Das scharze Decameron
gehen.« Sie gingen. Wo sie durch die Straßen kamen, liefen die jungen Männer weg. Der Mann lachte.
Der Mann kam zu Edsu Edegi zurück. Edsu Edegi sagte: »Du bringst deine Frau wieder mit? Erzähle mir!« Der Mann erzählte alles. Edsu Edegi schenkte ihm zwei Sklaven und zwei Pferde, damit er bei ihm bliebe. Edsu Edegi sagte: »Ich danke dir; ich habe einen klugen Mann kennengelernt.«
Ainichthem
Kabylen
Ainichthem wörtlich: »was er gemacht hat«
Das wird von Simoa dem Sohne Abids (Simoa ben Abid) erzählt und dieses soll wahr sein.
Man sagt, daß Simoa, der Sohn Abids, als er achtzehn Jahre alt war, so schön war wie sonst kein Mann. Bis zu diesem Alter war er immer daheim, hatte noch nichts erlebt und wußte nicht, welche unbezwingliche Stärke er in seinen Geschlechtsteilen hatte. Als aber Simoa achtzehn Jahre alt war, sagte er: »Nun werde ich wandern.« Simoa ben Abid nahm also Abschied und verließ seinen Ort.
Simoa wanderte. Als er am ersten Abend seiner Wanderschaft sich gerade am Wege zum Schlafen niederlegen wollte, hörte er Musik. Die Musik kam aus einer Stadt, die ganz nahebei lag. Als Simoa das sah, legte er sich nicht nieder, sondern ging bis in die Stadt.
Simoa kam in die Stadt. In der Stadt war ein Fest. Die Leute tanzten. Simoa mischte sich unter die Tanzenden. Alle Tanzenden traten zur Seite. Noch niemals hatte jemand in dieser Stadt einen so schönen Mann so schön tanzen gesehen. Die jungen Mädchen stießen einander mit den Ellbogen an und kicherten. Die jungen Frauen flüsterten einander zu: »Daß er mit uns schliefe.« Die alten Frauen sagten (vor sich hin): »Daß wir doch nicht schon so alt wären!«
Simoa hielt im Tanze an. Die Leute riefen: »Hör' nicht auf! Tanze weiter!« Simoa sagte: »So bringt mir den Fußring für den Fuß! Bringt mir Armringe für die Arme! Bringt mir den Stirnschmuck für die Stirne! Bringt mir Brustschmuck für die Brust! Bringt mir Frauenkleider aus Seide! Wenn ihr mich hiermit kleidet, will ich euch einen Tanz aufführen, wie ihr ihn noch nicht gesehen habt!«
Die Leute brachten ihm seidene Frauenkleider. Sie brachten Brustschmuck, Stirnschmuck, Armschmuck, Fußschmuck, Simoa ben Abid legte alles an. Simoa legte von allem das Schönste an. Die jungen Mädchen kicherten. Die jungen Frauen blickten ihn an. Die alten Weiber gingen vorüber und stießen ihn mit den Ellbogen an. Simoa ben Abid war schöner als irgendeine Frau im ganzen Orte.
Simoa ben Abid rief: »Ich bin fertig. Spielt jetzt meine Melodie. Singt mein Lied. Singt das Lied: ›Simoa ben Abid läuft fort. Gott segne dafür Simoa ben Abid!‹« Die Geiger strichen über die Fiedeln, die Trommler schlugen auf die Tamburins. Die Leute sangen alle im Kreise: »Simoa ben Abid läuft fort! Gott segne dafür Simoa ben Abid! – Simoa ben Abid läuft fort! Gott segne dafür Simoa ben Abid!«
Simoa ben Abid tanzte. Simoa tanzte rechts. Simoa tanzte links. Simoa tanzte. Die Frauen schrien ihm gellend zu. Die jungen Mädchen trippelten auf der Stelle und preßten die Hände zusammen. Die jungen Frauen preßten die Beine zusammen und die Hände gegen die Brust, die alten Weiber wackelten mit den Hintern. Alle blickten auf Simoa ben Abid und sangen: »Simoa ben Abid läuft fort! Gott segne dafür Simoa ben Abid.«
Simoa tanzte, Simoa sprang auf, Simoa sprang durch die Straßen in den Busch. Simoa riß die Kleider hoch und sagte (bei sich): »Alle diese haben mein Entlaufen gesegnet. Gebe nun Gott, daß ich durch schnellen Lauf mir diesen schönen Schmuck rette!« Die Leute liefen hinter Simoa her. Simoa verschwand ihnen im Busch. Die Leute sagten untereinander: »Wenn wir ihn auf freier Straße im ersten Lauf schon nicht einholen konnten, so wird das im Busch und nachher überhaupt nicht möglich sein.« Die Leute gaben die Verfolgung auf und kehrten in ihre Stadt zurück.
Simoa ben Abid setzte seinen Weg fort. Simoa kam in eine andere Stadt. Er ging durch die Straßen. Alle Männer und Frauen sahen Simoa an. Alle Männer sagten: »Eine so schöne Frau habe ich noch nicht gesehen.« Alle Frauen sagten: »Eine so schöne Frau habe ich noch nicht gesehen.« Simoa ging durch die Straßen. Es regnete. Simoa fror, Simoa sah sich nach einer Unterkunft um. Er kam an einem großen Hause vorbei.
Simoa sah zu dem Hause empor. Aus dem vergitterten Fenster des Hauses sahen einige sehr schöne Mädchen heraus. Die Mädchen sahen auf Simoa. Simoa sah die Mädchen. Simoa blieb stehen. Simoa setzte sich auf
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