Das Rosie-Projekt
verarbeitete.
»Ich brauche eine Minute zum Nachdenken«, sagte sie. Automatisch aktivierte ich an meiner Armbanduhr den Countdown. Rosie begann zu lachen. Ich sah sie an. Verständlicherweise war ich mitten in dieser ernsten Lebensentscheidung über ihren Heiterkeitsausbruch irritiert.
»Die Uhr«, erklärte sie. »Ich sage: ›Ich brauche eine Minute‹, und du startest den Timer. Der alte Don ist doch nicht tot.«
Ich wartete. Ich sah auf die Uhr. Als noch fünfzehn Sekunden Zeit blieben, ging ich davon aus, dass sie vermutlich nein sagen würde. Ich hatte nichts zu verlieren. Ich zog das Kästchen aus der Hosentasche und öffnete es, um ihr den Ring zu zeigen, den ich gekauft hatte. Ich wünschte, ich hätte nicht gelernt, Gesichtsausdrücke zu lesen, denn nun konnte ich Rosies deuten und kannte die Antwort.
»Don«, sagte sie. »Ich weiß, es ist nicht das, was du hören willst. Aber erinnerst du dich, als du im Flugzeug sagtest, du wärst anders konfiguriert?«
Ich nickte. Ich wusste, wo das Problem lag. Das fundamentale, unüberwindbare Problem, wie ich war. Seit es beim Kampf mit Phil zum Vorschein getreten war, hatte ich es zu verdrängen versucht. Rosie brauchte nichts weiter zu erklären. Doch das tat sie.
»Es steckt in dir. Du kannst es nicht vortäuschen – entschuldige, falsches Wort. Du kannst dich nach außen perfekt verhalten, aber wenn das
Gefühl
nicht da drin ist … O Gott, ich komme mir so unlogisch vor.«
»Die Antwort lautet nein?«, sagte ich, während ein winziger Teil meines Gehirns inständig hoffte, meine Unfähigkeit, gesellschaftsrelevante Zeichen zu erkennen, könnte sich diesmal zu meinen Gunsten auswirken.
»Don, du empfindest keine Liebe, oder?«, fragte Rosie. »Du kannst mich nicht wirklich lieben.«
»Gene hat Liebe diagnostiziert.« Doch in diesem Moment wusste ich, dass er sich geirrt hatte. Ich hatte dreizehn Liebesfilme gesehen und nichts empfunden. Nein, das stimmte nicht. Ich hatte Spannung empfunden, Neugier und Erheiterung. Aber ich hatte nicht einen Moment lang etwas von der Liebe zwischen den Protagonisten gespürt. Ich hatte nicht geweint, weder wegen Meg Ryan noch Meryl Streep, noch Deborah Kerr, noch Vivian Leigh, noch Julia Roberts.
Bei einer so wichtigen Angelegenheit konnte ich nicht lügen. »Nach deiner Definition nicht, nein.«
Rosie wirkte extrem unglücklich. Der Abend war in ein Desaster ausgeartet.
»Ich dachte, mein Verhalten würde dich glücklich machen, stattdessen hat es dich traurig gemacht.«
»Ich bin traurig, weil du mich nicht lieben kannst. Okay?«
Das war noch schlimmer! Sie wollte, dass ich sie liebte. Und ich war dazu nicht fähig.
»Don«, sagte sie, »ich glaube, wir sollten uns nicht weiter sehen.«
Ich stand auf und ging zurück ins Foyer, außer Sichtweite von Rosie und den anderen Gästen. Nick stand dort und sprach mit dem Empfangschef. Als er mich sah, kam er zu mir.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Unglücklicherweise gab es eine Katastrophe.«
Nick wirkte besorgt, und ich führte weiter aus: »Eine private Katastrophe. Andere Gäste sind nicht betroffen. Würden Sie bitte die Rechnung bringen?«
»Wir haben Ihnen nichts serviert«, erwiderte Nick. Er sah mich einen Moment lang eingehend an. »Es gibt keine Rechnung, Sir. Der Chablis geht aufs Haus.« Er streckte seine Hand vor, und ich schüttelte sie. »Ich finde, Sie haben Ihr Bestes gegeben.«
Als ich aufblickte, sah ich Gene und Claudia ankommen. Händchenhaltend. So hatte ich sie seit einigen Jahren schon nicht mehr gesehen.
»Sag nicht, dass wir zu spät kommen«, meinte Gene munter.
Ich nickte und warf einen Blick zurück ins Restaurant. Rosie kam mit schnellen Schritten auf uns zu.
»Don, was tust du?«, wollte sie wissen.
»Ich gehe. Du hast gesagt, wir sollten uns nicht weiter sehen.«
»Scheiße«, sagte sie, dann sah sie zu Gene und Claudia. »Was machen Sie hier?«
»Wir wurden zu einem ›Dankeschön‹ und einer Feier eingeladen«, sagte Gene. »Alles Gute zum Geburtstag, Don!«
Er reichte mir ein eingewickeltes Päckchen, nahm mich in den Arm und drückte mich. Ich folgerte, dass dies vermutlich der letzte Schritt im Protokoll für Ratschläge unter Männern war und er meinen Rat angenommen hatte, ohne dass unsere Freundschaft darunter litt. Ich schaffte es, nicht zusammenzuzucken, konnte aber nicht weiter darauf eingehen. Mein Gehirn war bereits überlastet.
»Du hast Geburtstag?«, erkundigte sich Rosie.
»Korrekt.«
»Ich musste Helena
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