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Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Titel: Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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hin?«, fragte ich Imke, während Sarah von ihren fünfundzwanzig Stofftieren drei auswählte, die sie mitnehmen wollte, ein Prozess, der sich noch einige Zeit hinziehen konnte.
    »Ein paar Tage nach London«, antwortete meine Exgattin leichthin. »Chris hat dort Freunde, so sparen wir uns das Hotel. Ein bisschen rumbummeln, Museen, shopping, easy living.«
    »Schön«, sagte ich.
    »Du solltest auch mal ausspannen. Du siehst gar nicht gut aus, richtig grau im Gesicht, und dann diese dunklen Ränder unter den Augen. Entschuldige, wenn ich das so direkt sage.«
    »Kein Problem«, tröstete ich sie. »Viel Arbeit, wenig Schlaf.«
    »Man merkt, dass du älter wirst.«
    »Ja. Früher haben mir Tritte in die Rippen und eine Ladung Betäubungsmittel ins Gesicht weniger ausgemacht.«
    Abschätzig zog Imke einen Mundwinkel hoch. »Immer noch dieselben Scherze. Das passiert bestimmt nicht jeden Tag.«
    »Nicht jeden Tag, aber es kommt vor.«
    »Dann würde ich mir an deiner Stelle ernsthaft Gedanken machen, den Beruf zu wechseln. Mein Gott, Georg, du hast doch das Potenzial. Du warst mal Rechtsanwalt. Hast du es nötig, dich mit miesen kleinen Schlägern abzugeben?«
    »Eigentlich nicht«, gab ich zu. »Bloß, wenn ich mir den Arbeitsmarkt angucke, stehen die Chancen für eine lukrative Zweitkarriere nicht besonders gut.«
    »Du willst nicht, Georg, das ist es. Du möchtest leiden, du bist gerne ganz unten. Du hast dich, wenn dir die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten eröffnet wurde, schon immer für die schlechtere entschieden.«
    Das saß. Zum Glück hatte auch Sarah eine Entscheidung getroffen, sodass mir die Fortsetzung der Diskussion erspart blieb. Mit dem weißen Kaninchen, dem rosa Schwein und der gepunkteten Giraffe kam meine über alles geliebte Tochter aus ihrem Zimmer. Ich strich ihr übers blond gelockte Haar. Neuerdings trug sie eine Haarspange.
    »Und was habt ihr beiden vor?«, fragte Imke.
    »Och, wir werden ein paar Spielplätze unsicher machen und das eine oder andere Eis verputzen«, log ich. Der Ärger, den ich unweigerlich bekommen würde, konnte noch bis Montagabend warten.
    »Stopf sie nicht mit Süßigkeiten voll! Und schlepp sie nicht in verräucherte Kneipen!«
    Ich versprach, an alles zu denken. Dann half ich Sarah beim Tragen der gepunkteten Giraffe und des rosa Schweins und verstaute die Kleine im Kindersitz auf der Rückbank des geleasten Firmen-Audi.
    »Warum darf ich nicht mit nach London?«, fragte Sarah.
    »Das hättest du deiner Mutter vorschlagen sollen.«
    »Können wir nicht auch nach London fliegen?«
    »Ich kann mir keinen Flug nach London leisten. Ich kann mir nicht mal ein freies Wochenende leisten.«
     
    »Das ist Aische«, sagte ich zu Sarah. »Kennst du sie noch?«
    Aische war Inderin und lebte seit zwanzig Jahren in Deutschland. Sie hatte pechschwarze Haare und eine olivfarbene Haut. Skeptisch betrachtete Sarah die Frau, die sie mit ausgestreckten Armen anlächelte. Dann schüttelte sie energisch den Kopf.
    »Du warst schon mal bei ihr. Vor langer Zeit, da warst du noch ein Baby. Aische wird heute auf dich aufpassen. Ich muss nämlich noch ein bisschen arbeiten, weißt du. Aber heute Abend machen wir was zusammen, das verspreche ich dir.«
    Sarah fing an zu weinen. Trotzdem war ich sicher, dass es sich um die bessere Möglichkeit handelte, verglichen mit der Alternative, sie während der Ermittlungen auf dem Arm zu tragen.
     
    Ich fuhr mit Sigi nach Coesfeld. Wir nahmen die Autobahn bis Nottuln, dann die B 67. Coesfeld war Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises, der zusammen mit drei anderen Landkreisen und Münster die europäische Miniregion Münsterland bildete.
    Die B 67 durchschnitt eine grüne Landschaft. Hier, im westlichen Münsterland, kannte man keine Industrie. Zumindest schufteten in den lang gestreckten Hallen, die abseits der Straße standen, keine Menschen. Dass Hühner im Akkord Eier legen mussten und Mastschweine sich, ohne je die Sonne gesehen zu haben, so schnell wie möglich in Schnitzel und Würste verwandelten, fiel volkswirtschaftlich unter die Rubrik Landwirtschaft.
    »Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich«, brach Sigi das Schweigen.
    »Warum sollte ich?«
    »Na, ich hab dich in den letzten Tagen ziemlich hart rangenommen.«
    »Jetzt, wo du es sagst …«
    »Ich meine, ihr habt Scheiße gebaut, du und Koslowski. Und ich bin nun mal die Chefin. Ich kann nicht einfach darüber hinweggehen, nur weil du die Detektei gegründet hast und ich vor

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