Das Schicksal des Highlanders
Herz vor Glück höher schlug. Vor genau einem Monat hatte Balfour ihr gesagt, dass er sie liebte, und sie gebeten, seine Frau zu werden. Außer der Zeit, in der sie getrennt waren und sie geglaubt hatte, er wäre für immer verloren, war dies bestimmt der längste Monat ihres Lebens gewesen. Die Tage waren rasch verstrichen, und immer mehr Kirkcaldys waren zur Hochzeit eingetroffen, aber Balfour und sie hatten sich immer seltener gesehen. Es war schnell klar geworden, dass ihr Onkel entschlossen war, sie bis zur Hochzeitsnacht voneinander fernzuhalten. Seit Tagen hatten sie nicht einmal mehr einen flüchtigen Kuss tauschen können. Und schlimmer noch, es war ihr nicht gelungen, Balfour diese drei süßen Worte noch einmal zu entlocken. Sie begann sich zu fragen, ob sie ihn wirklich hatte sagen hören, dass er sie liebte, oder ob sie es nur geträumt hatte.
Plötzlich klopfte es an der Tür, und bevor Maldie etwas sagen konnte, trat ihr Onkel ein. Sie blickte ihn fragend an, als er sich auf ihr Bett setzte. Der große, starke Mann war wirklich eine stattliche Erscheinung, und sein freundliches und gutmütiges Wesen spiegelte sich in seinem attraktiven Gesicht. Maldie war noch immer erstaunt, dass ihre Mutter glauben konnte, solch ein Mann hätte sie und ihr kleines Kind in die Kälte zurückgeschickt. Dass Margaret ihrem Kind einen solch guten Menschen vorenthalten hatte, war noch etwas, was Maldie ihr kaum verzeihen konnte. Sie freute sich darüber, ihrem Onkel ähnlich zu sein, denn sie hatte dasselbe wilde schwarze Haar und dieselben grünen Augen. Es gab ihr das Gefühl, dazuzugehören. Aber dass Colin sie und Balfour dauernd überwachte, machte sie im Augenblick nicht besonders glücklich.
»Ich habe ihn nicht unterm Bett versteckt«, sagte sie gedehnt.
Colin lachte. »Das weiß ich. Ich habe den Burschen gerade gesehen, wie er in seinem Zimmer auf und ab gelaufen ist.«
»Auf und ab gelaufen? Das heißt, dass er beunruhigt ist. Glaubst du, er hat es sich anders überlegt?«, fragte sie und verfluchte gleichzeitig ihre Unsicherheit. Sie wusste, dass die Frage unsinnig war, aber sie gab ihrem Onkel die Schuld. Dank seiner Bemühungen, sie und Balfour auf Abstand zu halten, war keine ihre Ängste durch süßes Liebesgeflüster beschwichtigt worden.
»Törichtes Kind!«, schalt Colin, doch in seinem Lächeln lag Verständnis. »Nein, er leidet wie alle Männer, die heiraten. Sag du mir nicht, dass du nicht beklommen bist, denn das würde ich dir nicht abnehmen.«
Sie lächelte matt und zuckte die Schultern. »Ich bin es, aber ich verstehe nicht, warum. Schließlich bekomme ich jetzt doch, was ich wollte.«
»Ja, und was er will, sonst hätte er dich nie aufgestöbert.« Colin schüttelte den Kopf. »So ist es eben. Euch geht es besser
als den meisten Paaren, die kaum ihre Namen kennen, wenn sie sich vor dem Priester wiederfinden. Aber egal – ihr legt vor Gott und den Verwandten die Ehegelübde ab; das ist eine ernste Angelegenheit, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.« Er stand auf und ging zu Maldie, der Jennie gerade ins Kleid half. »Geh und hilf den Frauen, Kleine«, sagte er zu dem Mädchen. »Ich helfe derweilen meiner Nichte.« Er begann Maldies Kleid zuzuschnüren, sobald Jennie den Raum verlassen hatte. Dann hielt er inne, um das herzförmige Muttermal auf ihrem Rücken zu berühren. »Das ist ein schönes Zeichen, das dir Gott da auf die Haut gemacht hat.«
»Es ist Beatons Mal«, murmelte sie. »Meine Mutter hat oft gemeint, es sei ein Zeichen des verfluchten Blutes, das in meinen Adern kreist.«
Er drehte sie, damit sie ihn ansah. »Deine Mutter war eine Närrin! Gott sei ihrer Seele gnädig, aber sie war eine große Närrin. Hast du dich nicht bei einem alten Paar aufgehalten, Beatons von ihrer Abstammung her, und waren die nicht gut und freundlich? Haben die ihren Laird etwa gemocht? Waren sie nicht in Wahrheit all das, was Beaton nicht war?«
»Nun ja, aber –«
»Kein Aber. Der Laird von Dubhlinn war eine Mistkerl ohne Herz und Ehrgefühl. Das heißt nicht, dass alle Beatons denselben Fleck auf ihrer Seele tragen. Ist der Junge, Eric, nicht auch ein Beaton?«
»Ja, die Tatsache, dass auch er dieses Mal trägt, hat ihm die traurige Wahrheit gezeigt. Aber das weißt du ja alles.«
»Ich habe den Burschen getroffen. Er ist ein feiner Junge und wird bestimmt ein guter, ehrenwerter Mann. Es wird ein Segen für die Beatons von Dubhlinn, wenn es ihm gelingt, das Recht zu
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