Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman
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»Was ist daran verrückt?«
»Weil es Schwachsinn ist. Die Kühe würden sterben, wenn sie nicht gemolken werden. Und die Rehe würden sich rasant vermehren und den Wald leer fressen.«
»Weil wir Menschen die Raubtiere ausgerottet haben.«
»Na schön, das ist nun mal der Gang der Zivilisation. Oder möchten Sie einem Rudel Wölfe begegnen, sobald Sie einen Wald betreten?«
»Ich gehe selten in den Wald.«
»Aber Familien mit Kindern. Und auch die Bauern werden sich bedanken, wenn ihnen Wölfe und Bären die Weiden leer räumen.«
»Sie haben also keine Adresse?«
»Nein. Mit solchen Leuten haben wir nichts zu schaffen. Warten Sie mal!« Sie drückte die Zigarette aus und ging zu einem Regal. »Wo ist denn …« Sie zog ein grünes Buch heraus. »Hier sind alle möglichen Adressen drin. Radikale Tierrechtler …«, sie kicherte, »… auch eine Initiative, die sich dafür einsetzt, dass Menschenaffen Menschenrechte bekommen. Hier!« Sie knallte mir das Buch aufgeschlagen hin.
Es handelte sich um eine Organisation namens Frieden mit Tieren , dummerweise hatte sie eine Adresse in Bremen. Trotzdem notierte ich mir die Telefonnummer.
Wieder zurück im Büro, hängte ich mich ans Telefon. Hinter der Nummer in Bremen verbarg sich ebenfalls eine Frauenstimme. Ich brachte mein Anliegen vor, und sie erklärte sich bereit, mir einen Aufnahmeantrag und eine Einzugsermächtigung zuzuschicken. Ich sagte, das wäre nicht genau das, was ich mir vorgestellt hätte, vielmehr suchte ich eine Gruppe in der näheren Umgebung, in der ich mich aktiv für die Interessen der Tiere einsetzen könne.
»Wie weit soll Ihr Engagement denn gehen?«, fragte sie vorsichtig.
»Nun«, antwortete ich gedehnt, »falls nötig, in extremen Fällen von Tierquälerei, halte ich auch eine Befreiungsaktion für legitim.«
Ich merkte, wie ihr Herz aufging. »Verstehen Sie mich nicht falsch«, versicherte sie mit Bedauern in der Stimme, »wir haben viel Sympathie für Menschen, die sich mit anderen Tieren – und für uns sind Menschen auch nur Tiere – solidarisieren und aktiv zu deren Rettung beitragen. Aber wir sind eine legale Organisation. Offiziell verurteilen wir jeden Gesetzesbruch. Unser Ziel ist es, durch Aufklärung die Meinung in der Bevölkerung zu verändern, damit strengere Tierschutzgesetze die Situation aller tierischen Lebewesen verbessern.« Sie zögerte.
»Schade«, sagte ich enttäuscht.
»Ich weiß, dass es eine Gruppe im Münsterland gibt.« Jetzt hatte ich sie an der Angel. »Sie nennt sich Veganes Kommando Münsterland .«
»Haben Sie auch eine Adresse?« Ich versuchte, nicht allzu lauernd zu wirken.
»Das ist streng vertraulich.«
»Natürlich.«
»Ich gebe Ihnen die Information privat, nicht als Vertreterin unserer Organisation.«
»Alles klar.«
»Einen Namen kann ich Ihnen leider nicht nennen, nur eine Postfachadresse in Coesfeld.«
So ein Mist! Das konnte Wochen dauern, bis jemand antwortete. Wenn überhaupt. Ich schrieb die Postfachnummer auf und bedankte mich artig.
Bei der abendlichen Besprechung stellte sich heraus, dass auch Koslowski keine Erfolge vorweisen konnte. Von den fünf Tierpflegern erschien nicht einer verdächtig, mit den Affenbefreiern zu sympathisieren. Zwei Tierpfleger hatten Söhne, die Motorrad fuhren, aber nach Meinung ihrer Väter waren diese mehr an Vergnügungen und Mädchen interessiert als an Tieren. Und angeblich pflegte keine der altersmäßig infrage kommenden Töchter eine Beziehung zu einem Motorradfahrer. Andererseits wussten Väter nicht immer alles über ihre Töchter. Wir beschlossen, dass sich Koslowskis Gruppe am nächsten Tag die Kinder der Tierpfleger vornehmen sollte.
»Noch etwas«, sagte ich. »Die Tierpfleger sind nicht die Einzigen, die an die Schlüssel und die Alarmanlage herankommen können. Da gibt es noch den Tierarzt. Und in der Hauptverwaltung von Arilson dürften sich ebenfalls Schlüssel und Unterlagen befinden.«
Bevor Max widersprechen konnte, erklärte Sigi meinen Hinweis für brauchbar. Und um die Verbitterung ihres Organisationschefs komplett zu machen, entschied sie, dass sie am nächsten Morgen mit mir nach Coesfeld fahren wolle. Dort hatte der für die Affen zuständige Manager von Arilson sein Büro.
Als ich nach Hause kam, lag ein Zettel auf meinem Bett: Morgen früh um 10 Sarah abholen!
Ich schaltete den Fernseher ein. In Wimbledon verspeiste Boris Becker gerade einen Schwedenhappen.
VI
»Wo fahrt ihr denn
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