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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Zwergen.
Rodario rieb sich die schmerzenden Hände, auf deren Innenseiten sich Schürfwunden abzeichneten. »Samusin, Gott des Ausgleichs, ich danke dir«, betete er knapp. Dann bemerkte er Franeks Leichnam und das schwarze Blut, das zum Eingang hereingeflossen kam. Neben ihm klickte es vernehmbar, und das Gitter saß fest an der alten Stelle. »Hussa! Gelobt sei Vraccas: Da kommen noch mehr Schwarzaugen!«, vernahm er Ingrimmschs glückliche Stimme. »Gelehrter, dieses Mal sind sie mir, verstanden? Ich kann dir nicht die ganze ... Gelehrter! GELEHRTER!« Gleich darauf erklangen laute Schreie und das Krachen von Waffen, die gegeneinanderschlugen. »Jetzt hat er es schon wieder getan!«
Rodario stemmte die Hände in die Hüften, holte Luft und zog sein Schwert. Es hatte etwas für sich, kein Held zu sein. Dummerweise betrachtete er sich als einen solchen, und Helden hatten Kämpfe zu bestehen.
Er folgte den Zhadär, vor ihm liefen Mallenia, Coira und Slin, und vorneweg rannten Balyndar und Ingrimmsch den Korridor entlang. Tungdil sah er nirgends, dafür hörte er anhaltendes Scheppern und Schreien aus einem anderen Gang.
»Wieso erklärt mir niemand, was vor sich geht?«, lamentierte er in bester Schauspielermanier und beeilte sich, um den Anschluss nicht zu verlieren. Sie eilten in lockerem Trab durch die Gänge des Zwergenreichs, immer auf der Hut vor einer Begegnung mit LotIonan, dem letzten Famulus Vot oder den Albae. Das taten sie nach Ingrimmschs Schätzungen bereits mindestens drei Umläufe lang. Begegnet war ihnen jedoch nichts und niemand.
Die Albae, welche von Tungdil im Alleingang niedergemacht worden waren, hatten nicht zur Hauptstreitmacht gehört; anscheinend war es ein Spähtrupp gewesen, der es an Vot und Bumina vorbei in die Stollen geschafft hatte. Sie wollten sicherlich Bumina töten,ehe sie neue Kräfte schöpfen konnte, und sind uns dabei in die Arme gelaufen. Er grinste. Gut so! Ingrimmsch war aber immer noch wütend auf Tungdil, der nicht weniger als fünfundzwanzig Albae allein und in Windeseile getötethatte. Es schien ihm keinerlei Mühe zu bereiten, auch seine Einschränkung durch den Verlust des einen Auges zählte nicht. Ingrimmsch musste sich eingestehen, dass Tungdil ihm im Gefecht weit überlegen war, was die Handhabung der Waffe, die Schnelligkeit und Wendigkeit anbelangte. Früher hatten sie sich einigermaßen gleichauf befunden, doch an diesem Umlauf wurde ihm bewusst, dass er sich mit seinem Freund nicht mehr messen konnte.
»Nach rechts«, befahl er und führte die Gruppe in den ehemaligen Thronsaal. Die Pracht und die Würde waren vergangen, hier hatten die Famuli einige Experimente an den Höhlenwänden versucht und etliche Säulen zum Einsturz gebracht, die einst in schwindelnde Höhe emporgeragt hatten. Die in Stein gehauenen Kampfszenen an den Wänden aus der Geschichte des Zwergenvolkes wiesen Löcher und Brandflecken auf, umgestürzte Kohlebecken und Leuchter lagen umher.
Auch der Tisch für die Stammeskönige und die kunstvoll gemeißelten Steintribünen dahinter für die Clananführer waren zertrümmert worden; der eindrucksvolle Marmorthron, auf dem einst Gundrabur Weißhaupt gesessen hatte, war unter der Wucht eines Zaubers zersprungen. Ein Sinnbild für die verlorene Macht der Zwergenstämme.
Ingrimmsch hatte eigentlich gehofft, dass LotIonan hier sein Refugium errichtet hatte. »Das geht so nicht«, sagte Rodario, dem die hängenden Schultern des Zwerges aufgefallen waren. »Wir können zyklenlang durch das Gebirge streifen, ohne den Magus ein einziges Mal zu Gesicht zu bekommen.«
»Was bleibt uns denn anderes?«, gab Slin zurück und schaute Coira an. »Sagtest du nicht, dass du einen Zauber kennst?«
»Um ihn zu finden?« Sie verneinte.
Mallenia setzte sich auf ein Säulentrümmerstück. Sie machte aus ihrer Unzufriedenheit keinen Hehl. »Wir brauchen sofort einen neuen Plan. Wer weiß, wie es an der Schwarzen Schlucht oder in meinem Land aussieht?«
»Um die Albae müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Das Gift sollte inzwischen seine Wirkung getan haben. Es werden nur noch sehr wenige von ihnen am Leben sein«, beruhigte sie Tungdil. »Die wenigen Überlebenden bedeuten keinerlei Gefahr und werden von Aiphatön bald ausgelöscht sein.«»Wir hätten bei der Quelle bleiben sollen«, murrte Balyndar. »Früher oder später hätte LotIonan dorthin kommen müssen.«
»Nichts hindert uns daran, zu ihr zurückzukehren.« Ingrimmsch streckte das Kreuz und hörte seine

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