Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
einer Cognac-Flasche nebst drei Gläsern zurück. „Achtzig Jahre alt! Etwas besonderes, hab‘ ich aus Frankreich mitgebracht, ein Geschenk des Verteidigungsministers. Wer noch?“ Aamir lehnte mit hoch erhobenen Händen ab. Der General lächelte. „Schauen Sie mal, Aamir, wie viel Gläser ich mitgebracht habe!“ Ohne die Antworten des Russen und des Deutschen abzuwarten schenkte er genüßlich in die großvolumigen Schwenker ein. „Schwierige Situationen bedürfen zu ihrer Bewältigung bestmöglicher Rahmenbedingungen. Arbeiten wir zunächst an letzterem! Cheers!“
Sie prosteten sich, Aamir ausgenommen, zu. Der General setzte sein Glas als erster ab. „Das ist schon eine groteske Situation! Wirst du damit zurechtkommen?“
Sander, in Gedanken woanders, schrak auf. „Zurechtkommen? Womit? Was meinst du damit?“ klang es gereizt.
Der General beobachtete die Reaktion seines Freundes mit Sorge. Zu gut wußte er, was in diesem Moment in ihm vorging. Er würde sehr vorsichtig formulieren müssen. „Nun, deine Familie um ihrer selbst willen im Unklaren zu lassen, daß du lebst!“
Sander war sichtlich aufgebracht. „Wie stellst du dir das vor? Nicht eine Sekunde werde ich die im Unklaren lassen! Was, glaubst du, würden Alexandra und die Kinder sagen, wenn sie dies von anderen, nicht von mir erführen? Nie und nimmer würden sie das akzeptieren! Vergiß es!“
General Saeed hatte diese Reaktion erwartet. Es würde erhebliche Mühe kosten, Sander zu verdeutlichen, daß diese – zugegebenermaßen abstruse – Verfahrensweise der vermutlich effizienteste Beitrag sei, Schaden von seiner Familie abzuwenden. „Horst, bist du dir eigentlich im klaren darüber, welchen Wert deine Ausschaltung für dieses Syndikat hat? Ein Mord ist für die alltägliches Mittel, eigene Vorstellungen durchzusetzen!“
Sander hielt es nicht mehr auf der Couch. „Dann sollen sie mich doch umbringen! Ich bin die letzte Zeit viele Tode gestorben. Mich kann das nicht mehr schrecken!“
Der General ließ den Cognac in seinem Schwenker kreisen. Dann schaute er Sander mit entschlossener Mine an. „Ich meine nicht dich. Ich denke an Alexandra, an deine Kinder!“
Die Farbe wich aus Sanders Gesicht. Er ließ sich auf die Couch zurückfallen, musterte Saeed mit halb geöffnetem Mund. „Du meinst ...“
Der General ließ ihn nicht ausreden. „Ich muß es so hart zum Ausdruck bringen! Du bist im Begriff, deinem Verstand den Laufpaß zu geben, zum Schaden deiner Familie! Begehst du in dieser Situation einen einzigen Fehler, kann das dein letzter gewesen sein! Nicht allein du wärest der Leidtragende, sondern möglicherweise deine Frau, dein Sohn, deine Tochter. Um an dich heranzukommen, ist denen jedes Mittel recht, verstehst du? Jedes Mittel!“
Sander atmete schwer. Er starrte auf den Tisch, unfähig, etwas zu sagen. Der General nutzte die Gelegenheit, denn ohne einen überzeugt handelnden Sander wäre die ganze Operation gefährdet. „Denke daran, daß es hier auch um dein Volk geht, immerhin sollen die ersten Anschläge gegen Deutschland geführt werden! Überleg‘ dir also deine Schritte sehr genau!“
Sander schüttelte den Kopf. „Das Volk ist mir momentan scheißegal, sollen sich die Politiker darum kümmern! Mir geht‘s ausschließlich um meine Familie! Das ist ...“ Er unterbrach sich plötzlich und starrte den General an. „Wieso Deutschland? Warum ausgerechnet Deutschland? Wir haben uns im Irak rausgehalten, im Norden Afghanistans eine Menge für die Infrastruktur getan, am Horn von Afrika und an der Küste des Libanon keinem auf die Füße getreten. Warum wir?“
Sie spürten die aufkommende Ungeduld des Generals. „Mensch, Horst! Ihr habt vorhin selbst gesagt, daß Glaubenskrieger, Mudschahidin, Taliban und all die anderen fundamentalistischen Gruppierungen lediglich das Instrument seien, um durch Verbreitung von Schrecken und Chaos die Forderungen des Syndikats durchzusetzen! Hier geht es nicht um den Dschihad, sondern um dessen Mißbrauch! Der vorgebliche Dschihad ermöglicht die Mobilisierung islamistischer Fußtruppen. Tatsächlich nutzt man dieses Gewaltpotential, weil es nur dort so leicht aktivierbar ist! Versucht doch ‘mal, bei Christen oder Buddhisten einen Selbstmordattentäter anzuwerben! Niemals bekommt ihr dort einen vergleichbaren selbstmörderischen Fanatismus geliefert, die beste aller Voraussetzungen, Hysterie und Chaos auszulösen! Da ist es vollkommen egal, ob ihr im Irak wart oder
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