Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
der Gruppe. Aber die Geräusche von Metall, das gegen Körper schlug, die gellenden Schreie der Feinde und das hoch aufsprühende Blut, das als Gischt bis zu ihnen wehte und sie benetzte, sagte mehr als jeder Anblick. »Sie lassen uns wirklich in Ruhe«, befand Rodario verblüfft, der das Schwert schräg vor den Körper hielt und neben Mallenia stand. »Sie werfen sich wie von Sinnen gegen Tungdil!«
»Das kann ich keinesfalls zulassen! Ich will auch was abhaben!« Ingrimmsch begann seinen Angriff auf die Albae.
Balyndar folgte ihm mit der Feuerklinge, deren Intarsien und Diamanten loderten. Bei jedem Schlag zog der Axtkopf einen feurigen Schweif hinter sich her, und was die Schneide traf, wurde durchschlagen. Seite an Seite wüteten sie sich durch die Albae, die sie anfangs gar nicht beachteten, bis sich auch Widerstand gegen die Zwerge formierte. Jetzt erst war das Gefecht nach Ingrimmschs Geschmack! »Bringt mir eure Leben, ihr langen Landplagen!«, schrie er begeistert und drosch mit dem Krähenschnabel um sich. »Ihr werdet es bereuen, einen Fuß in meine Heimat gesetzt zu haben! Oh, und wie ihr das werdet!«
Verbissen lieferte er sich einen Kampf nach dem anderen, musste etliche Schnitte und Stiche hinnehmen, die ihn jedoch nicht aufhielten. Dazu befand er sich zu tief in seinem Rausch, der die Welt in ein dunkles Rot getaucht hatte und sein Blut schneller, heißer, lebendiger fließen ließ; dass er Balyndar aus den Augen verloren hatte, störte ihn nicht weiter. Er vergaß sogar die Zeit über sein erbarmungsloses Toben hinweg. Allmählich lichteten sich die Reihen, und Ingrimmsch fällte einen Alb mit schwer gewordenen Armen, indem er ihm mit dem Dorn den rechten Fuß wegzog und dem Stürzenden mit der flachen Seite des Krähenschnabels das Gesicht zerschmetterte. Da bemerkte er, dass es auch der letzte Gegner im Thronsaal gewesen war. »Ho, schon vorbei?«, tönte er und blickte sich um.Tungdil saß auf der Treppe, Blutdürster über die Knie gelegt, und schaute ins Nirgendwo. Rodario und Mallenia standen bei Coira und sahen nicht so aus, als hätten sie ihre Schwerter zum Einsatz bringen müssen; die toten Albae vor ihnen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Macht der Magie.
Slin wanderte über die toten Albae und sammelte seine verschossenen Bolzen ein, und Balyndar kniete vor einem Steinbild, die Hände auf den Stiel der Feuerklinge gelegt und die Augen geschlossen. Er betete zweifelsohne zu Vraccas, um sich für den Sieg zu bedanken.
Rings um sie herum lagen die Leichen der Albae, deren Blut sich zu einem schwarzen See sammelte und wie Tinte auf den Steinplatten stand. Das Blaue Gebirge weigerte sich, die Flüssigkeit versickern zu lassen.
»Gelehrter?«
»Er ist in seinen Erinnerungen gefangen«, sagte eine sanfte Stimme hinter ihm. Noch halb im Kampfrausch, zuckte Ingrimmsch herum und schlug zu. Der Krähenschnabel prallte gegen einen dünnen Speer. Hinter ihm stand Aiphatön. »Das war Glück«, schnaufte er.
»Das war zu langsam«, verbesserte der Kaiser der Albae freundlich. »Das wird wohl an deinen ermüdeten Armen liegen. Ansonsten hättest du mich sicherlich getroffen und getötet wie alle anderen hier, Boindil Zweiklinge.«
Der Zwerg kniff die Augen zu einem Spalt zusammen. »Ich merke, wenn man mich veralbert.«
»Das lag nicht in meiner Absicht.«
»Dass ich es merke oder dass du mich veralberst?«
»Das Veralbern.« Aiphatön nickte Ingrimmsch zu. »Verzeih mir.«
Der Zwerg winkte ab und kam sich seltsam vor, neben einem Alb zu stehen. Seine Rüstung wies keine Blutspuren auf. »Du hast dich nicht beteiligt?«
»Es ist euer Gebirge. Ich hielt es für angebracht, die Säuberung in eure Hände zu legen«, antwortete Aiphatön. »Mein Teil bestand darin, sie zu vergiften. Das machte es euch möglich, sie zu besiegen. Andernfalls hätte ich vielleicht zu euren Gunsten eingegriffen.« Sein Blick schweifte über die Leichen. »Ich war niemals einer von ihnen, auch wenn ich es einige Zyklen lang geglaubt hatte. Es war ein Fehler, den ich wiedergutgemacht habe.«Er sah zu Ingrimmsch. »Das Tor in den Süden ist nicht angerührt worden, und diejenige, welche Vot und Buminas Zauber entkamen, sind in den Gängen verendet. Die letzten Überlebenden habt ihr vernichtet.« Aiphatön zeigte auf Tungdil. »Er sollte die Rüstung ablegen. Sonst nimmt sie ihn noch mehr in Besitz.« »In Besitz?« »Du wusstest es nicht?«
Ingrimmsch griff nach seiner Wasserflasche und spülte seine trockene Kehle.

Weitere Kostenlose Bücher