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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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seine an Arroganz grenzende Contenance verlor. Dies schien ihn gleichermaßen zu amüsieren wie anzuekeln. „Warum sollte er nicht? Nenne mir einen Grund, warum ich mit ihm nicht ins Geschäft kommen sollte! Weißt du eine Alternative? Was soll ich deines Erachtens tun, wenn er mir als Gegenleistung die Auslieferung des Russen und eines Deutschen anbietet, der ebenfalls Zeuge unserer Aktivitäten im Ziarat-Gebirge sein soll? Was glaubst du wohl, würde passieren, wenn diese beiden Gesellen ihr Wissen zum jetzigen Zeitpunkt in ihren Heimatländern preisgäben?“
    William war noch tiefer in den Sessel gesunken. Das schweißnasse Hemd klebte an seiner Brust, verriet sein Zittern, dem er nichts mehr entgegenzusetzen vermochte. Seine sonst alle Widrigkeiten überspielende Selbstbeherrschung war dahin, sein bekannt stabiles Nervenkostüm nurmehr eine Farce. Die Augen weit geöffnet, schaute er zu Kustow auf, mit dem Mund in stimmloser Verzweiflung Wörter formend, doch keines wollte ihm gelingen. Er räusperte sich, selbst dies geriet zu einem abstrusen Krächzen. Das war das Aus! Allein Kustows Laune würde über sein Leben entscheiden, und dessen Laune war unzweifelhaft miserabel. Kustow würde ihn verantwortlich machen für die aktuelle Situation, für das mögliche Scheitern des Projekts. Plötzlich sah er es wieder, dieses blasse Gesicht hoch oben im Durchbruch zwischen Decke und Stahltor. Warum hatte er den Fremden nicht getötet? Warum nicht Igor? Die Zeit hierzu hätte er allemal gehabt! Er war sich offensichtlich seiner Sache zu sicher gewesen, und das sollte sich nun in fürchterlicher Weise rächen. Er versuchte zu schlucken, doch sein Mund war zu trocken. Er wagte nicht, Kustow um ein Glas Wasser zu bitten. Mit erkennbarer Mühe reihte er Wort an Wort, mit brüchiger Sprache, einem Kehlkopfkranken gleich: „Bist du sicher, daß er sie wirklich in seiner Gewalt hat?"
    Kustow hatte die ganze Zeit – eher gelangweilt – auf diese Frage gewartet. „Bidram ist davon überzeugt.“
    William preßte die rechte Hand auf die Herzgegend, glaubte er doch, das Pochen könne ihn verraten. Bidram! Hatte der dicht gehalten? Oder hatte er etwa von seiner Anordnung erzählt, den Amerikaner – gegen Kustows Befehl – den Mudschahidin zum Fraß vorzuwerfen? Seine Lage glich nun endgültig der des Nichtschwimmers an Deck des jeden Augenblick kenternden Ozeanriesen. Er befand sich im Zentrum eines nicht mehr beherrschbaren Desasters! So war es nicht mehr als ein verzagter Versuch, weniger zur Lösung der schier aussichtslosen Situation als zum Zeitgewinn, als er sich mit ihm fremder Stimme fragen hörte: „Was hat Bidram damit zu tun?“
    Kustows Gesichtsmuskulatur geriet in Wallung. Der Brite nahm es wie durch einen Nebel wahr. Doch Kustow war noch nicht bereit, William mit der vollen Wahrheit zu konfrontieren. Es schien, als wolle er sich daran weiden, wie der Brite verzweifelt nach immer neuen Strohhalmen griff, die er ihm dann ein um das andere Mal entriß. „Ich habe ihn auf den Amerikaner angesetzt.“ Kustow sagte es eher beiläufig.
    Ein Ruck ging durch den Briten. Endlich ein Lichtblick! „Und? Wann wird er ihn erledigen? Bidram ist für diese Ratte eine Nummer zu groß. Der löst das Problem!“ William war die Erleichterung deutlich anzuspüren.
    Um Kustows Mundwinkel spielte ein zynisches Lächeln. „So, meinst du? Dann hör dir das mal an!“ Er ging an seinen Schreibtisch und drückte die Wiedergabetaste der Telefonanlage. „Du hörst jetzt den Mitschnitt meines gestrigen Gesprächs mit Anis Rana ...“
    William war plötzlich aufgeregt, sah er doch den nächsten Strohhalm. Er fiel Kustow ins Wort: „Was, Anis ist mit von der Partie? Dann kann der Amerikaner sich von dieser Welt verab ...“ Das Wort erstarb ihm auf den Lippen, als er Kustows hochroten Kopf, die plötzlich mächtig hervortretenden Adern an seinen Schläfen und vor allem das hektische Auf und Ab seiner Wangenmuskulatur sah.
    „Warte ab!“ zischte der Russe. Die nicht zu überhörende Schärfe dieser beiden Worte pulverisierte die aufkeimende Hoffnung.
    Kustow stoppte den schnellen Vorlauf, als Rauschen hörbar wurde. Er erhöhte die Lautstärke. Im Hintergrund wurde mit Werkzeugen hantiert, mehr war eine Weile nicht zu vernehmen. Plötzlich unterbrach eine gedämpfte, fast flüsternde Stimme die Eintönigkeit der Aufzeichnung. „Sie haben Sprengfallen installiert. Nichts Besonderes für uns, führte allerdings zu unvorhergesehenem

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