Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Spuren, soweit nur darstellbar! Die dürfen keinen Verdacht schöpfen.“ Masood blickte von einem zum anderen, obwohl er sich das aufgrund der Vermummung seiner Leute hätte sparen können. Ihm gegenüber standen sechs Gestalten in schwarzen Kampfanzügen, denen man selbst unter den schußsicheren Westen den hohen Grad der Durchtrainiertheit ansah. „1, 3 und 5, ihr nehmt den Eingang aus Richtung Moschee, 2, 4 und 6 den Osteingang! Nur diese Eingänge führen ins Treppenhaus. Das Objekt steht leer. Sobald ihr Position bezogen habt, meldet ihr euch. Erst auf mein Kommando geht ihr rein! Alle Räume checken, hört Ihr? Alle! Jeweilige ‚Clean‘-Meldung an mich, besondere Vorkommnisse über Sammelkanal! Achtet auf Alarmeinrichtungen und Sprengfallen! Alles klar?“ Zustimmendes Gemurmel. „Auf geht‘s!“ Sechs schwarz uniformierte, furchterregend vermummte Gestalten entfernten sich mit lautloser Geschmeidigkeit.
Wenige Minuten später erfolgten die ersten Positionsmeldungen. Masood wartete, bis sie vollständig vorlagen. „Geht rein!“ Auf dem schwach beleuchteten Tisch des Einsatzleitstands, ein 3t-Kastenwagen aus Beständen der pakistanischen Armee, lagen die Genehmigungszeichnungen der Gebäude des Areals. Wenn auch in den seltensten Fällen so gebaut wurde, wie beantragt, so konnte man sich anhand der Zeichnungen und Meldungen dennoch einen verhältnismäßig guten Überblick über den Stand der Aktion machen, erforderlichenfalls auch Verstärkung zielgenau an den Einsatzort dirigieren. Entsprechende Kräfte standen in der Nähe bereit.
Nach zwanzig Minuten stand fest, daß das Gebäude weder vermint noch in irgendeiner Weise auf einen konspirativen Angriff vorbereitet war. Masood reckte sich auf der unbequemen Sitzbank. „Die scheinen sich verdammt sicher zu fühlen. Warten wir ab, wie sie vorgehen. Günstig ist das Areal nicht, zu viele Gassen, kurze Fluchtwege in alle Himmelsrichtungen, tagsüber zu viele Menschen. Denk allein an den angrenzenden Supermarkt, den Marktplatz im Osten und die Moschee samt Koranschule im Süden! Eine Schießerei hätte fatale Folgen. Die wissen schon, warum sie diesen Platz ausgesucht haben. Abends ist dort die Hölle los!“
Abdul nickte. „Dann müssen wir die Brüder außerhalb des Quartiers abfangen oder, falls das dazu führen sollte, daß Taheri und seine Schergen hierdurch vorzeitig gewarnt würden, innerhalb des Gebäudes auf die lautlose Art außer Gefecht setzen. Wir können allerdings kein Risiko eingehen, denn anfangs ist Bassett allein auf sich gestellt. Sie könnten ihn als Geisel nehmen. Wir werden uns etwas einfallen lassen. Bassett hat die Lösung schon angesprochen, ohne zu wissen, daß das vermutlich der einzige Weg ist.“
Masood horchte auf. „Und das wäre?“
Abdul grinste. „Halsbänder!“
Masood feixte. „Klar, so geht‘s!“
12. August, 02:10 Uhr Ortszeit; Plot 10, H09, Islamabad
Muhammad Saeed wirkte trotz der vorgerückten Stunde äußerst konzentriert. Da pensionierter General, war es eine Jahrzehnte währende Übung gewesen, zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten die volle Leistung abrufen zu müssen. Diese militärische Tugend zeichnete ihn noch immer aus, und nicht zuletzt aus diesem Grunde hieß er weiterhin ‚der General‘. Auch seine Gäste wirkten nicht sonderlich ermüdet; zu aufregend waren die zurückliegenden Ereignisse, als daß sie jetzt hätten an Schlaf denken können.
Der General war sichtlich geschockt, als er unvorbereitet erfuhr, daß nicht Nawaz Kahn der Besucher sei, sondern sein tot geglaubter Freund Horst Sander. Um so größer war die Freude des unerwarteten Wiedersehens, aber auch seine erkennbar zunehmende Sorge, als Sander und der Russe ihm nach einem improvisierten Imbiß über die Existenz und Hintergründe der geheimen Produktionsstätte im Ziarat-Gebirge berichteten. Länger als eine Stunde hatte er erst Sander, dann Igor zugehört, ohne auch nur ein einziges Mal deren Vortrag zu unterbrechen. Zu ihrer Überraschung schien der General nicht einmal erstaunt, als er von der Produktion Schmutziger Bomben erfuhr. Nachdem die beiden ihre Schilderungen abgeschlossen hatten, goß er frischen Tee nach, um nach einer Weile das Wort zu ergreifen. „Horst weiß, daß ich über effiziente Informationskanäle verfüge, deren nähere Beschreibung sich erübrigt. Nur so viel: Ich bin umfassend im Bilde, was sich nachrichtendienstlich in dieser Region, situationsbedingt auch darüber hinaus,
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