Das Schicksal des Highlanders
Er zwinkerte ihr zu. »Damit ist doch jetzt alles klar, oder?«
Sie grinste und schüttelte den Kopf. »Oh ja, sehr klar!«
Er wickelte sein Plaid um sich, dann meinte er ziemlich ernst: »Wir teilen eine einzigartige Leidenschaft, Mädchen, und ich muss gestehen, dass ich sehr gerne wagemutige Dinge mit dir ausprobiere. Aber du musst mir sagen, wenn ich etwas tue, was du nicht magst.«
Maldie errötete. Sie senkte den Kopf und erwiderte leise: »Gewiss. Doch denk daran, was meine Mutter war, und habe Geduld mit mir! Wenn mir etwas, was wir tun, ausgesprochen gut gefällt, beschleicht mich manchmal die Angst, dass es mich als Hure kennzeichnen könnte.«
Er hob ihr Gesicht und gab ihr einen Kuss. »Eine Hure hat im Allgemeinen wenig Gefallen an dem, was sie tut. Ihr gefallen hauptsächlich die Münzen, die sie dafür bekommt. Du wirst nicht zur Hure, wenn du Lust empfindest, Maldie. Schäme dich nicht für deine Lust, zumal du sie mit mir teilst!«
Seine Worte trösteten sie etwas, doch sie glaubte auch, einen sonderbaren Ton in seiner Stimme vernommen zu haben. Doch dann sagte sie sich, dass es wohl die Verlegenheit war, die noch immer in ihr rumorte und sie Dinge hören ließ, die gar nicht gesagt worden waren. Balfour war kein Mann, der etwas sagte und etwas anderes meinte.
»Nun zieh los und verrichte deine Arbeit, sonst glauben die Leute in Donncoill noch, dass ich dich weggezaubert habe!«
»Heute wäre ich wirklich versucht, mich von dir wegzaubern zu lassen. Ich habe überhaupt keine Lust, vor meine Leute zu treten. Seit der Hinrichtung ist es in Donncoill beunruhigend still.«
»Natürlich. Aber was erwartest du? Nur wenige Menschen genießen einen solch grausamen Anblick. Und vielleicht sind die anderen genauso traurig wie du, dass einer der ihren ein solches Verbrechen gegen den eigenen Clan begangen hat.«
Balfour nickte zustimmend; Maldie hatte wahrscheinlich recht. Mit gestärktem Selbstvertrauen ging er hinaus, um sich seinem Clan zu stellen. Er wünschte nur, er könne ebenso viel Vertrauen in Maldie haben.
Die Vorstellung, möglicherweise von ihr betrogen zu werden, war äußerst schmerzhaft, doch sie löste auch eine gewisse Wut in ihm aus. Er hatte sich im Handumdrehen von ihr umgarnen lassen wie ein grüner Junge. Sie musste nur freundlich lächeln, und schon kam er angerannt. Obwohl er sicher war, dass es kein anderer so sah, war es ihm doch auch peinlich. Allerdings musste er sich gleich wieder reumütig eingestehen, dass er gerne etwas Peinlichkeit in Kauf nahm, wenn er dafür in den Genuss einer solch süßen Leidenschaft kam. Aber nun war es höchste Zeit, das Herz zu verhärten und die Augen aufzuhalten. Außerdem musste er aufhören, vor der Wahrheit oder dem, was höchstwahrscheinlich die Wahrheit war, zurückzuscheuen wie ein kleines Kind vor dem Klaps auf die Hand. Maldie war eine Frau, die zu viele Geheimnisse hatte. Er musste endlich kapieren, wie gefährlich das war, und anfangen, sich entsprechend zu verhalten. Wenn sie tatsächlich eine von Beatons Handlangern war, dann würde Peinlichkeit noch eine der milderen Strafen sein, die er dafür über sich ergehen lassen müsste, dass er sich von Maldie hatte verführen lassen.
10
James schien überall zu sein, wohin Maldie auch ging; fluchend eilte sie in Nigels Schlafkammer. Seit der Hinrichtung waren zwei Tage vergangen. Von Balfour hatte sie tagsüber kaum etwas gesehen, erst nachts kroch er zu ihr ins Bett. Dafür aber hatte sie von James weitaus mehr gesehen, als ihr lieb war.
Der Mann beobachtete sie verstärkt, dessen war sie sicher. Dabei wurde ihr so unbehaglich, dass sie Magenschmerzen bekam, egal, wie oft sie sich auch sagte, dass er bestimmt nichts von ihr wusste und keines ihres Geheimnisse aufdecken konnte, es sei denn, sie verriete es ihm selbst. Jedes Mal, wenn sie ihm begegnete, wartete sie darauf, dass er anklagend auf sie zeigte und sie als Spionin und Verräterin denunzierte. Sie konnte sich noch so oft sagen, dass sie Ärger vermutete, wo keiner war, doch ihre Ängste ließen sich nicht beschwichtigen.
»Du wirkst beunruhigt«, meinte Nigel. Er saß aufrecht in seinem Bett und konnte es kaum erwarten, mit seinen Gehübungen anzufangen.
»Nein, ich bin nur ein wenig abgehetzt.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie den Arm um seine Taille legte und sie gemeinsam begannen, den Raum zu durchqueren. »Es gibt viel zu tun, jetzt, wo Grizel nicht mehr da ist. Sie war vielleicht keine gute Heilerin, aber
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