Das Rosie-Projekt
da ich vergessen hatte, mir ein Handtuch zu holen, rannte ich zu Rosies Tisch. Rosie war offenkundig überrascht, mich zu sehen. Ich übersprang die Formalitäten.
»Ich habe einen unglaublichen Fehler gemacht. Ich kann nicht fassen, dass ich so dumm war! Irrational!« Claudia signalisierte mir aufzuhören, doch ich ignorierte sie. »Du bist in fast jedem Punkt des Ehefrauprojekts durchgefallen. Du bist unorganisiert, mathematisch unbegabt und hast anstrengende Essgewohnheiten. Unfassbar. Ich habe in Erwägung gezogen, mein Leben mit einer Raucherin zu teilen. Für immer!«
Rosies Gesichtsausdruck war komplex und beinhaltete wohl Trauer, Ärger und Überraschung. »Du hast ja nicht lange gebraucht, um deine Meinung zu ändern«, sagte sie.
Claudia wedelte hektisch mit den Händen, um mich zum Schweigen zu bringen, aber ich war entschlossen, meinen Plan durchzuziehen.
»Ich habe meine Meinung nicht geändert. Das ist es ja! Ich will mein Leben mit dir verbringen, obwohl es völlig irrational ist. Und du hast kurze Ohrläppchen. Aus gesellschaftlicher wie genetischer Sicht gibt es keinen Grund, warum ich mich zu dir hingezogen fühlen sollte. Die einzige logische Schlussfolgerung ist, dass ich dich liebe.«
Claudia stand auf und drückte mich auf ihren Stuhl.
»Du gibst nicht auf, wie?«, meinte Rosie.
»Bin ich dir lästig?«
»Nein«, sagte Rosie, »ich finde, du bist unglaublich tapfer. Ich habe riesigen Spaß mit dir, du bist der klügste und lustigste Mensch, den ich kenne, und du hast so viel für mich getan. Das ist alles, was ich mir nur wünschen kann, und trotzdem hatte ich Angst, diese Chance zu ergreifen, weil …«
Sie hielt inne, und ich wusste, was sie dachte. Ich beendete ihren Satz.
»Weil ich anders bin, komisch. Das kann ich gut verstehen. Ich kenne das Problem, weil für mich alle anderen Menschen komisch sind.«
Rosie lachte.
Ich versuchte, es ihr zu erklären.
»Zum Beispiel, wenn sie bei Filmen um nicht reale Figuren weinen.«
»Könntest du damit leben, dass ich bei Filmen weine?«, fragte Rosie.
»Natürlich«, erwiderte ich. »Das ist konventionelles Verhalten.« Dann ging mir auf, was sie gerade gesagt hatte.
»Heißt das, du willst mit mir leben?«
Rosie lächelte.
»Du hast das hier auf dem Tisch vergessen.« Sie zog das Schmuckkästchen aus ihrer Tasche. Ich erkannte, dass Rosie ihre Entscheidung des letzten Abends zurücknahm, dass sie tatsächlich die Zeit zurückdrehte und mir die Chance gab, meinen ursprünglichen Plan an anderem Ort durchzuführen. Ich holte den Ring heraus, und sie streckte ihren Finger vor. Ich schob den Ring darüber, und er passte. Ich war unglaublich erleichtert.
Da merkte ich, dass Applaus ertönte. Das schien mir normal. Ich erlebte gerade einen Liebesfilm, und dies war die letzte Szene. Aber sie war real. Alle Gäste im Universitätsclub beobachteten uns. Ich beschloss, die Geschichte traditionsgemäß zu beenden, und gab Rosie einen Kuss. Es war sogar noch besser als beim letzten Mal.
»Wehe, wenn du mich enttäuschst«, sagte Rosie. »Ich erwarte permanente Verrücktheit.«
Auf einmal betrat Phil den Raum, die Nase unter einem Verband, begleitet von der Managerin des Clubs. Ihr folgten zwei Polizisten. Die Managerin zeigte auf Gene.
»Oh, Scheiße«, sagte Rosie. Phil ging auf Gene zu, der sich erhob. Es gab einen kurzen Wortwechsel, dann schlug Phil meinen Freund mit einem Kinnhaken zu Boden. Die Polizisten eilten vor und hielten Phil fest, der keinen Widerstand leistete. Claudia lief zu Gene, der sich langsam erhob. Er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein. Ich dachte, dass es nach den traditionellen Regeln romantischen Verhaltens richtig von Phil war, Gene zu schlagen in der Annahme, dass er Rosies Mutter verführt hatte, während sie mit Phil zusammen war.
Es stand zwar nicht eindeutig fest, ob Gene der Schuldige war. Andererseits hatten vermutlich unzählige Männer einen Grund, Gene eins auf die Nase zu geben. So gesehen, übte Phil in ihrem Namen romantische Gerechtigkeit. Gene muss das ähnlich empfunden haben, denn er schien der Polizei zu versichern, dass alles in Ordnung sei.
Ich wandte mich wieder an Rosie. Nun, da ich zu meinem ursprünglichen Plan zurückgekehrt war, durfte ich mich nicht mehr ablenken lassen.
»Punkt zwei auf dem Plan war die Identität deines Vaters.«
Rosie schmunzelte. »Du bist wieder in der Spur. Punkt eins: Lass uns heiraten. Okay, erledigt. Weiter zu Punkt zwei. Das ist der Don, den ich
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