Das Schicksal des Highlanders
sein«, murmelte Nigel. »Ich habe nur noch eine Bitte.« Nigel stockte, und seine Miene verdüsterte sich
»Was denn?«, drängte Balfour. »Ich kann dir keine Bitte erfüllen, wenn du sie mir nicht nennst.«
»Was passiert mit Maldie, wenn sich herausstellt, dass sie eine Verräterin ist und für Beaton spioniert?«
An so etwas und die sich daraus ergebenden Folgen wollte Balfour am liebsten gar nicht denken, doch dann schalt er sich für seine Feigheit. »Ich weiß es nicht. Aber an den Galgen bringen werde ich sie nicht, falls du das befürchtet hast. Wir stehen alle in ihrer Schuld für dein Leben und wahrscheinlich auch für die Leben einiger anderer Verwundeter, die an jenem Tag aus Dubhlinn zurückgekrochen sind. Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich dann mit ihr anstellen werde.«
»Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf darüber, Balfour. Ich wollte nur hören, dass es ihr nicht ans Leben gehen wird. Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich mir Sorgen mache, denn du würdest ihr bestimmt nicht wehtun können, und den anderen, ja selbst James, ginge es sicher ebenso.«
»Ja, selbst James. Ich glaube, wenn sich herausstellt, dass sie Beaton hilft, werde ich sie nur festnehmen, damit sie ihm nichts mehr verraten kann, bis der Kampf vorüber ist.«
»Nun, ich bete zu Gott, dass sich nichts gegen sie findet.«
»Ich auch«, meinte Balfour und ging zur Tür. »Schon allein deshalb, weil es mich die größte Mühe kosten würde, dich davon zu überzeugen.«
Nigels Lachen begleitete ihn aus der Kammer. Balfour lächelte matt. Es fiel ihm sehr schwer, derjenige zu sein, der ein misstrauisches Auge auf Maldie hatte und sie genau beobachten und jedes ihrer Worte abwägen musste. Lieber hätte er Nigels Rolle als Maldies Fürsprecher übernommen. Es wäre ihm sogar lieber gewesen, die ganze Sache James zu überlassen, wie er es ja anfangs getan hatte. Aber all das war unmöglich. Er war der Laird und konnte sich nicht länger vor seiner Verantwortung drücken, egal, wie schwer sie ihm fiel.
Es gab eine Menge guter Gründe, in Maldies Gegenwart vorsichtig zu sein. In Anbetracht der Gefühle, die sein Bruder für das Mädchen hegte, hatte er Nigel nichts von der Sache erzählt, die ihm am meisten zu schaffen machte: Maldies Geschick in der körperlichen Liebe. Darüber konnte er mit niemandem sprechen. Es war schon fast komisch, denn Nigel war ja eigentlich der Experte in solchen Dingen und hätte seinem Bruder wahrscheinlich helfen können, Maldie zu belasten oder freizusprechen. Maldie war leidenschaftlich und teilte diese Leidenschaft völlig ungezwungen mit ihm, so ungezwungen, dass es ihm für eine Frau, die vorgab, unschuldig gewesen zu sein, fast undenkbar schien. Am meisten machte ihm zu schaffen, wie sie ihn mit dem Mund geliebt hatte. Zwar hatte ihm ihre Erklärung dafür eingeleuchtet, und er hätte ihr nur zu gerne geglaubt, aber es hatten sich auch Zweifel in ihm geregt. Fast fiel es ihm leichter, sich vorzustellen, Maldie sei ein hinterlistiges kleines Luder, das gesandt worden war, ihn in eine Falle zu locken, als zu glauben, dass eine Mutter ihrer Tochter solch intime Details erzählen könnte, wie man einem Mann Lust schenkte.
Als er in die Schlafkammer trat, die er und Maldie nun seit einer Woche teilten, zwang er sich dazu, ihr Willkommenslächeln zu erwidern. Er fragte sich, wie viele seiner Zweifel auf seine Selbstzweifel zurückzuführen waren, Zweifel daran, dass sich eine Frau so zu ihm hingezogen fühlen konnte, und wie lange er es wohl noch schaffte, ihr Interesse wachzuhalten. Noch nie hatte ihn eine solch schöne und leidenschaftliche Frau mit mehr als einem flüchtigen Blick bedacht. Aber hier saß Maldie und lächelte, als freue sie sich aufrichtig, ihn zu sehen, und als habe sie keinerlei Interesse an seinem Bruder. Sie teilte sein Bett, doch all seine Erfahrungen sagten ihm, dass sie sich eigentlich an Nigel schmiegen müsste.
»Du wirkst bedrückt, Balfour«, sagte sie leise und hielt ihm die Hand entgegen. Als er sie nahm, zog sie ihn zu sich heran.
»Ich kann an Hinrichtungen keinen Gefallen finden«, murmelte er und setzte sich auf die Bettkante. »Nach Möglichkeit wohne ich solchen Spektakeln nicht bei, aber ich habe gerade eine Hinrichtung angeordnet und musste danebenstehen, als sie vollstreckt wurde.«
Sie legte die Arme um ihn und zog ihn zu sich ins Bett. »Du musstest es tun, das haben dir sicher auch die anderen schon gesagt.« Sie zeichnete die angespannten
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