Das Rosie-Projekt
dazu bringen, deinen Geburtstag nachzuschlagen«, sagte Gene, »aber ›Feier‹ war ein Hinweis.«
Normalerweise behandle ich Geburtstage nicht anders als andere Tage, aber diesen hatte ich als gute Gelegenheit betrachtet, eine neue Richtung einzuschlagen.
Claudia stellte sich Rosie vor und fügte hinzu. »Tut mir leid, wenn wir stören. Wie es scheint, haben wir einen schlechten Zeitpunkt erwischt.«
Rosie wandte sich an Gene. »Ein ›Dankeschön‹? Er wollte sich bei
Ihnen
bedanken? Scheiße. Nicht genug, dass Sie uns verkuppeln wollten – Sie mussten ihn auch noch coachen. Sie mussten ihn in Sie verwandeln!«
Claudia sagte ruhig: »Rosie, es war nicht Genes Idee …«
Gene legte eine Hand auf Claudias Schulter und stoppte sie.
»Nein, war es nicht«, sagte er. »Wer
hat
ihn denn angestachelt, sich zu ändern?
Wer
hat gesagt, er wäre
perfekt
, wenn er nur
anders
wäre?«
Jetzt sah Rosie sehr unglücklich aus. Zwischen allen meinen Freunden (mit Ausnahme von Baseballfan Dave) herrschte Spannung.
Es war schrecklich.
Ich wollte die Zeit auf New York zurückdrehen und bessere Entscheidungen treffen. Aber das war unmöglich. Nichts würde den Fehler in meinem Gehirn ändern, der mich inakzeptabel machte.
Gene war noch nicht fertig. »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was er für Sie getan hat? Werfen Sie bei Gelegenheit mal einen Blick in sein Büro.« Wahrscheinlich spielte er auf meinen Terminplan und die große Anzahl an Aktivitäten bezüglich des Rosie-Projekts an.
Rosie stürmte aus dem Restaurant.
Gene wandte sich an Claudia. »Tut mir leid, dass ich dich unterbrochen habe.«
»Jemand musste es ihr sagen«, erwiderte Claudia. Sie sah Rosie hinterher, die bereits etliche Meter entfernt die Straße hinunterging. »Da habe ich wohl die ganze Zeit die falsche Person beraten.«
Gene und Claudia boten an, mich nach Hause zu fahren, aber ich wollte mit niemandem mehr reden. Ich marschierte los und beschleunigte dann zum Laufen. Es wäre vernünftig, vor dem Regen nach Hause zu kommen. Es war außerdem vernünftig, mich körperlich zu verausgaben und das Restaurant so schnell wie möglich hinter mir zu lassen. Die neuen Schuhe waren okay, aber das Sakko und die Krawatte saßen selbst an diesen kühlen Abend unbequem. Ich zog das Jackett aus – das Kleidungsstück, das mich vorübergehend für eine Welt akzeptabel gemacht hatte, zu der ich nicht gehörte – und warf es in einen Abfalleimer. Die Krawatte folgte. Aus einem Impuls heraus ergriff ich noch mal das Jackett, zog ich den Seidelbast aus dem Revers und hielt ihn den Rest des Wegs über in der Hand. Es begann zu regnen, und als ich die Sicherheit meiner Wohnung erreichte, war mein Gesicht vollkommen nass.
34
Wir hatten die Flasche Wein im Restaurant nicht ausgetrunken. Ich beschloss, das daraus resultierende Alkoholdefizit zu kompensieren, und schenkte mir ein Whiskyglas voll Tequila ein. Dann schaltete ich den Fernsehbildschirm und meinen Computer an und sah als letzten Versuch
Casablanca
im Schnellvorlauf. Um die relative Bedeutungslosigkeit seiner Beziehung zu Ingrid Bergmans Figur im Verhältnis zum Weltgeschehen zu verdeutlichen, benutzt Humphrey Bogarts Figur Bohnen. Dann stellt er Vernunft und Anstand über seine selbstsüchtigen emotionalen Begierden, und dieses Dilemma gibt dem Film ein spannendes Thema. Doch das ist es nicht, worüber die Leute weinen.
Die beiden liebten sich und würden nie zusammen sein.
Ich wiederholte diese Aussage immer wieder und versuchte, eine emotionale Reaktion hervorzurufen. Nichts passierte. Es war mir egal. Ich hatte genug eigene Probleme.
Die Türklingel summte, und sofort dachte ich
Rosie
, aber als ich die Sprechverbindung aktivierte, erschien Claudias Gesicht auf dem Bildschirm.
»Don, ist alles in Ordnung?«, fragte sie. »Können wir raufkommen?«
»Es ist zu spät.«
In Claudias Stimme schwang Panik. »Was hast du getan? Don?«
»Es ist 22 : 31 Uhr«, erklärte ich. »Zu spät für Besuch.«
»Ist alles in Ordnung?«, wiederholte Claudia.
»Alles okay. Die Erfahrung war äußerst hilfreich. Neue gesellschaftliche Fähigkeiten. Und eine endgültige Lösung für das Ehefrauproblem. Es ist klar ersichtlich, dass ich mit Frauen inkompatibel bin.«
Nun erschien Genes Gesicht auf dem Bildschirm. »Don. Können wir auf einen Drink reinkommen?«
»Alkohol wäre eine schlechte Idee.« Ich hielt immer noch das halbvolle Glas Tequila in der Hand. Es war eine höfliche Lüge, um gesellschaftlichen
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