Das Schicksal des Highlanders
erhalten, ihr Laird zu sein. Bist du nicht stolz, eine Kirkcaldy zu sein?«
»Natürlich!«
»Nun, wie ich schon gesagt habe, gab es auch in unserem Clan üble Kerle. Wir hatten ein oder zwei Verräter, Mörder, Diebe und Männer, die keinen Funken Anstand im Leibe hatten. Und vertrau mir, auch die Murrays hatten hin und wieder ein schwarzes Schaf in ihren Reihen und werden auch wieder mal eines haben. Du kannst es einem Clan nicht übel nehmen, wenn er versucht, solche Dinge unter die Decke zu kehren. Egal, welchen Stammbaum du schüttelst, eine verdorbene Frucht wird immer dabei sein. Du bist trotz deiner Eltern ein feines Mädchen geworden. Sei stolz darauf!«
Tränen erstickten ihre Stimme, und sie errötete, als sie zu ihrem Onkel hochblickte und die tiefe Zuneigung sah, die seine Augen milde machte. »Danke, Onkel!«, war alles, was sie herausbrachte.
»Man hat dir nicht oft gesagt, dass du ein wertvoller Mensch bist, nicht wahr, Mädchen?«, fragte er und schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht wichtig.«
»Oh, doch, das ist sehr wichtig. Man muss einem Kind von Zeit zu Zeit sagen, was es wert ist, wenn es an Geist und Körper gesund und stark heranwachsen soll. Weil man dich zu wenig wertgeschätzt hat, fürchtest du so rasch, dass es sich dein großer brauner Mann anders überlegt und dich nicht heiratet.«
»Mein großer brauner Mann?«, murmelte sie und musste sich ein Lächeln verbeißen.
»Ja, ich habe noch nie so viel Braun an einem Mann gesehen: braune Haare, braune Augen, braune Haut. Ich hoffe, er trägt nichts Braunes, wenn er vor dem Priester steht, sonst halten wir ihn für einen Holzklotz.«
»Onkel«, rief Maldie und gab ihm lächelnd einen Klaps auf den Arm. »Sei nicht so gemein! Er ist ein hübscher Mann!«
Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie aus dem Zimmer. »Das ist er, Mädchen, und er hat sich eine hübsche Braut ausgesucht. Eine der hübschesten in ganz Schottland.« Er blinzelte ihr zu. »Und du wirst hübsche braune Kinder bekommen.« Er lachte, als sie rot wurde. »Du solltest dich jetzt besser sputen, sonst denkt dein Bursche noch, dass du deine Meinung geändert hast und in die Berge geflohen bist.«
»Mittlerweile sollte sie hier sein«, murmelte Balfour und ging nervös vor dem kleinen Altar auf und ab, der sich am anderen Ende des großen Saals befand.
Nigel, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte, verdrehte die Augen. »Ihr Onkel holt sie. Er weiß, was zwischen dir und Maldie vorgegangen ist, und wird weder ihr noch dir erlauben, jetzt noch einen Rückzieher zu machen.«
»Darauf würde ich nicht wetten. Sie braucht dem Mann bloß schöne Augen zu machen, und schon lässt er sich von ihr bis an die Pforten der Hölle führen.« Als Nigel lachte, musste auch er leise lächeln, wurde aber gleich wieder ernst. »Immer, wenn sie ihr Onkel ansieht, frage ich mich, wie ihre närrische Mutter sie nur vor einer solchen Familie verbergen konnte. Im letzten Monat habe ich zwar mehr von ihnen gesehen, als mir lieb war, aber nie hat einer das Mädchen ob ihrer unehelichen Geburt kalt behandelt oder verurteilt. Wie konnte eine Frau ihre Verwandten nur so wenig kennen und sie so falsch einschätzen, dass sie lieber eine Hure wurde und versucht hat, auch ihr Kind dazu zu machen, als ihre Familie um Hilfe zu bitten?«
»Aus Stolz! Aus übermächtigem Stolz. Das sagt mir das wenige, was ich über die Frau gehört habe«, antwortete Nigel. »Anscheinend war ihr ein solch trauriges Leben lieber, als beschämt und schwanger nach Hause zurückzugehen. Außerdem hat sie sich bei ihren Leuten auch nicht gerade beliebt gemacht, und das hat dann wohl den Ausschlag gegeben. Wenn du dich immer so benommen hättest, als ob du etwas Besseres wärst als die Menschen um dich herum, dann würdest du sicher nicht wollen, dass sie sehen, dass dem nicht so ist. Aber das ist nichts, was du oder sonst jemand je verstehen kann. Zum Glück hat Maldie den Stolz und die Idiotie ihrer Mutter überlebt, und noch dazu sehr gut. Und nun denk lieber an deine Hochzeit, denn hier kommt die Braut!«
Als Balfour zu Maldie blickte, zog er scharf die Luft ein. Sie trug das weiche grüne Kleid, das er für sie hatte anfertigen lassen. Es passte ihrem schlanken Körper wie angegossen, und die satte Farbe schmeichelte ihr. Ihr dichtes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern, geziert von grünen Bändern. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Noch nie war sie ihm so wunderschön
Weitere Kostenlose Bücher