kämpfe gegen die Alemannen hatten gezeigt, dass Frankenkönig Chlodwig sich nicht mit dem Erreichten zufrieden geben würde. In Ravenna befürchtete Theoderich einen Angriff der Franken in südöstlicher Richtung und bereitete sich darauf vor. Es blieb dort aber ruhig. Niemand ahnte, dass Chlodwig sich mit Ostkaiser Athanasios in Benehmen gesetzt hatte, der Theoderichs Truppen im Donauraum beschäftigte. Chlodwig aber schlug gegen die Westgoten südlich der Loire los, wobei er den Angriff als Kampf gegen den Arianismus ausgab. Er stieß auf Burdigala (Bordeaux) vor und brachte dem Gegner unter König Alarich II. bei Vouillé im Nordwesten von Poitiers eine vernichtende Niederlage bei; Alarich fiel. Im Bündnis mit den nun in den Krieg eintretenden Burgundern verfolgte Chlodwig die Westgoten, die sich an die Mittelmeerküste und nach Spanien zurückziehen mussten. Die Franken waren endgültig unangefochten Herren im gallischen Haus
.
Nicht nur den Frankenkönig Chlodwig taufte Bischof Remigius 498, sondern eine neue Epoche der Verschmelzung von römischem Erbe und germanischer Gesittung im Geiste Christi (Wandteppich aus dem 16. Jahrhundert)
.
(c) akg, Berlin
Erfüllt von der Rom-Idee
Die Anfänge der Herrschaft Justinians I. (527–534)
Von den Umwälzungen der Völkerwanderungszeit war das oströmische Reich kaum betroffen; kein germanischer Stamm hatte sich hier staatenbildend festzusetzen vermocht. Eine günstige Wirtschaftslage und eine effiziente, wenn auch stark formalisierte Verwaltung schufen die finanziellen Voraussetzungen für den Unterhalt eines schlagkräftigen Heeres aus den kräftigen Bergvölkern des Balkans und Vorderasiens und damit die Möglichkeit, Gefahren für die Grenzen abzuwehren. In Constantinopel kam 527 ein Mann an die Macht, der schon in den Jahren zuvor die Politik seines kaiserlichen Onkels Justin I. (regierte 518-527) maßgeblich mitgeprägt hatte.
Nika-Aufstand
Justinian verordnete seinem Reich bei Amtsantritt einen Sparkurs. Die Unzufriedenheit darüber entlud sich 532 im Zirkus- oder Nika-Aufstand
(Nika =
Sieg), der so bedrohliche Formen annahm, dass der Kaiser an Flucht dachte. Die Wende brachte eine Rede seiner Frau Theodora (um 500- 548), die er zur Augusta erhoben hatte; der Historiker Prokop von Caesarea zitiert sie so: „Jeder, der das Licht der Welt erblickt, muss sterben. Dass aber ein Kaiser seine Tage als Flüchtling zubringen muss, dieser Gedanke ist mir unerträglich. Möge ich nie ohne diesen Purpur sein, möge ich den Tag niemals erleben, an dem mich die Menschen nicht mehr ‚Herrin‘ nennen. Wünschst du Sicherheit, o Kaiser, ist das Problem einfach zu lösen. Wir sind reich, und dort ist die See, da sind unsere Schiffe. Sieh aber zu, dass dich nach der Rettung nicht das Verlangen ankommt, den Tod dieser Rettung vorzuziehen. Was mich betrifft, liebe ich das alte Wort: ‚Der Purpur ist das schönste Leichentuch.‘“ Justinians Truppen schlugen den Aufstand blutig nieder und retteten den Thron
.
Justinian I. stammte aus Illyrien (* um 482) und war der letzte Kaiser mit der Muttersprache Latein. Er erwarb sich in Constantinopel natürlich auch perfekte griechische Sprachkenntnisse, doch blieb er westlich orientiert und war von der Rom-Idee durchdrungen. Fast volle vier Jahrzehnte waren ihm als Herrscher vergönnt, so dass er seine weitreichenden Pläne umsetzen konnte. Der erste galt der Herstellung der Rechtseinheit in seinem Reich, wofür er die Sammlung aller kaiserlichen Erlasse seit Hadrian (Kaiser 117-138) anordnete und damit das sogenannte
Corpus Iuris
(Gesetzeskanon) schuf, dessen Grundlagen schon 529 vorlagen; 533 folgten die Digesten oder griechisch Pandekten mit den Auslegungen der großen Juristen als Lehrbuch für das Rechtsstudium.
Rückgewinnung Africas
Außenpolitisch bemühte sich der neue Herrscher umgehend um einen Ausgleich mit dem Perserreich, da er den Rücken frei haben wollte für seine Pläne im Westen. Nach Abschluss eines „ewigen Friedens“ (der immerhin bis 540 hielt) mischte sich Justinian im Vandalenreich in Africa ein, der einst reichsten Provinz des Imperiums. Dort war der in den Augen des Kaisers rechtmäßige König Hilderich 530 abgesetzt und durch Gelimer, einem Urenkel Geiserichs, abgelöst worden. Der Kaiser entsandte ein Expeditionskorps von 15 000 Mann unter seinem im Osten erprobten Feldherrn Belisar, dem es ziemlich rasch gelang, die von Wohlleben
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