Das Schicksal des Highlanders
erschienen. Wieder fragte er sich, wie er das Herz einer solchen Frau hatte gewinnen können. Er ging hinüber und löste ihre Hand aus dem Griff ihres Onkels.
»Das ist jetzt die letzte Gelegenheit, dir zu überlegen, welchen Schritt du tust, Maldie«, sagte er. »Wenn erst einmal die Gelübde gesprochen sind, kannst du diesem braunen Ritter nicht mehr entrinnen.«
Maldie lächelte, weil sie sich daran erinnerte, dass ihr Onkel Balfour ihren großen braunen Mann genannt hatte. Das machte aus Balfour fast einen gewöhnlichen Menschen, aber wie er in seinem feinen weißen Hemd und dem Plaid seines Clans vor ihr stand, wirkte er alles andere als gewöhnlich. Einen Moment lang überlegte sie, wie sie nur glauben konnte, einen solch prächtigen Laird je zufriedenstellen zu können, doch dann verscheuchte sie hastig alle Zweifel. Er sagte, dass er sie liebte, und sie liebte ihn. Sie würde ihr Leben an seiner Seite verbringen. Sie hatte genug Zeit, um in Erfahrung zu bringen, was ihn glücklich machte.
»Es ist auch für dich die letzte Gelegenheit«, sagte sie und packte seine Hand fester. »Aber wenn du zu fliehen versuchst, bedenke, dass ich sehr schnell rennen kann.«
Er lachte und streifte ihre Lippen mit einem Kuss, bevor er sich dem jungen Dorfpfarrer zuwandte. Als sie sich vor ihn knieten, warf Maldie noch einen kurzen Blick auf die Menschenmenge im großen Saal. Die Kirkcaldys und Murrays standen durcheinander, und Maldie wusste, dass die beiden Clans mehr als nur ihre Heirat verbinden würde. Eric stand neben ihrem Onkel und grinste sie an. Rasch grinste sie zurück. Dann spürte sie, wie Nigel ihren Blick fing. Das Lächeln, das er ihr schenkte, war traurig, und sie sah seine Einsamkeit. Doch sie konnte nichts für ihn tun. Sie betete, dass er über seine unglückliche Liebe zu ihr hinwegkommen würde, und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit wieder dem Geistlichen. Balfour begann gerade, seine Treue zu ihr vor Gott und seinem Clan zu geloben, und da wollte sie auf gar keinen Fall auch nur das kleinste Wort verpassen.
Balfour lachte gerade über einen von Colins Späßen, als er Nigel an seiner Seite bemerkte. Ein rascher Blick zu Colin zeigte ihm, dass der sich taktvoll zurückzog und ihn und seinen Bruder in der Menge der Feiernden allein ließ. Er hat-te offenbar erraten, dass es zwischen den Brüdern nicht zum Besten stand. Colin konnte bisweilen ein unangenehm scharfsichtiger Mann sein. Nigels ruhiger und ernster Blick machte Balfour nervös. Er hatte gehofft, dass es seinem Bruder gelingen würde, seine Gefühle für Maldie zu überwinden oder zumindest zu lernen, mit ihnen zu leben. Aber allmählich glaubte er, dass das nur ein Wunschtraum gewesen war. An Nigels Stelle wäre die Situation für Balfour die reine Folter gewesen.
»Glückwunsch, Bruder, und alles Gute!« Nigel lächelte gequält. »Und das meine ich auch wirklich so.«
»Danke. Aber das war nicht alles, was du sagen wolltest, oder?«, fragte Balfour leise und verkrampfte sich, obwohl er nicht sicher war, warum er sich vor den nächsten Worten Nigels fürchtete.
»Ich gehe.«
»Ich habe dich nicht darum gebeten.«
»Das weiß ich, aber ich muss gehen. Ich freue mich aufrichtig für dich und hege auch keinen Groll gegen dich oder Maldie. Keiner von euch hat meinen Kummer verursacht. Es liegt nur an mir. Jeder mit Augen im Kopf kann sehen, dass du sie liebst und dass sie dich liebt. Ich dachte, ich könnte mich damit abfinden und darüber hinwegkommen, aber das schaffe ich nicht, wenn ich euch beide tagaus, tagein sehen muss.«
Balfour drückte seinem Bruder kurz die Schulter. »Dich aus deinem Zuhause zu vertreiben war das Letzte, was ich wollte.«
»Du vertreibst mich nicht«, erwiderte Nigel bestimmt. »Ich schwöre es. Ich nehme mich selbst für ein Weilchen aus dem Spiel. Es wird leichter für mich, mich von diesen ungebetenen und unerwünschten Gefühlen zu kurieren, wenn ich nicht die sehen muss, die sie in mir auslöst. Ich habe nicht einmal gewagt, die Braut zu küssen. Und ehrlich gesagt, ich habe Angst davor, wozu mich die Eifersucht treiben könnte. Ich möchte nicht, dass sie zwischen uns tritt und dich oder Maldie verletzt. Ihr beide wart toleranter und verständnisvoller, als ich es verdient habe. Und das möchte ich nicht zerstören.«
»Wohin wirst du gehen?«
»Nach Frankreich. Die Franzosen geben einem Schotten gutes Geld, um gegen die Engländer zu kämpfen.« Er lächelte, als Balfour finster die Stirn runzelte.
Weitere Kostenlose Bücher