Das scharze Decameron
sorgen, daß deine Frau dich bis an dein Lebensende in Ruhe läßt. Dies darfst du ihr aber nicht sagen, sonst wird sie dich nach dem Charakter der Frauen doppelt plagen.« Der Agellid sagte: »Es soll mir recht sein. Warte hier: ich will sehen, ob ich euch Arbeit geben kann.«
Der Agellid ging zu seiner Frau und sagte: »Da sind drei junge Leute, die suchen eine Stelle, wo sie jeder ihre Arbeit verrichten können. Der erste Bruder ist Maurer. Der zweite Bruder ist Holzschnitzer.« Die Frau sagte: »Was sollen wir mit den Leuten? Es ist alles in Ordnung und reichlich.« Der Agellid sagte: »Das ist auch meine Ansicht. Der dritte Bruder ist ein Nsäni.« Die Frau sagte: »Was sagst du? Ein Nsäni? Beim Halse meines Vaters, ich habe mir schon lange einen Nsäni gewünscht, der sein Handwerk versteht. Ja, für den ist eine gute Menge Arbeit zu verrichten. Behalte auch den Maurer und Schreiner; sie können in deinem Hause noch manches arbeiten. Beaufsichtige sie nur gut und beobachte, soviel du kannst, ihre Arbeit, daß nichts Ungehöriges vorkommt oder dir Gehöriges fortkommt. Den Nsäni aber sende zu mir, ich will es auf mich nehmen, ihm viel Arbeit und eine gute Aufsicht zuteil werden zu lassen. Laß nur in der Kammer neben mir ein gutes Lager aufschlagen.« Der Agellid sagte: »Fürchtest du denn nicht, daß der Nsäni dich belästigen könnte?« Die Frau lachte und sagte: »Man sieht, du bist alt, sonst würdest du wissen, daß man einen Nsäni, wenn er gute Arbeit verrichten soll, immer möglichst nahe bei den Frauen schlafen lassen muß, weil sonst mit seiner Arbeit nichts wird.«
Der Agellid ging zurück und sagte zu dem Nsäni: »Ich werde euch allen drei Arbeit geben. Geh du nur zu meiner Frau, sie wird dir Arbeit geben, und vergiß dein Versprechen nicht. Wenn du dein Versprechen hältst, will ich dich reichlich beschenken.« Der Nsäni sagte: »Ist deine Frau sehr alt?« Der Agellid sagte: »Sie ist in dem Alter, in dem die Frauen am schlimmsten sind. Sie wird es dir schwer machen, deine Arbeit zu ihrer Zufriedenheit zu verrichten.« Der Nsäni sagte: »Ich werde sehen, was ich machen kann.«
Der Nsäni kam zu der Frau. Die Frau war nicht mehr jung. Die Frau begrüßte den Nsäni und sagte: »Du bist also ein Nsäni?« Der Nsäni sagte: »Gewiß bin ich ein Nsäni.« Die Frau sagte: »Ich komme in die Jahre, in denen eine Frau noch einmal Freude an ihrem Körper hat und sich danach sehnt, noch einmal zu wiederholen, was ihr im Leben Freude gemacht hat, ehe es aus ist. Willst du mein Nsäni sein? Wenn du mit mir alles wiederholst, was ich erlebt habe, so daß ich nachher keine Wünsche mehr habe, so will ich dir etwas schenken, was sehr kostbar ist. Ich habe ein Pferd aus Gold, mit goldenem Sattel und goldenem Zaumzeug. Dies will ich dir dann schenken.« Der Nsäni sagte: »Sieh zu, ob du für einen Monat genug Essen im Hause hast. Wenn das der Fall ist, schließe die Tür und komm.«
Nach einem Monat öffnete die Frau die Tür ihres Hauses. Die Frau gab ihm das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug und sagte: »Ich danke dir. In diesem Monat hast du mich alles noch einmal wiederholen lassen, was ich im Leben an Freude hatte. Du hast mich so müde gemacht, daß ich bis an mein Lebensende schlafen möchte. Mein Mann soll mir nicht wieder nahekommen. Du hast dein Geschenk reichlich verdient. Hab' Dank.« Der Nsäni nahm Abschied und sagte: »Ich werde gehen, wenn es mir auch nicht leicht wird, denn du hast mehr von mir verlangt, als sonst viele Männer leisten können. Nun aber weiß ich auch, daß mir in meinem Berufe nichts mehr vorkommen kann, das ich nicht zu bewältigen imstande sein werde.«
Der Nsäni ging zu dem Agellid. Er sagte zu dem Agellid: »Gib mir das Geschenk, das du mir versprochen hast.« Der Agellid sagte: »Du hast es verdient. In dem ganzen Monat hat meine Frau mich in Ruhe gelassen.« Der Nsäni sagte: »Deine Frau wird dich überhaupt in Zukunft in Ruhe lassen.« Der Agellid sagte: »Wie hast du das erreicht?« Der Nsäni sagte: »Der Schmied und der Nsäni taugen nichts, wenn sie über ihr Handwerk sprechen.« Der Agellid schenkte dem Nsäni zweihundert Duro in Gold und ließ ihn gehen.
Der Nsäni kam zu seinen Brüdern. Seine Brüder sagten zu ihm: »Wir wollen hier nicht länger bleiben. Wir erhalten vom Agellid unser Essen, aber nicht mehr.« Der Nsäni sagte: »Ich bin mit meiner Arbeit fertig, also bin ich auch damit einverstanden, daß wir an einen
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