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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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schien ihm zu hoch. Wenn überhaupt, mußte er es ihr persönlich, Auge in Auge, sagen. Nur dann könnte er ihr zur Seite stehen, gegebenenfalls auf ihr Verhalten Einfluß nehmen.
    Er hatte Angst vor dieser Begegnung. Er hatte nach der grausamen Nachricht Alexandra geschrieben, mehrmals auch mit ihr telefoniert, aber er hatte es nicht gewagt, sie zu Hause zu besuchen. Er selbst war mit der Situation noch nicht fertig geworden, wie hätte er dann ihr eine Hilfe sein können? Doch in seinem tiefsten Innern wußte er, daß dies Ausflüchte waren. Er war einfach zu feige, und darum haßte er sich, jedenfalls in diesem Moment.
    Seit zwei Stunden schrieb er Alexandra nun schon Briefe. Er wußte, keinen von ihnen würde er abschicken. Er würde sie alle zerreißen, so auch diesen hier. Aber wenigstens täte er etwas! Vielleicht wüßte er morgen besseren Rat! Möglicherweise würde Horst ihn noch einmal anrufen. Dann könnte er ihn fragen, wie er sich gegenüber Alexandra zu verhalten hätte.
    Nawaz fühlte sich hilflos, fand sich zum Kotzen. Er schielte hinüber zum Weinglas, in dem verführerisch der Rotwein schimmerte, seit Stunden schon. Er hatte ihn nicht angerührt. Er zerriß den Brief, griff in die Schublade, zog einen neuen Bogen Briefpapier hervor. Er würde Alexandra einen Brief schreiben, etwas anders formuliert, doch letztendlich desselben Inhalts: Dein Mann lebt! Anschließend würde er ihn zerreißen, wie die Briefe zuvor.
     
     

11. August, 21:35 Uhr Ortszeit; Anfahrt auf Islamabad
    Sander hatte an der Tankstelle das Steuer übernommen. Er kannte sich in Islamabad aufgrund seiner häufigen Aufenthalte einigermaßen aus. Außerdem war er Motorsportenthusiast, aufgrund seiner mit schnellen Fahrzeugen erworbenen Fahrpraxis eher in der Lage, den motorisch weit überlegenen 4-WD durch gewagte Fahrmanöver abzuschütteln. Natürlich war er ihnen gefolgt, so, wie sie es erwartet hatten. Die Situation war geradezu unheimlich, als sie den schweren Wagen passierten. Es schien, als materialisiere sich die Gefahr, sie war spürbar, als könne man sie ergreifen. Das dumpfe Gebrabbel des riesigen V8 versetzte ihre Zwergfelle in Schwingungen, drohend, von Macht, Gewalt, Unüberwindlichkeit kündend. Nur weg von hier! Sander hatte mächtig Gas gegeben, dem altersschwachen Ford alles abverlangt, doch mit spielerischer Leichtigkeit hatte das PS-gewaltige Monstrum zu ihnen aufgeschlossen. Seither folgte es ihnen in wenigen Metern Abstand, darauf bedacht, kein Fahrzeug zwischen ihnen einscheren zu lassen. Zuweilen schien es, als wollten die Verfolger sie mit dem Rammschutz vor sich herschieben, geradeso, als ginge es ihnen nicht schnell genug. Waren sie anfangs noch besorgt um ihre Sicherheit und entsprechend aufgeregt, so hatte sich ihre Furcht mit zunehmender Wegstrecke in eine eher distanzierte Bewertung ihrer tatsächlichen Gefährdung und Möglichkeiten gewandelt.
    Inzwischen hatten sie die Außenbezirke von Islamabad erreicht. Solange sie sich auf der vierspurig ausgebauten Einfallstraße befanden, gab es für sie kein Entrinnen. Igor beobachtete weiterhin die Szene nach hinten, Sander konzentrierte sich auf den fließenden Verkehr. Noch hatten sie das Stadtgebiet nicht erreicht, in dem er den Fluchtversuch wagen könnte. Aamir hielt die Karte auf den Knien, versuchte verzweifelt, sich zu orientieren., ein eher sinnloses Unterfangen, da in den Außenbezirken Straßenschilder offensichtlich anderweitige Verwendung fanden: Es gab keine.
    Enddlich – die Einfallstraße mündete in einen Kreisverkehr. Richtung Innenstadt führte nunmehr eine pfeilgerade, mehrspurige Straße, von der sporadisch kleine Sträßchen, eher asphaltierten Wegen gleich, rechtwinklig abzweigten. Die Bebauung war noch aufgelockert, für ihr Vorhaben zu übersichtlich. Nein, das war noch immer nicht das Terrain, das Sander benötigte. Er spürte die Nässe in seinen Handflächen.
    Je näher sie der Innenstadt kamen, desto mehr nahm der chaotisch anmutende Verkehr zu. Es war Feierabend, entsprechend groß war die Anzahl der Kleinbusse, die sich in zwei ungeordneten Reihen Richtung Zentrum bewegten und nach einem für Fremde nicht nachvollziehbaren ‚System‘ plötzlich hielten, um Fahrgäste auszuspeien, andere aufzunehmen. Dazwischen und daneben mogelte sich unter ständigem Hupen der Individualverkehr hindurch, immer wieder ohne Richtungsanzeige die Fahrbahnen wechselnd. Das alles wurde gekrönt von der fahrerischen Virtuosität der

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